Er wollte einfach etwas anderes machen als sein Vater, der im Tunnelbau tätig ist. Und das macht er nun auch. Zwar erlebt Hubertus M. Mühlhäuser auch in seiner heutigen Funktion manchmal tunnelähnliche Situationen - allerdings mit seinen Kunden, grossen Schweizer und internationalen Konzernen, denen er und seine Partner helfen sollen, wieder in hellere Gefilde der Wirtschaftslandschaft zu gelangen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Auf die Frage, ob sein Vater jeweils am Abend müde und abgespannt gewesen sei, was erklären könnte, wieso der Filius auf keinen Fall in seine Fussstapfen treten wollte, lacht Hubertus Mühlhäuser. «Das ist ja oft ein Grund, wieso Kinder nicht den Beruf des Vaters ergreifen. Ich hatte als Jugendlicher so viele Interessen und wollte einfach nicht in eine bestimmte Bahn eingezwängt werden.» So wirkt er noch heute auf Gesprächspartner.

«Ich habe zwar meine ersten beruflichen Schritte in der Firma meines Vaters gemacht, aber nicht zu lange, denn auf den Propheten im eigenen Land hört ja niemand.»

Mühlhäuser war in seinem zarten Jugendalter tatsächlich Sänger in einer Rockband. Es gibt sogar CDs und Videos aus dieser «wilden» Zeit. Kaum zu glauben, wenn man dem smart wirkenden Managing Director von Arthur D. Little gegenübersitzt.

Er wird von denen, die ihn näher kennen, als weltoffen, aber unerbittlich in der Sache geschildert. Die ideale Voraussetzung, um ein Unternehmen zu führen, das zwar amerikanische Wurzeln hat, aber stark in der Schweiz verankert ist, wo Arthur D. Little mit seinen 75 Beratern eines der drei Top-Beratungsunternehmen ist.

Gleichzeitig muss Mühlhäuser den Spagat zwischen Aufträgen aus der Schweiz und dem Rest der Welt machen, da die geographischen Grenzen vor allem bei den zahlreichen in der Schweiz ansässigen Konzernzentralen immer fliessender werden.

Zwei prägende Faktoren

«Es gibt zwei Dinge, die mich stark geprägt haben: Zum einen meine Jugend in einer noch heute intakten Unternehmerfamilie. Meine Mutter ist von ihrer Ausbildung her Lehrerin, hat ihre Karriere aber hinter die Erziehung und das Wohl ihrer Kinder gestellt und war immer für uns da sie förderte vor allem meine musische Seite. Mein Vater trennte nicht zwischen Beruf und Privatleben und brachte die Probleme des Tagesgeschäftes in die Familie. So schlimm das für manchen klingen mag, so sehr hat es mir sehr früh geholfen, auch die kleinen Probleme in einem KMU kennen und verstehen zu lernen, Wirtschaft hautnah zu spüren und ein Verständnis für Unternehmertum und die Verantwortung als Arbeitgeber zu entwickeln.»

Der zweite prägende Faktor ist seine Ausbildung, die in Kombination mit dem Faktor Familie und Familienunternehmung ein wichtiges Element seines heutigen Selbstverständnisses als Partner und Geschäftsführer in einer internationalen Beratungsgesellschaft geworden ist.

Mühlhäuser hatte sich zum Studium an der European Business School in Deutschland entschlossen mit Auslandsemestern in England und Argentinien. Diese internationale Ausbildung, gekoppelt mit den Arbeitseinsätzen in Asien und Europa für den elterlichen Betrieb, haben seinen Horizont erweitert und sind noch heute Grundlage seines persönlichen internationalen Beziehungsnetzes.

Jäger in allen Revieren

Dass er im Odenwald in Hessen aufgewachsen ist, scheint ihm ebenfalls zugute zu kommen bei seiner Beurteilung der Lage von Unternehmen. «Es ist zwar wichtig, vor lauter Bäumen den Wald noch zu sehen, doch sollte man auch wissen, welche Gewächse da so spriessen», sagt er.

In dieser Region wird sehr viel gejagt. Kaum zu glauben, dass dieser jovial wirkende Zeitgenosse Tiere totschiessen kann. Mühlhäuser erklärt geduldig, dass es Jäger braucht und dass diese dazu beitragen, ein natürliches Gleichgewicht in der freien Wildbahn herzustellen.

«Berater oder Investmentbanker werden ja häufig despektierlich als Fee-Jäger bezeichnet, deswegen kommt mir diese Leidenschaft bei meiner beruflichen Tätigkeit sehr entgegen», scherzt Mühlhäuser.

Leidenschaft ist übrigens etwas, das er vor allem bei jüngeren Schweizern heute als Arbeitgeber etwas vermisst. «Ich bin teilweise schockiert, wenn 25-jährige Absolventen von Schweizer Hochschulen bei Anstellungsgesprächen über die Work-Life-Balance sinnieren, ohne jedoch den Begriff Work jemals richtig mit Leben gefüllt zu haben.»

«Es ist mir wichtig, dass unsere Mitarbeiter Spass an ihrer Arbeit haben, stolz auf ihre Tätigkeit bei uns sind, sich mit unserer Beratungsleistung voll identifizieren und die so genannte Extrameile für unsere Kunden gehen. Nicht weil sie arbeiten sollen, sondern weil sie wollen von der Empfangsdame bis zum Partner. Ich verlange vollen Einsatz von mir selbst und meinen Mitarbeitern.»

Dass dabei auch Fehler gemacht würden, gehöre dazu und sei auch notwendig. «Allerdings ärgere ich mich ungemein, wenn sich die gleichen Fehler wiederholen.» Wenn Mühlhäuser das sagt, spürt man sofort, dass er nicht lange Federlesens macht, wenn jemand seine Erwartungen nicht erfüllt. Dabei erzählt er wenig später lachend, dass er seit fast 20 Jahren Mitglied im Golfklub ist, aber immer noch kein Handicap, sondern lediglich die Platzreife besitzt. Bei Turnieren sei er gar nicht zugelassen und müsse halt seine eigenen organisieren.

Es ist diese eigenartige Mischung aus Härte, Humor und Milde, die diesen Menschen und sein Management-Credo prägen.

Mühlhäuser ist eloquent und kann gut kommunizieren. Erträgt er aber auch starke Persönlichkeiten neben sich? Hier wird Mühlhäuser beinahe energisch und wünscht, dass dieses Porträt eigentlich ein Porträt über die Partner von Arthur D. Little und nicht ausschliesslich über ihn sein sollte.

Jung sein, aber alt aussehen

«Ich bin doch keine One-Man-Show. Alles, was wir hier in der Schweiz als Beratungsunternehmen für unsere Kunden erreicht haben, ist nicht einer oder meiner Person zuzuschreiben, sondern den Mitarbeitern und den Partnern. So strukturiert und geordnet wir nach aussen auftreten, so kreativ und teilweise chaotisch und spassig geht es bei uns hinter den Kulissen zu. Hier arbeiten Leute, die neben ihrer Arbeit mehr Bücher schreiben, als andere lesen, oder nebenher an Universitäten dozieren. Andere wiederum würden sich nie in den Vordergrund schieben. Sie geniessen es, im Hintergrund die Fäden zu ziehen Individualisten mit starkem Charakter, mit denen die Arbeit Spass macht.» Das Resultat dieses Klimas seien nicht einfach standardisierte Prozesse oder kopierte Strategien für die Kunden, sondern kreative Ideen von engagierten Köpfen.

Der Mann, der mit seinen 35 Jahren zumeist jünger ist, als die, denen er Führung oder Rat geben soll, hasst es, auf sein Alter angesprochen zu werden. «Viele Menschen setzen Alter mit Erfahrung gleich. Man muss ähnliche Situationen als intelligenter Mensch nicht hundertmal durchleben, um die richtigen Schlüsse zu ziehen, der Grenznutzen der Erfahrung ist - wie bei vielen anderen Dingen auch - abnehmend.»

Leider sähen es die meisten anders. Und dann beweist Mühlhäuser, dass er über sich lachen kann. «Jung zu sein, aber alt auszusehen ist mein Credo und spart mir auch gleichzeitig Geld für teure Schönheitsoperationen oder ein Toupet.»

In diesem Sommer wird er zum ersten Mal Vater. Klar, dass er sich darauf freut. Wie wird er mit seinem Spross verfahren, wenn dieser das Thema Work Life Balance thematisiert?

Teil eines 1000-Personen-Betriebs

Steckbrief

Name: Hubertus M. Mühlhäuser

Funktion: Managing Director von Arthur D. Little seit 2001

Alter: 35

Wohnort: Freienbach, Bäch

Familie: Verheiratet

Karriere

1993-1995: Div. Stationen im elterlichen Unternehmen

1995-1996: Freie Mitarbeit bei Arthur D. Little in Wiesbaden

1996: Arthur D. Little, Schweiz

2000: Weltweiter Leiter des Geschäftsbereichs Strategie & Organisation

Firma

Arthur D. Little wurde 1886 in Cambridge, USA, als weltweit erstes Beratungsunternehmen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT)-Professor Arthur Dehon Little gegründet und gehört heute mit rund 1000 Mitarbeitern zu den weltweit führenden Beratungsgesellschaften für das Top-Management. Im Unternehmensverbund mit dem Mehrheitseigentümer Altran Technologies und dem Technologiepartner Cambridge Consultants verfügt die Gruppe über 17000 Personen in über 30 Ländern. Im Durchschnitt werden pro Jahr zirka 2000 Beratungsaufträge in 60 Ländern ausgeführt.