Die Implenia-Führung nutzt die aktuelle Kursschwäche beim Baukonzern und deckt sich mit Aktien ein. In den letzten Tagen kam es zu fünf Management-Transaktionen, wie Daten der Börsenbetreiberin Six zeigen. In der Summe geht es um über 30'000 Aktien. Ihr Wert: mehr als 1 Million Franken.
Zwei Insider-Deals datieren auf den 3. Dezember. Ein Geschäft ging am 4. Dezember über die Bühne. Gestern, am 5. Dezember, kamen zwei Transaktionen dazu. Wer genau zugekauft hat, geht aus den Meldungen der Six nicht hervor. Die Angaben der Börsenbetreiberin lassen aber zweifellos darauf schliessen, dass drei Geschäfte dem Verwaltungsrat und zwei Transaktionen der Geschäftsleitung zuzuordnen sind.
Bei allen Insider-Transaktionen handelt es sich um einen Zukauf von Aktien. Das Papier hat in den letzten Tagen massiv an Wert verloren. Hintergrund sind abermalige Wertberichtigungen und eine erneute Gewinnwarnung. Implenia-Chef André Wyss, der im Oktober den langjährigen CEO Anton Affentranger ablöste, sprach Anfang Woche von 70 bis 90 Millionen Franken, die abgeschrieben werden müssen.
Schwierigkeiten im Auslandgeschäft hätten die Werteberichtigung nötig gemacht, sagte Wyss. Implenia-Präsident Hans-Ulrich Meister, einst ranghoher Banker bei der Credit Suisse, sprach von Problemen in Südbaden, Polen und Norwegen.
Rekordhoch bei den gehandelten Papieren
Die Worte von Meister und Wyss sorgten für ein Erdbeben an der Börse. Die letzten drei Tage wurden massiv mehr Aktien gehandelt als üblich. An normalen Tagen beläuft sich das Volumen auf knapp 20'000 bis 40'000 Papiere, welche die Hand wechseln. Im Schnitt der letzten drei Handelstage waren es mehr als 400'000 Aktien.
Letzten Dienstag erreichte das Volumen mit 561'000 gehandelten Papieren sogar ein Allzeithoch. Noch nie in der Geschichte der Firma war das Interesse – oder besser: Desinteresse – an der Aktie höher.
Der gefallene Superstar und das welke Margritli
Die Abwehrkämpfe, die Anton Affentranger für Implenia gegen angelsächsische Heuschrecken-Investoren erfolgreich führte, trugen ihm das Image eines Haudegens ein. Die Ankeraktionäre hielten dem Draufgänger die Stange. Affentranger präsentierte Rekord um Rekord bei den Auftragseingängen.
Aber: «Was nützen die exorbitanten Bestelleingänge, wenn sie unterm Strich nicht wirklich einschenken?», fragt «Handelszeitung»-Redaktor Bernhard Fischer in seinem Kommentar. «Ganz zu schweigen vom Unmut in der Baubranche.» Lesen Sie hier den ganzen Text.
Hans-Ulrich Meister spürt die Baisse im eigenen Portemonnaie. Er besitzt laut Angaben im Jahresbericht 2017 mehr als 22'000 Aktien. Ein Verkauf dieser Position ist bis 2021 ausgeschlossen. Anfang Jahr war sein Paket noch 1,45 Millionen Franken wert. Der Kurs damals: 65.90 Franken pro Aktie.
Kurssturz vernichtet Millionen
Nunmehr dümpelt das Papier bei knapp über 30 Franken. Der Kurs am Donnerstagmorgen kurz nach Eröffnung der Börse: 33 Franken. Gemessen an der aktuellen Bewertung der Implenia-Titel kostet das Paket des Ex-Bankers, der zu Credit-Suisse-Zeiten einfach nur «HUM» hiess, nur noch 727'000 Franken. Macht unterm Strich ein Minus von über 700'000 Franken.
Noch ärger trifft der Kursrutsch die beiden Grossaktionäre Rudolf Maag und Max Rössler. Maag ist laut Geschäftsbericht 2017 mit 1 Million Aktie der zweitgrösste Einzelinvestor. Rössler hält demnach 3 Millionen Aktien. Das Börsenmalaise der Implenia bedeutet für die beiden ein Verlust im Millionenbereich. Maag verliert zum aktuellen Kurs über 30 Millionen Franken, Rössler sogar fast 100 Millionen.
Nicht zuletzt verliert auch Anton Affentranger, die einstige Legende der Bauindustrie. Er hielt laut letzten öffentlichen Angaben eine Position von knapp 277'000 Aktien. Gegenwert Anfang Jahr: 18 Millionen Franken. Aktueller Wert: 9 Millionen Franken. Delta: 9 Millionen.