Was gerade beim Baukonzern Implenia passiert, ist sehr seltsam. Dass neue Konzernchefs ihre Vorgänger gern als ahnungslos darstellen, ist immer wieder von neuem zu besichtigen. Doch gefährlich wird es, wenn ein Branchen-Novize (der neue Chef André Wyss) einen lange erfolgreichen Patron (Anton Affentranger) de facto zum Dilettanten degradiert.
Alarmierend auch: der Abgang des langjährigen Finanzchefs Beat Fellmann. Schon mit dem Abschreiber auf das Auslandsgeschäft im Oktober hatte ihn Wyss demontiert. Dass ein verdienter CFO, zuvor valabler CEO-Kandidat, so brachial in die Wüste geschickt wird, ist aus Investorensicht ein heftiges Warnsignal.
Grosskonzern-Optik
Was mich dann aber besonders skeptisch macht, ist die angekündigte Neuausrichtung zu einem «international führenden Baudienstleister»: Wyss kommt vom Weltkonzern Novartis und fabuliert dann auch von «strukturellen Defiziten», «nicht standardisierten Prozessen» und «fragmentierten Systemlandschaften». In Bauarbeiter-Sprache könnte man sagen: Big Corporate Bullshit.
60 Prozent des Umsatzes und 100 Prozent des Gewinns kamen im letzten Jahr aus der Schweiz, Implenia lebt vom höhermargigen Heimgeschäft und hat bisher im Ausland vor allem Lehrgeld bezahlt. Da eine internationale Matrix mit aufgeblähter Konzernleitung zu installieren, riecht brutal nach Grosskonzern-Optik.
Aktie wurde abgestraft
Das sehen offenbar auch die Aktionäre so: Mehr als 16 Prozent kostete die Strategie-Neuverkündung am Dienstag die Anleger, seit der Ankündigung der Wyss-Amtsübernahme ist der Kurs um mehr als 60 Prozent eingebrochen.
Die letzten Worte des Baggerfahrers: «Nanu? Was ist denn das für ein Metallzylinder.» Hoffentlich ist Wyss nicht Implenias Baggerfahrer.