Die Credit Suisse muss am kommenden Mittwoch liefern: Der anstehende Investorentag dürfte – angesichts hoher Erwartungen am Markt – für das Management kein Zuckerschlecken werden. Während sich einige Analysten positive Impulse erhoffen, sind andere eher skeptisch eingestellt.
Sowohl CS-Chef Tidjane Thiam als auch Finanzchef David Mathers haben bei der jüngsten Zahlenvorlage Anfang November zum dritten Quartal einige Andeutungen gemacht und des Öfteren auf den Investorentag am 7. Dezember vertröstet. Durchblicken liessen sie bereits, dass es ein Update zu den Kostenplänen geben wird sowie eine Anpassung der Guidance im Zusammenhang mit der Abwicklungseinheit, der sogenannten Strategic Resolution Unit (SRU).
Nur eine Anpassung
Die Erwartungen der Analysten reichen im Vorfeld von lediglich kleineren Adjustierungen der im Oktober 2015 kommunizierten Strategie bis hin zu einem ganz neuen Strategieansatz.
So geht man bei der Société Générale davon aus, dass am Investorentag bloss die bestehende Strategie aktualisiert wird. Es werden etwa keine weiteren Einschnitte bei den als strategisch definierten Teilen im Investment Banking zur Kapitalfreigabe erwartet, da sich das Management jüngst mit der Grösse zufrieden gezeigt habe. Möglich sei ein beschleunigter Abbau der Abwicklungseinheit.
Kein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk
Erwartet wird eine Senkung der mittelfristigen Ziele. Die entscheidenden Divisionen würden derzeit klar unter den Erwartungen zurückbleiben, heisst es bei SocGen. Einzig die Swiss Universal Bank (SUB) sei auf Kurs, das angepeilte Vorsteuerziel zu erreichen.
Die anderen Bereiche würden hingegen mit schwachen Erträgen enttäuschen: Die CS kämpft mit einem schwierigen Kapitalmarktumfeld in Europa, einem qualitativ schwachen Wertpapier-Portfolio sowie Volatilität in Asien, was die Handelsmargen im Wealth Management drückt. Hoffnungen auf ein «vorzeitiges Weihnachtsgeschenk» machen sich die SocGen-Analysten unter dem Strich nicht.
Grenzen der Strategie
Relativ optimistisch gibt man sich bei der Citigroup: Es wird mit einem neuen Ziel für den Vorsteuergewinn bis 2018 von 7 Milliarden Franken gerechnet. Vor einem Jahr wurden 9 bis 10 Milliarden Franken angepeilt, was aber am Markt bereits relativ kurze Zeit später als nicht erreichbar bezeichnet wurde. Die aktuelle Konsensschätzung liegt gerade mal bei 4,4 Milliarden Franken.
Auch die HSBC vermutet tiefere Ziele als bisher, aber über dem Durchschnittswert. Kurzfristig könne die CS die Profitabilität nicht verbessern, ist man bei Natixis überzeugt. Das Ergebnis aus dem dritten Quartal habe die Grenzen der Strategie veranschaulicht: unflexible Kosten sowie der Abbau im Investment Banking zulasten.
CS muss «realistischer» werden
Die weitergehende Veräusserung nicht-strategischer Einheiten dürfte wahrscheinlich zu starken Verlusten 2017 und 2018 führen, wobei die Restbestände diejenigen mit den höchsten Ausstiegskosten sein dürften, glaubt man bei Natixis. Das Abwicklungsportfolio bindet noch einen ordentlichen Teil der risikogewichtigen Aktiven (RWA).
In Anbetracht der Profitabilität müssen auch Erträge, Kosten sowie Kapitalisierung genauer unter die Lupe genommen werden. Natixis fordert von der CS einen sowohl «realistischeren» als auch «strengeren» Blick auf das Verhältnis von Kosten zu Erträgen.
Kosten vor Erträgen
Nach den bisher durchwachsenen Ergebnissen der Restrukturierung sei eine Anpassung zwingend, schreiben die Analysten. Dabei sollte das Augenmerk eben mehr auf den Kosten liegen, anstatt auf (unsicheren) Möglichkeiten, die Erträge zu steigern. LBBW sieht zudem noch höhere Restrukturierungskosten als bisher in Aussicht gestellt auf die Bank zukommen.
Citigroup verspricht sich am Investorentag einen ganz anderen Strategie-Ansatz als noch vor einem Jahr – mit mehr Fokus auf Gruppenziele statt auf Divisionen. Zudem sollten mehr die Kosten im Vordergrund stehen als die Erträge.
Zwei Schreckgespenste
Die CS dürfte ein neues Ziel für die Kostenbasis bis 2018 von 17 Milliarden Franken in Aussicht stellen, vermuten die Citi-Analysten. Bis 2018 wird derzeit noch eine operative Kostenbasis von unter 18 Milliarden Franken angestrebt. In der Sonntagspresse wurde bereits gemunkelt, die Bank plane einen zusätzlichen Abbau von 1000 bis 1300 Stellen in der Schweiz – nach im Oktober 2015 angekündigten 1600.
Sorgenkind bleibt am Markt die fragile Kapitalausstattung der Bank – auch mit Blick auf hängige Rechtsverfahren oder anstehende Regulierungsverschärfungen. Das Schreckgespenst einer womöglich weiteren Kapitalerhöhung geht durchaus weiter um. Dabei liegt besonderes Augenmerk auf dem Abbau der SRU und dem Potential, Kapital zu generieren – inklusive durch den partiellen Börsengang der Schweizer Einheit.
(sda/jfr)