In den Neunzigerjahren beteuerten die Hedge-Fund-Manager, erst in schlechten Börsenzeiten gute Zahlen vorlegen zu können. Wo bleiben jetzt die versprochenen Gewinne nach drei Jahren Baisse?
In der Vergangenheit sind eindeutig zu hohe Erwartungen geweckt worden. Die Leute glauben, dass mit Hedge-Funds Renditen zwischen 10 und 15 Prozent zu erzielen sind. Aber das ist zu hoch. Die Performance von Hedge-Funds müsste zwischen jener von Aktien und Obligationen liegen.

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Ihre 22 Hedge-Funds schnitten das letzte Jahr schlechter ab als Schweizer Bundesobligationen. Diese erzielten im Durchschnitt eine Gesamtrendite von 15 Prozent. Was ist da schiefgelaufen?
RMF hat immer viel Wert auf Minimierung von Risiken und Kontinuität gesetzt.

Mit unseren Fonds erzielten wir letztes Jahr eine durchschnittliche Performance von sieben Prozent. Damit lagen wir über dem Branchendurchschnitt, denn der HFRI Fund of Funds Index erzielte 0,94 Prozent. Die Aktienmärkte beendeten das Jahr gar im Minus. So schloss
der MSCI World Index 2002 mit minus 21 Prozent ab.

Ihre Aussage stimmt so nicht ganz. Sie weisen etwa für Ihren Long/short Hedge-Fund in US-Dollars seit Januar 2000 minus 9,5 Prozent aus. Nachdem der Dollar gleichzeitig um 20 Prozent gesunken ist, beträgt das Minus jedoch 22 Prozent.
Wir haben auch einen Hedge-Fund in Schweizerfranken. Der lieferte eine Performance von plus 4,25 Prozent. Wenn jemand auf Nummer sicher gehen will, muss er einen Hedge-Fund in Schweizerfranken kaufen, denn die Währungsentwicklung ist nun mal nicht vorhersehbar.

Sie verkauften Ihr Unternehmen im Mai 2002 enorm teuer. Haben Sie ein sinkendes Boot verlassen, zumal seither markant weniger Gelder in Hedge-Funds flossen und die Resultate mager sind?
Zugegeben, wir sind schon davon ausgegangen, dass sich das Umfeld erschweren wird. Aber ich habe mich von meinem Unternehmen ja nicht verabschiedet. Immerhin wurden 40 Prozent des Verkaufspreises in Aktien ausbezahlt. Durch die Übernahme von Man können wir nun Grössenvorteile nutzen. Der günstige Zeitpunkt des Verkaufs war eher ein Glücksfall.

Mittlerweile bastelt fast jede Bank ihren eigenen Hedge-Fund of Funds. Klubs, Berater, Zeitschriften und Schnellkurse schiessen aus dem Boden. Erinnert Sie das nicht an die Technologieblase?
Das Risiko eines Kollapses sehen wir nicht, eher dass die Erträge uninteressant werden. Erhöhte Mittelzuflüsse bei Hedge-Fund-Strategien führen zu fallenden Erträgen. Auch sind verschiedene Strategien wie Convertible Bonds, Merger-Arbitrage und Long/short Hedge-Funds im Moment nicht sehr interessant. Als Blase interpretiert werden kann dagegen die Tendenz, dass schwächere Fondsmanager heute mehr Geld erhalten als früher. So gibt es etwa in England langgediente Bankangestellte, die arbeitslos werden und sich eben auch mal als Hedge-Fund-Manager versuchen.

Denken Sie nicht, dass der hohe Anteil an Fremdkapital in den Hedge-Funds, die starken Mittelabflüsse und die Schliessung jedes fünften Hedge-Funds im letzten Jahr eine explosive Mischung ist?
Die Branche ist konservativer geworden. So ist der Fremdkapitalanteil in den letzten zwei Jahren um das Zwei- bis Dreifache reduziert worden. Auch die Anleger sind bescheidener geworden. Haben diese früher 25 Prozent Return erwartet, so sind es heute nur mehr 12 Prozent. Die Sterberate von Hedge-Funds wird sicher noch zunehmen. Das heisst jedoch nicht, dass die Anleger ihr Geld nicht wieder sehen. Viele Hedge-Funds haben eben zu wenig Volumen, und ein Weiterführen wäre nicht ökonomisch.

Hedge-Fund-Managern wird vorgeworfen, dass sie Unternehmen durch Shortselling in den Ruin treiben. In den USA gibt es nun konkrete Bestrebungen für schärfere Regulierungen der Branche.
Kursausschläge, die man nicht erklären kann, werden heute automatisch Hedge-Funds zugeschrieben. Hedge-Funds sind aber nicht die Ursache des Problems. Sondern das betroffene Unternehmen hat in der Regel fundamentale Schwierigkeiten. Hedge-Fund-Manager erkennen einfach als Erste das Problem. Es stimmt jedoch, dass Hedge-Funds oft eine Abwärtsspirale einleiten. Auf Grund des Wachstums der Branche gibt es sicher gewisse Exzesse, denen man grundsätzlich mit Regulatorien entgegenwirken kann.

Die Justiz prüft derzeit die Vorwürfe, dass Ex-Rentenanstalt-Manager den Aktienkurs von RMF vor dem Verkauf des Unternehmens hochgetrieben haben. Es wurden RMF-Aktien aus Kapitalerhöhungen in der privaten Beteiligungsgesellschaft dieser Manager gefunden. Sie werden nun als Mitwisser beschuldigt. Wie stehen Sie zu diesen Vorwürfen?
Es ist unsere Politik, dass wir Themenkreise, die unsere Kunden betreffen, nicht kommentieren. Fragen dazu greifen ausserdem in eine laufende Untersuchung ein, die Klarheit bringen wird.