Es geht um saftige Bestechungsgelder in Höhe von 259000 Euro und mindestens 50000 Euro an die führenden und ehemaligen Infineon-Manager Andreas von Zitzewitz und Harald Eggers, derzeitiger Unaxis-Chef. Sie sollen die Hand aufgehalten haben für den Abschluss eines Agenturrahmenvertrages sowie dessen Aufrechterhaltung im Bereich Motorsport-Sponsoring. Die Zahlungen sollen zwischen 2002 und 2004 geflossen sein.

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Auf der Suche nach Geld und Beweismitteln liess am Freitag 15. Juli 2005 die ermittelnde Münchner Staatsanwaltschaft 15 Häuser und Büros in Deutschland und in der Schweiz durchstöbern. Auch im Hauptquartier bei Infineon klopften die insgesamt 100 Polizisten, Steuerfahnder und Staatsanwälte an. Ins Visier genommen wurde auch der 2004 geschasste Ex-Vorstandschefs Ulrich Schumacher, der als Zeuge befragt werden sollte, sich jedoch im Urlaub befindet.

Unaxis-Manager Eggers und Infineonmann von Zitzewitz dürften nun vor allem auf den in der Schweiz ansässigen PR-Berater Udo Schneider schlecht zu sprechen sein. Der Gründer und Chef der auf Motorsport-Sponsoring spezialisierten Vermarktungsfirma BF Consulting hatte den Stein überhaupt erst öffentlich ins Rollen gebracht. Während einer Befragung in einem Rechtsstreit mit Infineon wegen ausstehender Honorare hatte Schneider Anfang des Jahres in München von Schmiergeldzahlungen an die beiden Manager berichtet. Da war sogar noch die Rede von bis zu 300000 Euro, die von Zitzewitz erhalten haben soll. Mit dem Abgang Schumachers wollte die neue Mannschaft von Infineon unter Führung des früheren BMW-Managers Wolfgang Ziebart auch die Formel-1-Ausgaben kappen. Schneider bangte um sein Geld und plauderte.

Inzwischen scheint dem Sponsorvermittler allerdings die Sache über den Kopf zu wachsen: Auch er ist nicht mehr zu erreichen und lässt durch seinen Anwalt verkünden, dass es sich nicht um Bestechungsgelder, sondern um branchenübliche Provisionszahlungen gehandelt haben soll. Ob die Gelder steuerpflichtig gewesen seien, wisse er nicht.

Schneider ist deutscher Staatsbürger und betreibt seine Firma mit Einzelunterschrift von Fruthwilen TG aus. Als Firmenzweck werden Beratungsdienstleistungen in den Bereichen Marketing, Sponsoring, Communication und Travelmanagement angegeben. Dabei ist Schneider auch an den Boxen der Formel 1 und anderer Motorsportspektakel aktiv. Er gilt als Freund von Autohersteller Audi.

Vorwurf der Bestechlichkeit

Auf Schumachers Zeit geht das Faible für die Formel 1 zurück, das der ehemaligen Siemens-Tochter Infineon zu mehr Glanz verhelfen sollte. Schumacher und von Zitzewitz sind Motorsport-Enthusiasten. Auch Eggers, bis 2004 Chip-Manager, avancierte zum Formel-1-Fan. Der 45-jährige von Zitzewitz trat am vergangenen Wochenende von seinem Posten zurück und ist untergetaucht. Unerreichbar ist auch Eggers, der nach offizieller Auskunft nicht in der Schweiz, sondern im Ausland weilen soll.

Die deutsche Staatsanwaltschaft wirft ihnen Bestechlichkeit, Unterschlagung und Steuerhinterziehung vor, nachdem sie die Verträge gegen Zahlungen eingefädelt haben sollen. Dass sich der Verdacht der Zahlungen nach «vorsichtiger Bewertung der bisherigen Ermittlungsergebnisse» erhärtet habe, bestätigt Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld. Spätestens in zwei Wochen sollen die beschlagnahmten Akten durchgearbeitet sein. Bis dahin dürfte Halbleiterspezialist Infineon auf Schadensbegrenzung bedacht sein. Zusätzlich sickerte am Montag, 18. Juli 2005, durch, dass die Unternehmensspitze von Infineon von den dubiosen Zahlungen an ihr Vorstandsmitglied gewusst haben soll.

Beobachter glauben, dass der Korruptionsverdacht unter den Tisch gekehrt werden sollte. Dabei quälen Infineon momentan ohne hin schon grosse Sorgen. Nicht nur der Halbleitermarkt bricht derzeit wieder weg, der Münchner Konzern hat ausserdem soeben einen Patentstreit verloren und muss künftig täglich 5 Mio Euro Strafe an Daimler-Chrysler zahlen, weil der Chip-Hersteller nicht rechtzeitig liefern kann.