Am Anfang stand der Käfer. Er wurde über 21,5 Millionen Mal hergestellt und war mit diesen Stückzahlen während Jahrzehnten das am meisten gebaute Auto der Welt.
Dann kam der Golf, der zweite eigentliche Volkswagen von VW. In den Nullerjahren hat er den Käfer überholt. 35 Millionen Golf hat das Unternehmen bis im Oktober 2019 produziert. Und wird in den kommenden Jahren noch weitere herstellen. Erst vor wenigen Tagen wurde der Öffentlichkeit die 8. Generation des Longsellers vorgestellt.
Der Golf ist nicht das Auto der Zukunft
Aber der Golf ist nicht das Auto der Zukunft. Jedenfalls nicht für VW. Diese Rolle soll der ID3 übernehmen. Am Montag hat Volkswagen die Serienproduktion des Elektroautos gestartet – im Werk Zwickau in Ostdeutschland.
Für den nach wie vor vom Dieselskandal gekennzeichneten Konzern markiert der Produktionsstart einen historischen Tag. «Der ID3 ist mehr als ein neues Auto», sagte Thomas Ulbrich, bei VW für E-Mobilität zuständig, an einem Festakt. «Der ID3 markiert den Start einer neuen Zeitrechnung. Für Volkswagen, aber auch für die ganze deutsche Automobilindustrie.»
Sieben weitere E-Autofabriken sind geplant
Innerhalb von wenigen Jahren will Volkswagen Millionen von Elektroautos auf die Strassen bringen. Neben Zwickau sollen sie an sieben weiteren Standorten gebaut werden - überwiegend in Europa, aber auch in den USA und in China. Geplant ist, bis 2028 rund 22 Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi und Seat auf der technologischen Plattform des ID3 zu produzieren.
Bei den Schweizern Händler werden die ersten ID3 im Frühling nächsten Jahres stehen. Als erster Schweizer wird Musiker Stress seinen ID3 bekommen – ein Modell aus der Vorproduktion. Ab Januar können Kunden das Fahrzeug konfigurieren und bestellen.
«Ein Stück Zukunftsicherung»
Die strategische Bedeutung des Fahrzeuges für VW – auch in der Schweiz unangefochtener Marktführer bei Personenwagen – ist nicht zu überschätzen. VW-Manager Ulbrich nennt das Auto denn auch «ein Stück Zukunftsicherung».
Die Ziele von VW-Manager Herbert Diess sind hochgesteckt: «Die Zukunft von Volkswagen beginnt hier in Zwickau», sagte er zum Produktionstart, dem sogar die deutsche Bundeskanzlerin als Ehrengast beiwohnte.«Es ist keine Frage mehr, ob sich das E-Auto durchsetzt. Offen ist nur, in welchen Märkten zuerst und wie schnell.» Diess kann es dabei nicht schnell und breit genug gehen: «Mit dem ID3 bringen wir das E-Auto aus der Nische in den Massenmarkt.»
Basisversion kostet 32'000 Franken
In Deutschland soll die günstigste Version des ID3 für unter 30'000 Euro zu haben sein. Er bewegt sich damit in der gleichen Preisklasse wie ein Golf mit Dieselmotor. In der Schweiz wird die Basisversion rund 32'000 Franken kosten.
Bislang habe Volkswagen rund 100 Millionen Autos verkauft, ssgte Diess zum Produktionsstart weiter. Sie seien heute für rund ein Prozent des globalen CO2-Ausstosses verantwortlich. Das müsse und werde sich ändern. Und die ID3-Plattform respektive deren Nachfolger sollen es richten. Insgesamt investiert Volkswagen in den kommenden Jahren 44 Milliarden Euro in Zukunftstechnologien, davon rund 30 Milliarden speziell in die E-Mobilität.
Ein Netz von Ladestationen
Um die E-Mobilität zu fördern, beteiligt sich Deutschland bis 2025 mit Steuergeldern am Aufbau von öffentlichen Ladestationen. «Wir haben», so Merkel in ihrer Ansprache in Zwickau, «die Zeitrahmen für die Zuschüsse bewusst bis 2025 begrenzt, damit jetzt ein Ruck durchs Land geht.» Für die Zeit danach geht Merkel davon aus, dass Ladestationen kein «Zuschussgeschäft» mehr sein werden.
Der ID3 ist nicht nur das erste E-Auto für den Mittelklasse-Massenmarkt. Er wird auch komplett CO2-neutral produziert – von den Zulieferern bis hin zum künftigen Recycling der Batterien. Noch kann VW dieses Versprechen nicht ganz einlösen, kompensiert den CO2-Ausstoss der ID3-Produktion bis dahin aber vollständig. Unter anderem fördert der Konzern in Indonesien die Wiederaufforstung von Wäldern.