Einen trendigen Standort hat sich GIA Informatik nicht unbedingt ausgesucht. Während heute unzählige Unternehmen aus allen Branchen auf der Suche nach Wettbewerbsvorteilen und Prestige in Grossstadtzentren wie Zürich drängen, agiert der IT-Dienstleistungsbetrieb seit seinem Bestehen aus der Agglomeration im aargauischen Oftringen.
Ein Problem ist das für den Betrieb indes nicht und Zentralität für Peter Merz (CEO) ein relativer Begriff: «Für unsere Kundschaft, das sind vorwiegend Schweizer KMU-Betriebe aus dem Industriesektor, ist das Zentrum dort, wo GIA ist.» Im modernen Geschäftsbau, am Autobahnkreuz Zürich/Bern und Luzern/Basel, laufen ihre IT-Fäden zusammen und werden vom Dienstleister betreut.
Merz erklärt: «Mit unseren Informatiklösungen bieten wir unseren Kunden Potenziale zur Optimierung ihrer Prozesse an.» Dabei setzt das Unternehmen auf starke Partnerschaften. Für betriebswirtschaftliche Abläufe arbeitet GIA mit Software von SAP, für den Produktentwicklungsprozess werden Lösungen von PTC (Pro/E u.a.) eingesetzt. Als Partner für die Optimierung und den Betrieb von IT-Infrastrukturen kann GIA schliesslich auf die Hilfe von Microsoft, VM Ware, Cisco und weiteren Grossanbietern zählen. «Als Outsourcer betreiben wir schliesslich eigene und Kundenrechenzentren, um Organisationen von betrieblichen IT-Aufgaben zu entlasten», fasst der Chef zusammen.
Fokus auf Schweizer Mittelstand
GIA versteht sich als IT-Partner für die fertigende Industrie und Betriebe aus der Lebensmittelproduktion. Der Kundenfokus wird auf den Schweizer Mittelstand gelegt. Zum treuen Kundenstamm gehören etwa Unternehmen wie Kambly, Rieter, Siegfried, Schneeberger oder Habasit. Neben dem Heimmarkt realisiert man aber auch internationale Projekte. «Anwender aus allen Zeitzonen in aller Welt arbeiten auf Plattformen, die bei uns in Oftringen betrieben werden», hält Merz fest.
In Anbetracht des Geschäftsmodells erscheint die Standortdiskussion in einem ganz anderen Licht. «Wir haben hier in Oftringen unser eigenes Zentrum errichtet und profitieren zudem von kurzen Wegen zu unserer Kundschaft, die in der ganzen Schweiz verteilt ist», sagt Merz. Denn trotz modernster Technologie, die Information in Windeseile virtuell um die Erde schicke, bleibe der IT-Markt mit seinen austauschbaren Produkten ein People’s Business, in welchem letztlich soziale Kompetenzen und eine hohe Servicequalität den Erfolg ausmachten.
GIA hat die Marktanforderungen offenbar gut verstanden und verinnerlicht, worauf die anhaltend positive Entwicklung des heuer 20 Jahre alt gewordenen KMU schliessen lässt. 1988 ist es als Folge der Herauslösung der damaligen IT-Abteilung des international tätigen Maschinen- und Anlagebauers Müller Martini entstanden. GIA musste sich mit damals 30 Mitarbeitenden selbstständig im Markt behaupten und neue Kunden für IT-Dienstleistungen gewinnen.
Das ist gelungen: Heute beschäftigt die nach wie vor 100%-Tochter der Müller-Martini-Gruppe 130 Angestellte und betreut gegen 200 Kunden. Zuletzt sind gemäss Merz pro Jahr rund 25 neue Partner hinzugekommen. Bei über 50 Firmen wurde SAP eingeführt. «Wir betreiben heute von unserem Sitz in Oftringen mehr als 7000 SAP-Arbeitsplätze rund um den Erdball», sagt Merz, der 1998 als CEO zu GIA gestossen ist. Er möchte die Expansion weiter vorantreiben, stellt den Ertrag jedoch über das Volumen. «Wir wollen neue Kunden akquirieren und unsere Marktanteile vergrössern.»
Das Marktpotenzial für GIA definiert Merz mit rund 1000 bis 1500 Schweizer KMU-Firmen. Die Voraussetzungen für neue Abschlüsse seien gut, ist Merz überzeugt, weil das Angebot im Bereich SAP im relevanten Markt heute weitgehend bekannt sei und die offerierten Leistungen im IT-Infrastrukturumfeld eine ideale Ergänzung zu SAP darstellten.
Kampflos wird GIA indes nicht zum Handkuss kommen, weil der IT-Dienstleistungsmarkt hart umkämpft ist. Zurzeit wird das Oftringer KMU im Bereich SAP-Outsourcing von unabhängigen Marktforschern an sechster oder siebter Stelle positioniert. Merz ergänzt: «Wenn man den Vergleich auf das für uns relevante Marktsegment der KMU fokussiert, stehen wir markant besser da.» Auch bezüglich des Angebots von IT-Infrastrukturen konnte GIA ihre Marktposition ausbauen. «Es ist uns gelungen, einige Kunden zu akquirieren, die uns als Referenz zur Verfügung stehen und sehr zufrieden sind», begründet der Chef.
Nachwuchssorgen der IT-Branche
Analog zum Aufbau weiterer Kundenbeziehungen möchte Merz den Ausbau der GIA-Kapazitäten vorantreiben. Eine grosse Bedeutung misst er dem Bereich Ausbildung bei und beschäftigt gegenwärtig zwölf Lehrlinge. «Mit dieser Massnahme will das Unternehmen mithelfen, dass die IT-Branche ihr aktuelles Nachwuchsproblem lösen kann.»