Unter dem Druck der US-Sanktionen arbeitet Chinas grösster Smartphone-Konzern offenbar mit vollem Tempo am eigenen Betriebssystem. Der Name ist bereits herausgesickert: «Ark». Entsprechende Markennamen hat Huawei sowohl beim EU-Patentamt Euipo als auch in Deutschland letzte Woche schützen lassen: «Huawei Ark OS, «Huawei Ark», «Ark», «Ark OS». Die Anträge befinden sich nun im Prüfungsverfahren durch das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA).

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zuvor war der Name HongMeng für Huaweis Android-Ersatz durch die Medien zirkuliert – es war offenbar der Arbeitstitel des Projekts.

Frühestens im Herbst und spätestens nächsten Frühling soll das System auf den Markt kommen.

Zusammenarbeit mit Google hatte Vorrang

Offenbar arbeitet Huawei schon seit 2012 an einem eigenen Betriebssystem. Die Idee wurde aber nicht ernsthaft verfolgt, da die Zusammenarbeit mit Google Vorrang hatte. Nun erhielt aber das Anliegen neue Dringlichkeit, weil Google auf Druck der US-Regierung die Versorgung von Huawei-Smartphones mit Android-Updates einstellen will. Huaweis Ark soll auf Smartphones, Computern, TV-Geräten und weiteren Systemen laufen – und mit Android kompatibel sein.

In einem weiteren Antrag beim DPMA sind erste Bilder des Betriebssystems zu sehen:

DPMA Huawei

Screenshots aus einem Huawei-Patentantrag: Das eigene OS sieht Android sehr ähnlich.

Quelle: DPMA

60 Prozent schneller als Android?

Weil die Android-Apps mit dem neuen Betriebssystem kompiliert werden, soll Ark 60 Prozent schneller sein, als das Konkurrenzprodukt von Google, berichtet das Fachportal «Chip». Mit dem eigenen Betriebssystem und der ebenfalls im Zuge des Handelskonfliktes erhöhten Produktion der eigenen Kirin-Computerchips könnte Huawei bald viel unabhängiger von US-Zulieferern wie Google, Microsoft und ARM sein, schreibt die «South China Morning Post».

Zwar war bisher noch jede Alternative zu Apples iOS und Googles Android zum Scheitern verurteilt. Zu gross ist der Vorsprung der Silicon-Valley-Konzerne, vor allem bei der Zahl der Apps. So sind etwa die entsprechenden Pläne des weltgrössten Smartphone-Herstellers Samsung inzwischen wieder in der Schublade verschwunden. Auch Microsoft gab 2017 den Anspruch auf, mit Windows Phone ein Handy-Betriebssystem in den Markt zu drücken.

Westliche Ideen übernehmen und verbessern

Die Frage ist also: Kann Huawei Entwickler weltweit dazu bringen, hunderttausendfach Apps zu entwickeln, die auf Ark laufen? Immerhin: China hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass es Ideen aus dem Westen übernehmen um verbessern kann – um damit dann in einer späteren Phase sogar die westlichen Urväter zu bedrängen.

Bisher geschah dies – wie bei Facebook oder WhatsApp – unter dem Druck der «Grossen Firewall von China», der Überwachung und Zensur des Internets durch die Behörden, in deren Zuge zahlreiche westliche Dienste blockiert wurden. Nun aber sind es die USA selbst, welche ihre eigenen Firmen für 800 Millionen Internetnutzer in China aus dem Rennen zu nehmen drohen.

Klar ist jedenfalls, dass sich mit Ark die Spaltung der Techindustrie weiter vertiefen wird. Denn während das Huawei-Betriebssystem in China dank der Unterstützung des Staates gute Chancen hat, wird es im Ausland viel schwieriger werden, so ein Kommentar des japanischen Wirtschaftsportals «Nikkei». Aber falls sich Ark tatsächlich zu einem dritten globalen Player im Markt der Smartphone-Betriebssysteme entwickeln sollte, könnte sich Donald Trumps Angriff auf den Konzern am Ende als kolossales Eigentor erweisen.