Die Pariser Attentate haben ihre Wirkung bis in die Schweiz: Eine Schweizerin wurde verletzt. Emmanuel Dietrich, ein französischer Uhrmacher mit Sitz in Zug, gab über Facebook bekannt, dass seine Schwester während der Attentate ums Leben kam.

In der Schweiz selbst gab es bis jetzt noch keine Vorstösse von radikalen Islamisten. Dennoch bekamen auch Eidgenossen deren Umtriebe schon häufiger zu spüren. Und über die Jahre pflegten diverse Terroristen enge Verbindungen mit der Schweiz – ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

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17.11.1997: Fast auf den Tag genau 18 Jahre ist es her, dass 58 Touristen im ägyptischen Luxor bei einem Anschlag ums Leben kamen. Unter den Opfern des Massakers im Hatschepsut-Tempel befanden sich 36 Schweizer.

11.09.2001: Al-Kaida-Attentate auf die USA. Unter den gegen 3000 Toten in New York und an anderen Örtlichkeiten befanden sich auch zwei Schweizer.

November 2001: Syrien lieferte den Extremisten Ahmed Taha an Ägypten aus. Er war der Chef von «Gamaa el Islamija», die hinter dem Luxor-Attentat steckte.

2002: Die Franzosen Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié veröffentlichten das Buch «Die verbotene Wahrheit». Es dokumentierte die damals noch weitgehend unbekannten Verstrickungen des terroristischen Umfelds Bin Ladens mit dem Westen – insbesondere auch mit Firmen in der Schweiz. Bin Ladens Bruder Yeslam Bin Laden, der in Genf lebte, hatte ein Verkaufsverbot des Buches erwirkt. Das Bundesgericht hob diesen Entscheid im Dezember 2002 wieder auf.

August 2004: Der Islamist Mohamed Achraf alias Kamel Saadi wurde in Zürich verhaftet. Er soll aus der Schweiz heraus die Fäden für einen Attentatsplan in Madrid gezogen haben.

2005: Der heutige Chef des Vereins Islamischer Zentralrat Schweiz (IZRS), Nicolas Blancho, gründete die Firmen A & B Tradex und Alquds Food mit dem jemenitischen Staatsbürger A. Gegen A. lief damals ein Terror-Ermittlungsverfahren. A. stritt vor Gericht nicht ab, dass er 2003 Kontakt mit dem ranghohen Al-Kaida-Terroristen Abdullah Ahmad al-Raimi pflegte. A. wurde 2007 vom Bundesstrafgericht verurteilt, weil er Landsleute in die Schweiz geschmuggelt und ihnen gefälschte Papiere besorgt hatte.

2007: Zwei Urteile in der Schweiz. Der tunesische Islamist Moezeddine Garsallaoui und seine belgisch-marokkanische Lebensgefährtin Malika El Aroud wurden wegen Unterstützung einer terroristischen kriminellen Organisation vom Bundesstrafgericht verurteilt. Sie gilt als Witwe eines Al-Kaida-Märtyrers. Ihr erster Ehemann kam beim erfolgreichen Attentat gegen den afghanischen Unabhängigkeitskämpfer und Bin-Laden-Feind General Ahmed Shah Massoud ums Leben.
Neben dem Ehepaar gab es ein weiteres Urteil gegen einen tunesischen Islamisten wegen Aufforderung zu Gewalt.

März 2008: Ein junges Ehepaar (22 und 21 Jahre alt) wurde in Wien zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Es plante, an der Fussball-Europameisterschaft 2008, die von der Schweiz und Österreich durchgeführt wurde, ein Blutbad in einem Fussballstadion anzurichten.

Juli 2008: Fedpol-Direktor Jean-Luc Vez bezeichnete im Bericht 2007 zur Inneren Sicherheit der Bundespolizei die Schweiz als «Raum für Propaganda und logistische Unterstützung». Zudem sprach Vez von einem Fall eines islamistischen Kämpfers, der im Irak-Krieg umgekommen war: Ein 20-Jähriger aus Nordafrika stammender und seit mehreren Jahren in der Schweiz lebender Mann sei in den Irak gereist und dort im Kampf umgekommen.

2008: Das Bundesgericht bestätigte die Urteile gegen Moezeddine Garsallaoui und seine Frau. Sie hatte sich aber inzwischen nach Belgien abgesetzt. Dort wird sie später festgenommen und nochmals verurteilt werden. Ihr Gatte Garsallaoui hatte sich Ende 2007 über die Türkei nach Pakistan abgesetzt und kämpfte fortan für Al-Kaida (siehe Oktober 2011).

2009: Der Tunesier G. verkehrte in Moscheen, die IZRS-Chef Blancho frequentierte. G. wurde laut Sonntagszeitung vom Berner Obergericht zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt, weil er im Besitze von Al-Kaida-Filmen mit Enthauptungsszenen war. G. ist der Bruder von Moezeddine Garsallaoui, der 2008 vom Bundesgericht der Unterstützung einer kriminiellen Organisation sowie der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen und Gewalt für schuldig befunden wurde.

2011: Der in Neuenburg lebende Tunesier Larbi Guesmi verherrlichte Ende 2010 in einem Gedicht das Tragen von Sprengstoffgürteln. Er wurde 2011 vom Regionalgericht Boudry wegen «öffentlichen Aufrufs zur Gewalt» verurteilt. Als in Tunesien Diktator Ben Ali gestürzt wurde, kehrte er ins Land zurück und wurde Mitglied der Regierung. Weil er wieder zum Mord aufrief, wurde er dort 2014 entlassen.

Oktober 2011: Zwei Berner wurden in Pakistan entführt. Sie mussten in einer Videobotschaft auf Berndeutsch Forderungen ihrer Entführer vorlesen. Als einzig bekanntes Al-Kaida-Mitglied, das dank Schweizerdeutschkenntnissen den Wortlaut der Botschaft übermitteln konnte, kam Moezeddine Garsallaoui in Frage – der 2007 verurteilte in Düdingen/FR lebende Islamist und Al-Kaida-Kämpfer. Er wird 2012 durch einen Drohnen-Angriff der Amerikaner getötet.

März 2014: Cendrim R. aus Brugg/AG hat im Südosten der Türkei mit zwei Mitstreitern drei Sicherheitskräfte erschossen.

Juni 2014: IS-Kämpfer nehmen das türkische Konsulat in Mosul ein. Dabei nehmen sie 48 Geiseln. Die Terroristen geben bekannt, die Geiseln gegen den Aargauer Cendrim B. auszutauschen, der nach seinem Attentant in der Türkei inhaftiert wurde.

März 2015: Dem schweizerischen Nachrichtendienst sind knapp über 70 Fälle von Schweizer Jihadisten bekannt (siehe Bericht unter Downloads). Presseberichte über Jihad-Anwerbungen im Raum Winterthur sorgen für ein grosses öffentliches Echo. Der Thaibox-Weltmeister Valdet Gashi hatte dabei die Finger im Spiel. Er trainierte in Winterthur Jugendliche und nahm einigen nach Syrien zum IS mit. Er soll im Juli dort gestorben sein.

Mai 2015: Zwei irakische Brüder im Alter von 25 und 35 Jahren werden vom Bundessrafgericht in Bellinzona zu Freiheitsstrafen verurteilt. Die beiden hatten aus Basel aus das Al-Kaida-Netzwerk unterstützt, befanden die Richter.

September 2015: Ein 20-jähriger eingebürgerter Türke in Raum Winterthur muss für zehn Monate ins Gefängnis - wegen einer Schlägerei. Seine Freunde befürchten, er ziehe bald in den Jihad.