Haus Nr. 83 an der Dufourstrasse in St. Gallen: Hier, im Hauptquartier des Internationalen Studenten Komitees, ISC, laufen die Fäden für das 37. St. Galler Symposium zusammen.

Jede und jeder weiss genau, was zu tun ist. Die einzelnen Aufgaben sind seit langem klar. Die ersten Arbeiten für das nächste Symposium beginnen jeweilen schon im Anschluss an das zu Ende gegangene. Wenn Mitglieder des 23-köpfigen ISC-Teams schildern, was sie in der Zwischenzeit getan haben, erinnert das an Strukturen und Abläufe in einem Unternehmen.

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Netze rund um die Welt knüpfen

«Am Anfang eines zu organisierenden Symposiums steht eine gründliche Auswertung des letzten», sagt David Holzer. «An diese Phase schliesst sich eine Reisetätigkeit an; jedem von uns ist ein Land oder eine Region zugeteilt», ergänzt sein Kommilitone Simeon Fürer. Aufgabe der ausschwärmenden Studenten ist es, neue Kontakte zu knüpfen. Aber auch bereits bestehende werden «aufgewärmt». «Bestandespflege ist genauso wichtig», betonen die beiden.Auf ihren Besuchen rund um den Globus lernen die ISC’ler, was ihnen später zugute kommen wird. Es gilt, als «unbedeutender» Student überhaupt zu erreichen, dass man mit einem CEO sprechen kann. «Und wenn es so weit ist, muss man ihn in einer relativ kurzen Zeit von unserer Idee überzeugen», sagt Fürer. Die Idee besteht darin, dass er um Gotteslohn nach St. Gallen kommen soll. Das ist ein schwieriges Unterfangen und verlangt viel Fingerspitzengefühl und eine Prise Verkäufertalent. Ohne einen Rappen Geld zu erhalten, arbeiten übrigens auch die Studenten. Sie haben auf ihrer Akquisitionstour einen Satz im Hinterkopf, den ISC-Gründer Wolfgang Schürer geprägt hat: «Wenn Sie zu mir nein sagen, sagen Sie zu einer Idee nein.»Das hilft, aber nicht immer. Die Organisatoren räumen ein, dass vor allem auch der Ruf der HSG, das Thema und die Möglichkeit, sich mit der Wirtschaftselite der Welt zu treffen, besonders «ziehe». Aber die Schwierigkeit mit dem Gotteslohn im Überzeugungsgespräch bleibt. Ist diese Hürde einmal genommen, beginnt die eigentliche Knochenarbeit: Die Organisation des Anlasses. Dazu ein paar Beispiele: Das Essen für die Speisung der 800 Gäste muss disponiert und geordert werden. Dasselbe gilt für deren Transport oder für die Betreuung der Big Shots. Allein die Bereitstellung der rund 2 Mio Unterlagen ist eine Herkulesarbeit. Nicht weniger zeitraubend ist die Konzipierung der Workshops. Die Liste dieser Vorarbeiten liesse sich endlos fortsetzen. Andreas Kirchschläger, Chef der Crew und Präsident der St. Galler Stiftung für Internationale Studien, steht über allem wie ein Fels in der Brandung. Er weiss genau um den Erfahrungsgewinn als Lohn für diese Schufterei.

Arbeiten unter Stress

Den bestätigen auch Dominic Baumann, zuständig für Public Relations, und Francesco Iberg, der sich um Interview-Wünsche von Journalisten aus aller Welt kümmert. «Wir lernen hier, was man nicht im Hörsaal lernt: Das Arbeiten unter Stress und das Agieren in verschiedenen Schwierigkeitsgraden – beispielsweise, wenn ein wichtiger Referent plötzlich absagt. «Dem Team stehen 200 freiwillige Helfer, ebenfalls Studierende, zur Verfügung. Sie bedienen, chauffieren und debattieren mit den Gästen aus nah und fern.Noch nie war die Liste der wichtigen Referenten mit so vielen Gäs-ten aus fernen Ländern bestückt wie 2007. «Der Grund dafür ist einfach: Zum einen ist es das Thema ‹The Power of Natural Resources›. Es hat einen engen Zusammenhang mit der geografischen Inkongruenz zwischen Lagerstätten natürlicher Ressourcen und den Zentren wirtschaftlicher Kraft», sagt Baumann. Und Iberg erinnert daran, dass auch das ein Zeichen der angestrebten weiteren Internationalisierung der HSG sei. Aber wieso findet das ISC gleichzeitig mit einem anderen Grossanlass in St. Gallen statt, dem CSIO, dem Concours de Saut International Officiel? Dieses pferdesportliche Grossereignis wird in der Schweiz jedes Jahr in St. Gallen durchgeführt – und beginnt diesmal ebenfalls am 31. Mai. «Auch das ist rasch erklärt: Das Symposium findet seit Anbeginn Ende Mai statt, weil wir Rücksicht auf den Studienbetrieb nehmen müssen; er darf nicht gestört werden», sagt Baumann. «Dafür, dass der CSIO ebenfalls zu diesem Zeitpunkt durchgeführt wird, können wir nichts», ergänzt Jaberg, der einräumt, dass «es bei der Hotelsuche schon ein paar Probleme gab».

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Fakten: Hier trifft sich die Wirtschaftselite

ISC

Das ISC wurde 1969 als Reaktion auf die Studentenunruhen gegründet. Wolfgang Schürer und die Mitbegründer wollten eine Antwort auf die Krawalle geben: Miteinander reden statt mit Steinen schmeissen, hiess die Losung. Die Idee hat seit 37 Jahren Bestand. Es gibt wohl keinen bekannten Wirtschaftsführer, der nicht schon Gast der Studierenden war. Die Liste liest sich wie ein Who is Who der internationalen Wirtschafts- und Politelite.