Thomas Bargetzi liebt seinen Job als Interims-Manager, obwohl er viel im Flugzeug sitzt, nicht selten 14 Stunden am Tag auf Achse ist und nie weiss, wo es morgen wieder brennt in seinen Auftragsfirmen. In den letzten sechs Jahren hatte er 16 Mandate in zwölf Unternehmen aus neun verschiedenen Branchen. Zurzeit ist er gleich in drei Firmen engagiert und hetzt von einem Termin zum nächsten. Unter anderem verhilft er einem deutschen Fachverlag zum Turnaround. «Es ist wie im Marathonlauf. Es reizt mich, an die Grenzen zu gehen», sagt der 47-Jährige.

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Die 51-jährige Spezialistin für Personalmanagement, Jolanda Steiner, arbeitet seit sieben Jahren auf Interims-Basis. Sie hilft ihren Auftragsfirmen beispielsweise, neue Entlöhnungsmodelle umzusetzen, oder sorgt dafür, dass die betriebsinterne Aus- und Weiterbildung auf den neuesten Stand kommt. Kein Mandat gleicht dem anderen, in jeder Firma steht sie wieder vor neuen Herausforderungen. Die Interims-Managerin findet das so spannend, dass sie ihre Aufträge nicht gegen eine feste Anstellung tauschen würde, obwohl man ihr das schon angeboten hat.

Eine Wachstumsbranche

Auch der 59-jährige Pedro Hochmann geniesst es, in ein Unternehmen zu kommen – und zu wissen, dass er dort nicht bleiben wird. Seine Mandate dauern längstens 18 Monate. Die grössten

Vorteile: «Weil ich an internen Machtrangeleien nicht teilnehmen muss, bin ich für Mitarbeiter eine neutrale Ansprechperson und gewinne leichter ihr Vertrauen. Zudem wahre ich mir den Blick eines Aussenstehenden.»

Die drei Beispiele zeigen: Wer als Manager auf Zeit arbeitet, sucht keinen Routineposten – er hat Spass am Risiko und am Reiz des Neuen. Oft müssen Interims-

Manager in wenigen Tagen Ergebnisse vorweisen, manchmal Anfeindungen aushalten. 4000 bis 6000 Manager auf Zeit gibt es in der Schweiz, schätzt Hans-Peter Lüthi, Präsident des Dachverbands Schweizer Interim-Manager (siehe «Nachgefragt»). Die Branche dürfte seinen Angaben nach in den nächsten Jahren um mindestens 10% zulegen. Interims-Manager arbeiten in der Regel selbstständig, übernehmen ein befristetes Mandat. Vertragspartner können Unternehmen sein oder Provider: Spezialisierte Agenturen, die aus ihrem Pool geeignete Manager vorschlagen.

Fehlender Managernachwuchs

Einer der Gründe für das Wachstum der Branche: Unter hohem Wettbewerbsdruck werden Unternehmen künftig noch mehr gezwungen sein, sich für bestimmte Projekte spezifisches Know-how einzukaufen. Jolanda Steiner sieht noch einen weiteren Grund: «Weil in vielen Branchen der Nachwuchs fehlt, reisst man sich heute schon um erfahrene Führungskräfte.» Für Manager, die ansonsten in den Ruhestand gegangen wären, warten also neue Aufgaben. Sie können als «Chefs auf Zeit» ausschwärmen.

Kein Zeichen der Schwäche

Krisenkonzerne sanieren, sie profitabel machen, notfalls Leute entlassen – dieses Bild prägte das Management auf Zeit in den 90er Jahren und ist immer noch in vielen Köpfen verankert, sagt Martin Schneider von der Agentur Brainforce, die seit 1979 Interims-Manager einsetzt. Sie ist mit einem

Netz von 2500 Mitgliedern die bekannteste Agentur in der Schweiz. Sie setzt jedes Jahr 150 Interims-Manager ein. Mehr als die Hälfte ist in der Schweiz im Einsatz, davon zwei Drittel in kleinen und mittleren Betrieben. Das Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren.

Die Branche sei im Umbruch, so Schneider: In den letzten Jahren haben auch intakte kleine und mittlere Unternehmen entdeckt, dass sie vom zeitlich begrenzten Einsatz der Fach- und Führungskräfte profitieren können.

Vorbehalte gebe es dennoch, sagt er. Er werde zum Beispiel hin und wieder gefragt, ob man einem Manager auf Zeit trauen könne. Schliesslich nehme die fremde Person Einblick in heikle Bereiche.

«Wir haben schon öfter mit Interims-Managern gearbeitet und gute Erfahrungen gemacht», sagt Wolfgang Grimm, Geschäftsführer der Perlen-Converting AG. Aktuelles Projekt: Durch den Zukauf eines deutschen Werkes, das Folien für Pharmaverpackungen

herstellt, müssen unter anderem Marketing und Verkauf aufeinander abgestimmt werden. Für Grimm ist klar: «Sind intern keine Ressourcen frei, greifen wir auf externe Fachleute zurück.» Denn es gebe nun mal Projekte, die man nicht aufschieben könne.

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Interims-Manager: Der optimale Einsatz

Wann lohnt sich der Einsatz von Interims-Managern?

• bei Turnarounds

• bei Sanierungen

• um Vakanzen zu überbrücken

• wenn interne personelle

Ressourcen zu knapp sind

• wenn fachliche Kompetenzen fehlen

• um Unternehmen oder Unternehmensteile fit zu machen

• um neue Märkte zu erschliessen

• um Führungskräfte zu coachen

• um komplexe Projekte zu leiten, zum Beispiel ein Werk aufzubauen, eine Software einzuführen

Wo finden Unternehmen geeignete Interims-Manager?

• beim Branchenverband

• bei Providern, Agenturen, die Interims-Manager vermitteln

Worauf muss ein Unternehmen achten, wenn es einen Interim-Manger engagiert?

• dass er die notwendigen Kapazitäten frei hat

• dass er für die Aufgabe qualifiziert ist

• dass er unabhängig ist und kein Interessenkonflikt besteht

• dass er Referenzen vorweisen kann, wenn möglich aus der entsprechenden Branche

Worauf muss ein Interims-Manager achten, wenn er ein Mandat annimmt?

• dass er die notwendige Zeit garantieren kann

• dass er für die Aufgabe qualifiziert ist

• dass kein Interessenkonflikt besteht

• dass er körperlich und geistig fit ist für die Aufgabe

• dass er die Erwartungen erfüllt

Welche Punkte sollten zwischen Unternehmen und Interims-Manager geklärt sein?

• Aufgabe definieren und Ziele festlegen

• Berichtswege und Weisungsbefugnisse. Der Entscheidungsfreiraum muss geklärt sein

• Vertragslaufzeit und Intensität (Voll- oder Teilzeit)

• Kündigungs- und Verlängerungsmöglichkeiten

• Honorar und Spesen

• Haftung

Wer eignet sich als Interims-Manager?

• erfahrene Führungskräfte und Spezialisten

• Freelancer aus Hightech-Branchen

• erfahrene Projektleiter und Produktmanager

• Unternehmensberater mit Umsetzungserfahrung

• Sanierer

• Finanz- und Controllingfachleute

• Qualitätsmanager

• Marketing- und Verkaufsprofis

Welche Eigenschaften braucht ein Interims-Manager?

• hohes Mass an Mobilität und Motivation

• Freude, immer wieder vor neuen Herausforderungen zu stehen

• ergebnisorientiertes Arbeiten

• rasche Auffassungsgabe, Durchsetzungsvermögen

• Führungs- und Sozialkompetenz

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www.dsim.ch