Zum Beispiel die Vifian Möbelwerkstätten AG mit Firmensitz im bernischen Schwarzenburg. Wir befragten Hannes Vifian, der die operative Leitung des Unternehmens innehat.
Ihr Unternehmen pflegt seit 1861 die traditionelle Möbel-Handwerkskunst: War es für Sie schon immer klar, dass auch Sie sich einmal beruflich mit Möbel befassen würden? Oft wird die Übernahme eines Familienbetriebs als Belastung empfunden É
Hannes Vifian: Zwei meiner drei Geschwister haben den Beruf des Möbelschreiners respektive der Möbelschreinerin gelernt. Eine meiner Schwestern arbeitete 15 Jahre lang im elterlichen Betrieb. Es sah lange gar nicht danach aus, dass ich den Betrieb übernehmen würde. Dann, im Jahr 1996, habe ich die operative Leitung des Betriebes in der vierten Generation übernommen. Neben meiner wirtschaftlichen Ausbildung habe ich natürlich viel vom familiären Handwerksbetrieb mitbekommen É ich bin ja sozusagen damit gross geworden. Jeder Generationenwechsel bringt natürlich auch Veränderungen mit sich. Aber als Belastung habe ich es nie empfunden.
Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
Vifian: Nach einer kaufmännischen Lehre in einer Grossbank und einigen Jahren Praxis im Finanzbereich habe ich die HWV in Bern absolviert.
Alles unterliegt einem steten Wandel: Wie hat sich Ihr Beruf im Laufe Ihrer Tätigkeit verändert? Oder anders ausgedrückt: Wie sehen Sie Ihren Beruf heute?
Vifian: Es ist der schönste Beruf, den es gibt! Unternehmer in einem KMU zu sein, erfüllt mich jeden Tag erneut mit einer grossen Zufriedenheit und viel Kraft. Was die Zeit betrifft, kann ich nur bestätigen, dass sich im beruflichen Umfeld viel verändert hat: Vom wirtschaftlichen und organisatorischen Standpunkt aus muss immer schneller und effizienter gehandelt werden. Neue Ideen und Produkte können wir heute in Schwindel erregend kurzer Zeit vom Entwurf zu fertiger Serienreife bringen.
Ihr Ziel ist es, hervorragende Schweizer Produkte in den Bereichen Wohn- und Büromöbel herzustellen. Weshalb legen Sie die Betonung auf «Schweizer Produkte»?
Vifian: Swissness bürgt nach wie vor für überdurchschnittliche Qualitäten und steht international in einem attraktiven Rampenlicht. Als KMU verstehen wir es, näher beim Kunden zu sein und legen grossen Wert darauf, ihn in allen erdenklichen Situationen besser zu unterstützen.
Der Erfolg eines Möbels ist ja auch im Design begründet: Mit welchen Designern arbeiten Sie zusammen und welchen Stil zeichnet sie aus?
Vifian: Zurzeit arbeiten wir mit Richard Hersberger für VIFIANpantoia und Kurt Müller für VIFIANpure zusammen. Beide zeichnen sich durch ein konzeptionelles, klares und funktional betontes Design aus.
Wie entstehen neue Möbelideen?
Vifian: Wir sind im steten Kontakt mit unseren Wiederverkäufern. Auf diese Weise sind wir immer nahe an den Kundenwünschen und Anforderungen. Zudem sind wir auch jeweils an wichtigen Möbelmessen wie der «imm Köln» und «Neue Räume» in Zürich mit einem Stand vertreten. Dort gibt es immer wieder Möglichkeiten zum regen Austausch mit einem breiten Fachpublikum.
Welche Kriterien muss ein Möbelstück erfüllen, soll es im Markt erfolgreich sein?
Vifian: Neben einer qualitativ hochwertigen Fertigung der Produkte muss der Stil einem aktuellen Zeitgeist und Lebensstil entsprechen. Der Kunde muss durch individuelle und kompetente Fachberatung von der Qualität des Möbelstücks überzeugt sein. Zudem ist eine optimale visuelle Öffentlichkeitsarbeit und Vermarktung das A und O, um an den Kunden zu gelangen.
Sie stellen Möbel für «Wohnindividualisten» her. Alle Menschen sind Individualisten ... Was verstehen Sie genau darunter?
Vifian: Unsere Möbel kann man nicht fertig ab Lager kaufen. Jedes einzelne Möbelstück wird speziell für unsere Kunden nach deren individuellen Wünschen handgefertigt.
Sie sagen: Wohnen ist eine Lebenseinstellung. Weshalb?
Vifian: Wenn Sie sich die Möbelkataloge der letzten 50 Jahre ansehen, spiegeln diese sehr stark einen Zeitgeist und somit auch eine uns vertraute Lebenseinstellung wider. Heute, im 21. Jahrhundert, sind die Lebensformen und Lebensstile um ein Vielfaches breiter und individueller geworden. Diesem Aspekt muss Rechnung getragen werden.
Was spricht für den Standort Schwarzenburg? Haben Sie nie an die Verlegung der Produktion gedacht?
Vifian: Nein. Meine Mitarbeiter aus der Region Schwarzenburg sind eine klare Stärke, die in jedem einzelnen Möbel zum Ausdruck kommt.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Vifian: Momentan beschäftige ich 38 Mitarbeiter, sechs Mitarbeiterinnen und einen Lehrling.
Apropos Produkt: Wodurch zeichnet sich Ihre Kollektion «VIFIANpure» aus?
Vifian: Die Kollektion «VIFIANpure» zeichnet sich, wie schon im Namen ersichtlich, durch seine schlichte und aufs Minimum reduzierte Formgebung aus. Zudem bietet die breite Auswahl an Farben und Hölzern viel Freiraum für kreative und individuelle Umsetzungen.
Welche Idee steckt hinter dem Möbelsystem «VIFIANpantoia»?
Vifian: Dieses System kennt, was die Grössendimension angeht, kaum Einschränkungen durch seine modulare, individuelle Zusammenstellung. Die Möbel können somit für jede erdenkliche Raumgestaltung angewendet werden.
Und für wen ist «VIFIANliving» gedacht?
Vifian: Diese Linie zeichnet sich vor allem durch ihre edle, ich würde sogar sagen elegante Erscheinung aus. Im Vordergrund stehen zudem wiederum die enorme Flexibilität und natürlich die Auswahl an hochwertigen Veredelungen und Materialien wie Holz, Hochglanzbeschichtungen, Alu, Glas usw.
Gibt es auf dem Gebiet der Möbel etwas, das Sie noch gerne umsetzen würden?
Vifian: Natürlich habe ich viele Ideen und Entwürfe im Hinterkopf É Sie werde ich jedoch noch etwas ausbrüten. Ich kann aber so viel sagen, dass wir zukünftig für ein noch farbenfroheres und trendbewussteres Publikum produzieren werden ... Lassen Sie sich überraschen.
Und zum Schluss: Gibt es in Ihrem Haus ein Möbel, das Sie nie hergeben würden und warum?
Vifian: Als wir 1995 zum ersten Mal an der «imm köln» ausstellten, haben wir einen gelben Salontisch in der Form eines Käseschnitzes präsentiert. Die Begeisterung der Leute für den Eyecatcher war riesig! Der Prototyp steht noch immer in unserer Ausstellung und zeigt den Beginn einer wunderbaren Reise in den Wohnmöbelmarkt.