Im Kanton Tessin droht 48 Poststellen das Aus. Bei 61 Filialen garantiert die Post dagegen, dass sie bis 2020 bestehen bleiben. Zusätzlich sollen 17 weitere Zugangsmöglichkeiten im Kanton geschaffen werden.

Insgesamt betreibe die Post derzeit 109 Filialen im Tessin, wie sie am Mittwoch mitteilte - Anfang des Jahres waren es noch 112 gewesen. In der Zwischenzeit wurden drei Filialen jedoch in Agenturen umgewandelt beziehungsweise ein Hausservice eingeführt, wie der Tessiner Postsprecher Marco Scossa auf Anfrage sagte. Derzeit gibt es 44 Poststellen, die als Agentur zusammen mit einem Partner geführt werden.

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«Sorgfältige Einzelfallprüfungen»

Bei den «nicht garantierten Postfilialen» will die Post «sorgfältige Einzelfallprüfungen» beginnen. Dabei stehe die Schaffung von Partnerfilialen im Vordergrund.

Ersatzlose Schliessungen von Filialen sollen gemäss der Post vermieden werden - es ist vorgesehen, dafür mit den entsprechenden Gemeinden Gespräche zu führen. Seien diese abgeschlossen, werde die Bevölkerung darüber informiert. Beim Umbau des Postnetzes sollen Entlassungen vermieden werden.

Syndicom wittert «Lohndumping»

Die Gewerkschaft Syndicom kritisierte die «Schliessungswelle» im Tessin am Mittwoch in einer Mitteilung. Syndicom fordere alle Gemeinden im Tessin und dem Rest der Schweiz dazu auf, sich entschieden gegen dem Umbau zu wehren und die Schliessungen zu boykottieren.

Die neu einzurichtenden Zugangspunkte der Post seien keine Alternative zu den bestehenden Filialen. Über die Auslagerung von Postdienstleistungen an Agenturen betreibe die Post «Lohndumping», so Syndicom.

Anfang Mai hatten 300 Personen in Bellinzona mit einem Protestmarsch von der zentralen Postfiliale der Stadt bis zum Rathaus gegen die Poststellenschliessungen demonstriert. Das Tessiner Kantonsparlament ergriff seinerseits in Form einer Standesinitiative Partei gegen mögliche Poststellenschliessungen.

Bisher schweizweit 350 Poststellen in Gefahr

Zwar habe die Post nun eine Garantie für mehr Poststellen gegeben als zunächst angekündigt, doch mittelfristig gebe es ein «konkretes Risiko», dass das Postnetz zurückgebaut werde, teilte die Tessiner Kantonsregierung am Mittwoch mit. Die Regierung will ausserdem die Tessiner Standesinitiative unterstützen, um so den Bürgern mehr Mitsprache bei der Umstrukturierung einzuräumen.

Als positiv wertet der Staatsrat dagegen, dass die Post «grosse Investitionen» in die Infrastruktur tätigen wolle.

Die Post hat - den Kanton Tessin mitgezählt - bislang die Pläne für 20 Kantone bekannt gegeben. In diesen stehen über 350 Poststellen auf dem Spiel. Ähnlich hart wie das Tessin trifft es die Kantone Bern, Solothurn, Schwyz und Jura.

(sda/gku)