Kurt Käser gibt unumwunden zu: «Wir sind ein Spezialist für das Vernichten von Geld.» Der Chef des im luzernischen Wikon beheimateten Unternehmens betont aber: «Zu unseren Aktivitäten gehören auch Lösungen zur Entsorgung von Papier, Karton, Folien, Pet, Holz oder Kehrricht.» Dem CEO ist dennoch bewusst, dass seine Anlagen zur Vernichtung von Banknoten in der Öffentlichkeit im Vergleich zum restlichen Produkt- und Dienstleistungssortiment auf das grösste Interesse stossen. «Eine Banknote ist nicht für die Ewigkeit, sondern hat einen Lebenszyklus von rund drei Jahren. Dann ist sie abgenutzt und wird automatisch aus dem Verkehr gezogen.»

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Hungrige «Banknotenwölfe»

Dazu benötigt werden Maschinen, die nach insgesamt 16 Kriterien sortieren. Der leistungsfähigste dieser «Banknotenwölfe» schafft dabei 500 kg in der Stunde. Die Noten, die er währenddessen zerschnitzelt, repräsentieren einen Wert von beispielsweise rund 125 Mio Euro.

Das Bandwurmwort «Banknotenvernichtungsanlage» klingt beinahe wie ein Geheimrezept für einen Anschlag auf die Finanzwelt. Doch die Realität hat die Fantasie längst überholt und zwar auf völlig legale Weise. Denn die Maschinen von Hunkeler sind heute in rund einem Dutzend Länder im Einsatz. Dort zugelassen werden sie von den jeweiligen Nationalbanken. Sie stellen eine wichtige Kundengruppe dar und haben jeweils andere Anforderungen an die Art und Durchführung der Banknotenvernichtung.

Damit dabei alles mit rechten Dingen zugeht, sind aufwendige Verfahrens- und Sicherheitstechniken notwendig. Es gibt mehrere elektronische Schlösser mit Sicherheitscodes zur Überwachung des Prozesses. Die Anlagen (kurz: BVA) sind zudem mechanisch und elektronisch verriegelt.

Zerkleinern und verdichten

Alle Abläufe werden automatisch dokumentiert bis zur Gewichtserfassung, wo das Gewicht der zu vernichtenden Noten dem Gewicht der vernichteten Noten entsprechen muss. Was am Ende herauskommt, sind Briketts aus Papierschnitzel. Statt eines Geldwerts haben diese dann nur noch einen Brennwert.

Seit zwei Jahren ist die sechsköpfige Unternehmensleitung zugleich auch Eigentümerin der Hunkeler Systeme AG. Möglich wurde dies durch ein Management Buyout. Vorher war die Firma eine auf Entsorgung spezialisierte Tochter der Hunkeler-Gruppe, die schwergewichtig Papierverarbeitungsmaschinen herstellt. Die BVA-Tätigkeit begann 1998. «Als Spezialist für Zerkleinerung und Verdichtung waren wir dafür beinahe schon prädestiniert», sagt Käser. Nach wie vor machen Ballenpressen, Presscontainer, Schredder oder automatische Aktenvernichter zwei Fünftel des Geschäftes aus.

Die Maschinen werden zur Entsorgung verschiedenster Materialien bis hin zu Kehricht oder Nassmüll eingesetzt. Zu den Abnehmern gehören Altstoffhändler, Werkhöfe, Industriebetriebe, Banken, Versicherungen, Hotels und öffentliche Verwaltungen. Rund 3500 Ballenpressen und über 1000 Verdichter sind gegenwärtig im Einsatz.

Kaum Serienanfertigungen

Wichtiger als das Geschäft mit diesen standardisierten Produkten ist mittlerweile das sogenannte Engineering von komplizierten Anlagen, das zur Unterstützung von Produktionsprozessen dienen soll. Es trägt 60% zum Umsatz von Hunkeler bei. Die Ingenieure projektieren kundenspezifische Systemlösungen, die anschliessend von Monteuren eingebaut und den Servicetechnikern gewartet werden. Die Fertigung der Komponenten hat Hunkeler Systeme grösstenteils an Dritte ausgelagert. «Unsere Stärke ist die Gesamtlösung aus einer Hand, von der ersten Kundenidee über die Inbetriebnahme bis zum After Sales Service», sagt Käser. Weil beinahe jeder Kunde individuelle Bedürfnisse hat, gibt es kaum Serienfertigungen.

Die Anlagen laufen in der Papier- und Verpackungsindustrie, in Druckereien, Daten- und Rechenzentren oder eben in Nationalbanken. Oft sind sie auch Teil einer grösseren Produktionsanlage. «Bei vielen Fertigungsprozessen fallen bereits grosse Abfallmengen an, die am besten gleich an deren Entstehungsort sortiert und kompaktiert werden», so Käser. Kein Wunder, sind deshalb Absaug- und Hochdruck-Luftbefeuchtungsanlagen ein weiteres wichtiges Standbein.

Seit ein paar Jahren hat Hunkeler Systeme die Fühler auch international ausgerichtet. Mit Erfolg, denn der Exportanteil am Umsatz beträgt heute 50%. Käser sieht grosses Wachstumspotenzial, gerade auch für die erwähnten BVA. «Theoretisch kommen als Kunden 167 Länder infrage», sagt Käser. So viele Staaten drucken in Eigenregie Banknoten.

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Name: Hunkeler Systeme AG, Wikon LU

Gründung: 1990

Führung: CEO Kurt Käser

Umsatz: 18 Mio Fr.

Beschäftigte: 50

Produkte: Entsorgungslogistik

internet:

www.hunkeler-systems.com