Luxus-Online-Händler Mytheresa steht, wie die «Financial Times» schreibt, als potenzieller Bieter für den möglichen Erwerb des E-Commerce-Unternehmens Yoox Net-a-Porter an erster Stelle. Mytheresa bekundete Interesse an dem Online-Unternehmen.
Trotz des starken Interesses der potenziellen Bieter gibt es jedoch Bedenken hinsichtlich der aktuellen finanziellen Lage von Yoox Net-a-Porter, das seit geraumer Zeit mit Verlusten zu kämpfen hat. Insidern zufolge könnten diese Verluste in den kommenden Jahren anhalten, was die Bewertung des Unternehmens erschwert und potenzielle Käufer zögern lässt.
Ein möglicher Bieter äusserte sich in der «Financial Times» vorsichtig optimistisch: «Wir sind bereit, uns diese Möglichkeit anzusehen, aber es ist unsicher, ob ein Kauf sinnvoll ist.» Ein anderer betonte, dass Yoox Net-a-Porter «sehr wahrscheinlich einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen muss».
Deutsche Unternehmen haben Interessen
Die Entwicklungen bleiben für die Branche von grossem Interesse, da sie potenziell wichtige Auswirkungen auf den E-Commerce-Sektor und den Luxusmarkt haben könnten. Der in New York an der Börse notierte deutsche Luxus-Online-Händler Mytheresa hielt sich bedeckt, als gefragt wurde, ob er ein Auge auf eine mögliche Übernahme von Yoox Net-a-Porter geworfen hat.
Allerdings betonte das Unternehmen: «Mytheresa prüft kontinuierlich Möglichkeiten, unser Geschäft auszubauen, was gelegentlich auch Fusionen und Übernahmen einschliessen kann.»
Ein weiterer Player und Kandidat für den Kauf von Yoox Net-a-Porter könnte Permira sein. Insider sagten, dass Permira möglicherweise eine Transaktion über sein Portfolio-Unternehmen Best Secret, in Betracht zieht. Best Secret ist ein Retail-Club mit Sitz in Deutschland. Richemont, Permira, Bain und Goldman lehnten eine Stellungnahme ab.
Kritische Zeiten für E-Commerce
Die Suche nach einem neuen Eigentümer für Yoox Net-a-Porter kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Leistungsfähigkeit von Luxus-E-Commerce-Websites seit der Pandemie auf dem Prüfstand steht, nachdem mehrere Konkurrenten wie zum Beispiel Matchesfashion als auch bei Farfetch implodiert sind.
Die Muttergesellschaft von Yoox Net-a-Porter, Richemont, ist seit dem Scheitern eines Deals Ende letzten Jahres, bei dem der Rivale Farfetch einen Anteil von 47,5 Prozent erwerben sollte, auf der Suche nach einem neuen Käufer. Dass der Deal platzte, lag an der finanziellen Lage von Farfetch selbst. Yoox Net-a-Porter ist seit Jahren ein Sorgenkind für Richemont, und Investoren drängen den Schweizer Konzern, es abzustossen.
Richemont hat bisher 1,8 Milliarden Euro an nicht zahlungswirksamen Abschreibungen auf das Geschäft verbucht, und die Sparte verzeichnete im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres von Richemont einen Verlust von 128 Millionen Euro.
Richmont: Der Luxusriese
Das Unternehmen Richemont, das auch Marken wie Cartier und Chloé besitzt, erwarb Net-a-Porter 2010, bevor es fünf Jahre später mit Yoox fusionierte. Dies führte zu einem schwierigen Deal und zum Abgang der Net-a-Porter-Gründerin Natalie Massenet. Eine problematische Überholung von Technologie und Logistik zog sich dann über Jahre hinweg und kostete Hunderte Millionen Euro.
Luxus-E-Commerce-Händler erlebten während der Ära des billigen Geldes einen Aufschwung, als die Zinssätze nach der Finanzkrise auf Rekordtiefs fielen, da sie davon profitierten, dass Luxusmarken nur zögerlich den Online-Verkauf akzeptierten. Die Einsparungen während der Pandemie trugen ebenfalls dazu bei, den Online-Luxusverkauf anzukurbeln.
Allerdings stiegen die Betriebskosten der Websites, während die Marken begannen, den Grosshandel zurückzufahren und die Kontrolle über ihre Online-Verkäufe erneut zu erlangen. Die langsamen Fortschritte in Richtung Rentabilität bei den meisten dieser Unternehmen dämpften auch die Begeisterung der Investoren.