Hunziker Partner: Für gute Ideen gibts ein Halbtaxabo

Aus einer Sitzung wird auch mal eine «Laufung»

Das Bekenntnis zu diesen Zielsetzungen ist nur ein Aspekt, wie die Mitarbeiter in die Firmenprozesse mit einbezogen werden. Ein weiterer Führungsgrundsatz der Brüder Christian und Alexander Hunziker ist, die Angestellten zu selbstständigem Denken anzuregen. Mitarbeiter-Ideen sind ausgesprochen erwünscht und werden seit kurzem sogar belohnt. Wer, wie von der Geschäftsleitung vorgegeben, jeden Monat eine Idee mit Kundennutzen liefert, bekommt ein Halbtaxabo geschenkt. Zweimal im Jahr wird die beste Idee mit einem Essensgutschein für 250 Fr. honoriert.

Ungewöhnlich ist auch die Art und Weise, wie in der Firma Sitzungen abgehalten werden: Da wird schon mal eine Sitzung in eine «Laufung» umgewandelt, was bedeutet, dass die Geschäftsleitung ihre Beschlüsse bei einem Spaziergang diskutiert und fasst. Beinahe zur Regel ist es geworden, für Brainstormings jeweils eine repräsentative Auswahl der Mitarbeiter beizuziehen, also Vertreter verschiedener Altersklassen, Frauen und Männer, Ausländer und Schweizer, Lehrlinge und langjährige Angestellte.

Der Chef fühlt sich am wohlsten in Jeans und T-Shirt

Dem 49-jährigen CEO, der mit allen Angestellten in freundschaftlichem «Du» verkehrt und sich in Jeans und T-Shirt am wohlsten fühlt, liegt besonders die Weiterbildung am Herzen. Pro Jahr sind dafür rund 70 Stunden pro Mitarbeiter reserviert. Neben der jährlichen zweitägigen Klausur gibt es jeden Freitagnachmittag ein halbstündiges Bildungsmodul für alle. Dazu gehört für den Querdenker Hunziker nicht nur fachliches Wissen, sondern auch gesellschaftliches Know-how wie beispielsweise Tischsitten, Religionen oder Alkohol am Arbeitsplatz. «Diese Art von Wissensvermittlung hat zudem den Charakter eines Teambildungsprozesses. So lernen unsere Mitarbeiter zu kommunizieren. Dies wirkt sich wiederum auf die Kundenkontakte aus. Wir wollen, dass unsere Leute mit anderen Leuten gut umgehen.»

Japanischer Verkehrspolizist leitete Ökoprozesse ein

Als Vater Eugen Hunziker die Firma 1932 gründete, war eine ganzheitliche Geschäftsphilosophie noch kein Thema. Christian Hunziker erinnert sich, wodurch sein Verantwortungsgefühl für den Umweltschutz erwacht ist: Als Jugendlicher sah er in einem Magazin das Foto eines japanischen Verkehrspolizisten mit einer Schutzmaske und sagte sich: «Das kann ja nicht unsere Zukunft sein.» Kein Wunder, setzt die Hunziker Partner AG laufend ökologische Grundsätze um: Seit 2002 arbeitet sie CO2-neutral, sie verkauft ein breites Angebot an Öko-Technik wie zum Beispiel Regenwassernutzungsanlagen, Solar- und Erdenergietechnik, sie trennt den Abfall in 32 Kategorien und setzt firmenintern Kompogas- und Dieselautos ein. «Wir gehen locker in ökologische Prozesse hinein und werden profitieren, wenn die CO2-Steuer eingeführt wird», so Christian Hunziker.

Die mustergültige Führungsarbeit ist auch international aufgefallen. Obwohl Hunziker Partner AG eher klein und nur regional tätig ist, hat die Winterthurer Firma schon verschiedene internationale Preise für gute Unternehmensführung gewonnen. Sie konnte 2001 die Auszeichnung als Finalist im wichtigsten europäischen Unternehmenspreis, dem European Quality Award (EQA), entgegennehmen. 2003 folgte die Auszeichnung als EQA-Prize-Winner im Bereich KMU. Der internationalen Jury hatten vor allem die überdurchschnittlichen Ergebnisse im Bereich Kundenbeziehungen imponiert.

Den Einwand, dass durch das vielfältige Engagement das Kerngeschäft vernachlässigt werden könnte, räumt Hunziker mit einem Lächeln beiseite. Für ihn ist das nicht nur eine Frage der persönlichen Überzeugung, sondern auch ein Instrument für die Öffentlichkeitsarbeit. An Kundenanlässen werden regelmässig ökologische Themen spielerisch aufbereitet. Denn der CEO weiss, dass «kaum jemand kommt, wenn wir zeigen, wie wir ein Rohr zusammenschrauben». Dafür dürfen Kunden und Geschäftspartner an diesen Anlässen regionale Spezialitäten wie Landrauchschinken aus dem Tösstal essen. Oder miterleben, wie die Ökobilanz des ganzen Abends berechnet und ausgeglichen wird.

Im Übrigen profitierten auch die Angestellten von der Sensibilisierung für Öko-Themen, selbst jene, die anfangs vielleicht über solche Themen die Nase rümpften, erklärt Christian Hunziker. Er selbst, der sich kokett als «ungebildet» bezeichnet, weiss über den Fachbereich Ökologie mittlerweile so gut Bescheid, dass er pro Jahr an die 80 Referate zum Thema hält.

«Wenn ein Fehler passiert, stehen wir dafür gerade»

Nicht zuletzt zahlen sich die Bemühungen auch ökonomisch aus: 2003 konnte die Firma ihren Umsatz verdoppeln. Christian Hunziker ist stolz auf die tiefen Krankheits- (2001 waren es 3,7, 2002 2,8 Tage) und Unfallfehlzeiten: 2001: 0,5, 2002: 0,8 Tage pro Mitarbeitenden. Ganz nach dem eingangs erwähnten Motto kommuniziert er die Leistungen der Firma auf den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales gerne nach aussen.

Darüber gibt einmal der jährlich verfasste Nachhaltigkeitsbericht Auskunft, in dem Grundsätze, Firmenphilosophie, geplante und erreichte Ziele sowie soziale, ökonomische und ökologische Kennzahlen kommuniziert werden. Bei so viel positiver Selbsteinschätzung bleibt die Frage, ob auch Platz für Selbstkritik vorhanden ist. Christian Hunziker: «Natürlich läuft bei uns nicht immer alles wie am Schnürchen. Auch wir haben hie und da unzufriedene Kunden. Aber wenn ein Fehler geschieht, stehen wir dafür gerade.»

Firmen-Profil

Name: Hunziker Partner AG, Winterthur

Gründung: 1932 durch Eugen Hunziker

Umsatz: 11 Mio Fr.

Beschäftigte: 35

Leitung: CEO Christian Hunziker; Geschäftsleitung: Alexander Hunziker, Monika Gähler, IIyas Oeznalci

Produkte: Planung und Realisation von Sanitär-, Lüftungs-, Kühl- und Elektroanlagen

Kunden: Architekten; private, öffentliche und institutionelle Bauherren