Die deutsche Wirtschaft bewegt sich nach Ansicht von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn derzeit am Rande der Rezession. «Bei der Frage, ob wir im dritten Quartal eine Rezession abwenden können, steht es spitz auf Knopf», sagte der Ökonom am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. «Eigentlich zeigen die Ifo-Umfragen, dass die Reise doch nach unten geht.» Deshalb habe das Münchner Institut jüngst seine Prognose für das Wirtschaftswachstum 2014 in Deutschland von 1,3 Prozent «in Richtung ein Prozent» gesenkt.
Grund sei ein Schwächeln wichtiger Schwellenländer und deutscher Handelspartner wie China, Russland und Brasilien. «In Amerika ist die Entwicklung günstig, das ist aber auch der einzige Lichtblick und das reicht nicht aus», sagte Sinn. Die Großwetterlage in der globalen Konjunktur habe sich abermals verschlechtert, dies belaste die deutschen Exporte.
Experten rechnen im Mittel mit einem Miniplus von 0,1 Prozent
Die deutsche Wirtschaft war im zweiten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft. Folgt von Juli bis September das zweite Minus in Folge, sprechen Fachleute von einer Rezession. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine erste Schätzung dazu am Freitag. Von Reuters befragte Experten rechnen im Mittel mit einem Miniplus von 0,1 Prozent. Die Prognosen der 37 Ökonomen reichen von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,2 Prozent bis zu einem Plus von 0,3 Prozent.
In den Chefetagen deutscher Firmen herrscht ein Stimmungstief, wie der Ifo-Geschäftsklimaindex Ende Oktober zeigte. Das Barometer war unerwartet deutlich um 1,5 auf 103,2 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren gefallen. Es war der sechste Rückgang in Folge. Die Investmentberatung Sentix geht nach einer Umfrage unter knapp 1000 Börsianern davon aus, dass das nächste Ifo-Barometer wieder steigen dürfte. Sinn hingegen sagte, er wisse nicht, wie sich das Ifo-Geschäftsklima im November entwickeln werde. «Wir lassen uns überraschen.»
(reuters/ccr)