Seit 2013 ist Ikea mit einer Filiale in Rothenburg nahe Luzern in der Zentralschweiz vertreten. Der Standort war den Schweden viel wert. So bauten sie für 26 Millionen Franken nicht nur ein eigenes Möbelhaus sondern gleich ein ganzes Shoppingcenter – einen sogenannten Retail Park. Auch die Kosten für die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr mit der Verlängerung einer bisherigen Linie übernahm das Einrichtungshaus. Jährlich muss die Ikea dem Kanton Luzern zudem 420'000 Franken an den Betrieb der Buslinie zahlen, der Vertrag läuft bis 2021.
Nur drei Jahre nach der Eröffnung des einzigen Retail Parks in der Schweiz passt er aber offenbar schon nicht mehr ins Portefeuille des schwedischen Möbelkonzerns. Wie Bloomberg diese Woche berichtet, plant Ikea gut die Hälfte dieser Parks in Europa im Wert von rund 1 Milliarde Franken abzustossen – allein zwölf davon in Deutschland. Nach dem Verkauf sollen noch 25 Parks übrig bleiben.
Gemeinde überrumpelt
Unter den 27 Retail Parks, deren Verkauf geprüft wird, ist auch das «Walige Shopping» in Rothenburg. Das bestätigt Jessica Svensson, Communication Manager bei Ikea Centres Europe in Dänemark, handelszeitung.ch.
Davon weiss Rothenburg aber bisher nichts: Die Gemeindeverwaltung erfuhr vom Vorhaben Ikeas erst durch handelszeitung.ch. Dies überrascht: «Normalerweise werden wir bei solch grossen Vorhaben informiert», sagte ein Gemeindemitarbeiter. Das erst drei Jahre alte «Walige Shopping» passt nicht mehr in die Strategie Ikeas, die Einkaufszentren zu inspirierenden und familienfreundlichen Treffpunkten für viele Leute zu machen, meinte Ikea-Sprecherin Svensson.
Wer sich das Einkaufszentrum in Rothenburg anschaut, kann diese Argumentation nachvollziehen. Auf den 5700 Quadratmetern Einkaufsfläche sind momentan Ochsner Sport, Melectronics, Dosenbach, Chicoree eingemietet. Ergänzt wird das Angebot durch das Fitnesscenter One. Geschlossen wurde zuletzt die dortige Filiale der Schweizer Modekette Blackout, die nach Deutschland verkauft wurde.
Konkurrenz ist überlegen
Im Vergleich zu anderen Einkaufzentren der Region, wie etwa das Emmen-Center oder der Pilatusmarkt, bietet das «Walige Shopping» eine geringere Auswahl an Geschäften, und ausser dem Ikea-Restaurant gibt es auch keine Verpflegungsmöglichkeit. Zudem dauert die Fahrt mit dem Bus zum Ikea-Center länger als bei der Konkurrenz.
Für die meisten Besucher ist wohl die Ikea der Grund für die Fahrt nach Rothenburg. Das wird auch weiterhin so bleiben, denn auch wenn der Retail Park tatsächlich verkauft wird, die Ikea Rothenburg bleibt bestehen. Dies versicherte Sprecherin Svensson. Keine Angabe machte Ikea zu möglichen Kaufinteressenten.