Die Hotelplan Group schaut auf ein desaströses Geschäftsjahr 2019/20 zurück. Die pandemiebedingten Reiseeinschränkungen machen dem Reiseveranstalter das Leben schwer. So sind die Umsätze massiv eingebrochen, nachdem bereits im Jahr davor ein moderater Umsatzrückgang resultiert hatte.

Konkret sackten die verrechneten Umsätze um 42 Prozent auf rund 809 Millionen Franken ab, wie die Gruppe am Dienstag mitteilte. Rechnet man den positiven Einfluss der 2019 erfolgten Übernahme des Online-Reiseanbieters Vtours heraus, ergibt sich auf vergleichbarerer Basis gar ein Umsatzschwund von rund 58 Prozent.

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Kunden sagen ihre Reisen ab

Hotelplan spricht vom «trübsten Geschäftsergebnis aller Zeiten» und begründet dies mit der Corona-Krise. Beinahe sämtliche Geschäftsgrundlagen seien der Reisebranche seit Beginn der Pandemie entzogen worden. Man habe die Kunden aber schadlos gehalten und sei sämtlichen coronabedingten Rückzahlungen nachgekommen.

Wegen der stetig wechselnden Quarantäne- und anderen Vorschriften der Regierungen musste Hotelplan zehntausende Rückreisen von Kunden organisieren, Reisen stornieren oder Flüge umbuchen.

Das am 1. November startende Geschäftsjahr 2019/20 hat sich laut Hotelplan noch gut angelassen. Mit der Corona-Krise sei das Reisen im März aber abrupt gestoppt worden und in den Folgemonaten nur eingeschränkt möglich gewesen.

Finanzielle Schützenhilfe der Migros

Der drastische Umsatzrückgang sowie die Rückzahlung von Kundengeldern haben laut Hotelplan zum schlechtesten Jahresergebnis der Geschichte geführt. Der Migros-Genossenschafts-Bund als Besitzer musste dem klammen Reiseveranstalter deshalb mit der Sicherstellung der Liquidität unter die Arme greifen.

Gelitten haben alle Teilbereiche von Hotelplan. Der Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan Suisse hat mit 212 Millionen Franken weniger als die Hälfte des Umsatzes des Vorjahres erreicht, trotz des Ausbaus von Ferienangeboten in der Schweiz. Entsprechend wurden auch Filialen geschlossen und Stellen abgebaut.

Hotelplan strich 170 Schweizer Jobs

Insgesamt wurden 425 der gesamthaft 2'277 Jobs der Gruppe gestrichen, wie bereits Ende Juni kommuniziert wurde. In der Schweiz betraf es rund 170 von knapp 1'200 Stellen. Vor zwei Wochen gab Hotelplan bekannt, dass bis Ende Februar gar 75 von 86 Filialen in der Schweiz vorübergehend geschlossen werden.

Um jeweils mehr als die Hälfte fielen auch die Umsätze der Tochtergesellschaft in Grossbritannien und der beiden Geschäftsreiseanbieter bta First Travel und Finass Reisen zurück, ebenso beim Online-Reiseanbieter Vtours.

Ferienwohnungen im Sommer gefragt

Der Ferienwohnungsvermittler Interhome hielt sich mit einem Umsatzminus von rund 30 Prozent auf 237 Millionen dagegen besser. Die Lockerungen der Reiseeinschränkungen im Sommer führten zu einer höheren Nachfrage insbesondere im jeweiligen Heimatland, was die Einbussen wegen Corona aber nur zum Teil kompensierte.

Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 ist laut Hotelplan derzeit kaum möglich. Die Lust nach Ferien sei jedoch vorhanden, was sich etwa in den Buchungszahlen von Interhome zeige, welche nur leicht hinter dem Vorjahr lägen. Entscheidend für das Reiseverhalten seien unter anderem der Erfolg der Impfstrategien und die generellen Reisebedingungen weltweit.

(awp/mbü)