Den Gast in eine andere Welt entführen, international neue Massstäbe setzen. Es sind hehre Ziele, die sich die Hotelgruppe Tschuggen AG auf die Fahne geschrieben hat. Sie wird in den kommenden Jahren ihre vier Schweizer Hotels mit einer Mischung aus Prunk und Kunst renovieren und dabei kein Detail dem Zufall überlassen.
Stararchitekt Mario Botta hat für das «Tschuggen Grand Hotel Arosa» einen nagelneuen Wellness-Tempel entworfen, wie ihn die Schweizer Hotellerie noch nicht gesehen hat. Der Bau gleicht einem modernen Kunstmuseum. Die Eröffnung ist im Dezember 2006 vorgesehen. Den Zimmern und Suiten wird der Innenarchitekt Carlo Rampazzi einen neuen und edlen Anstrich verleihen er hat schon dem «Eden Roc» in Ascona seinen Stempel aufgerückt. Auch in den Hotels «Valsana» (Arosa) und «Carlton St. Moritz» wird geklotzt: Das «Carlton» soll für gegen 40 Mio Fr. mit einer Totalrenovation zum topmodernen Suitenhotel umfunktioniert werden. Insgesamt werden die Arbeiten an den vier Häusern weit über 100 Mio Fr. verschlingen.
Das Geld fliesst und fliesst
Wer in einer Branche mit höchst unsicheren Renditeerwartungen mit Millionenbeträgen jonglieren kann, muss schwerreich sein. Der Besitzer der Tschuggen AG, der deutsche Karl-Heinz Kipp, ist schwerreich. Das Vermögen des einst mit der Trierer Warenhauskette Massa gross gewordenen Industriellen wurde vom amerikanischen Mediengiganten Forbes im letzten Jahr auf 4,6 Mrd Dollar geschätzt. Damit befindet sich der 80-jährige Kipp unter den 100 Reichsten der Welt. Wie hoch sein Vermögen tatsächlich sei, wisse er gar nicht genau, sagte Kipp im vergangenen Jahr dem deutschen «Manager-Magazin». Andere Dinge im Leben seien ihm wichtiger.
Zum Beispiel der Kauf von Hotelpalästen in der Schweiz. Als Teenager fühlte sich Kipp in den hiesigen Gastbetrieben bereits pudelwohl, besonders im Hotel «Eden Roc» in Ascona. Als es um den Kauf des Betriebs ging, mochte er nicht lange feilschen und verdoppelte das Angebot seiner Konkurrenten flugs auf 50 Mio Fr. Als das «Eden Roc» vor fünf Jahren im Vergleich zur Schweizer Konkurrenz nur mässig klassifiziert wurde, renovierte es Kipp für über 100 Mio Fr. Seither gilt es als das beste Schweizer Ferienhotel. Der Bau eines Wellness-Tempels von Botta ist auch hier nur noch eine Frage der Zeit. Und beim «Grand Hotel» in Arosa soll neben Bottas Wellness-Kunstwerk auch eine eigene Bergbahn als Zubringer ins lokale Skigebiet errichtet werden. Über eine Haus-Skipiste verfügt das Hotel bereits.
Kipp, der im Winter in Arosa und im Sommer in Ascona residiert, dürfte der finanzielle Atem zur Pflege seines teuren Hobbys noch lange nicht ausgehen. Der Eigentümer der ehemaligen Massa-Immobilien kassiert gemäss deutschen Quellen allein dank Mieterträgen jährlich gegen 80 Mio Fr.