Eine breitere Weitergabe von Negativzinsen an Sparer wird wahrscheinlicher. Immer weniger Schweizer Banken schliessen laut dem neuen Bankenbarometer des Beratungsunternehmens EY Negativzinsen für ihre Kunden aus.
Insgesamt hätten sich gerade noch 21 Prozent der befragten Banken kategorisch gegen eine Weitergabe von Negativzinsen an ihre Kunden ausgesprochen, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bankenbarometer.
Nach der Einführung der Negativzinsen durch die Nationalbank im Jahr 2015 hatten noch 70 Prozent eine Belastung der Sparkunden ausgeschlossen.
Negativzins-Schwellenwert
Immerhin gehen die EY-Experten davon aus, dass Kleinkunden mit Guthaben unter 100'000 Franken noch für eine längere Zeit nicht mit Negativzinsen belastet werden, wie EY-Partner Patrick Schwaller sagte.
Die Umfrage zeige aber, dass eine Mehrheit der Banken (55 Prozent) vor habe, den Schwellenwert für die Anwendung von Negativzinsen zu reduzieren. Das war deutlich mehr als im Vorjahr (33 Prozent). Derzeit warteten die Institute wohl noch auf ein Institut, dass sich als «First Mover» vorwage, glaubt Schwaller.
Noch eher «Wunschdenken» dürften dagegen negativ verzinste Hypotheken bleiben: Diese wurden von einer klaren Mehrheit (83 Prozent) der befragten Institute als nicht realistisch erachtet.
Eingetrübte Geschäftsaussichten
Entgegen den Erwartungen vieler Bankinstitute sei im vergangenen Jahr eine «Normalisierung» der Geldpolitik wieder in die Ferne gerückt, kommentiert EY. Damit sähen sich die Banken noch länger mit Negativzinsen und flachen Zinskurven konfrontiert, was die Zinsmargen weiter schmelzen lasse.
Das schwierigere Umfeld lastet zunehmend auf den Geschäftsaussichten der Schweizer Bankbranche. In der Umfrage rechnete nun bereits ein Drittel der Institute (33 Prozent) auf Sicht von zwölf Monaten mit einem Rückgang ihrer Ergebnisse.
Fast schon «dramatisch« sei der Stimmungseinbruch bei inlandorientierten Kantonal- und Regionalbanken, so EY: So erwarteten nun 44 Prozent der Kantonalbanken und 50 Prozent der Regionalbanken in den nächsten 6 bis 12 Monaten einen Rückgang ihrer operativen Ergebnisse. Dagegen zeigten sich die Privat- und Auslandbanken ähnlich optimistisch wie noch im Vorjahr.
Das EY Bankenbarometer basiert auf der Befragung von 100 Geschäftsleitungs-Mitgliedern von Schweizer Banken. Dabei handelt es sich um Privatbanken, Auslandsbanken, Regionalbanken und Kantonalbanken, zudem wurden auch die Schweizer Einheiten der Grossbanken UBS und CS befragt.
(awp/mbü)