Das härteste Velorennen der Schweiz ist auf der Suche nach einem neuen Geldgeber. Nach elf Jahren steigt die Schaffhauser Uhrenhersteller IWC als Sponsor der Tortour aus, wie eine Sprecherin des Radevents sagt. «Im kommenden August wird IWC Schaffhausen zum letzten Mal die Tortour sponsern», bestätigt eine Sprecherin der Richemont-Tochter IWC.
Die Tortour ist ein Rennen der Superlative. Vom Start unweit des Rheinfalls geht es einmal rund um die Schweiz. 1000 Kilometer lang ist die Strecke. Die Fahrer überwinden knapp 14'500 Höhenmeter. Sie bezwingen fünf Alpenpässe. Anstiege von 1000 Höhenmeter sind die Norm, nicht die Ausnahme.
Zwei Nächte und zwei Tage sind die Fahrer maximal unterwegs. Nonstop. Als Einzelfahrer oder in einem Team. Der schnellste Solo-Velofahrer erledigte die 1000 Kilometer im letzten Jahr in 35 Stunden. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit: 28 Kilometer die Stunde. Er ist einer von 14 Personen, welche 2018 die Strecke überhaupt in voller Länge alleine geschafft haben.
Georges Kern am Start
Die Tortour gilt als Lieblingskind des ehemaligen IWC-Chefs Georges Kern. Siebenmal war der Mittfünziger selbst am Start. 2011 gewann er die Team-Wertung mit Unterstützung der Triathleten Ronnie Schildknecht und Chris McCormack. Nirgends habe er den Teamgeist so stark erlebt wie auf der Tortour, sagte Kern einst.
Mittlerweile ist der Manager und Velo-Liebhaber weitergezogen. Er führt die Uhrenmarke Breitling und ist selbst mit knapp 5 Prozent am Unternehmen beteiligt. Der Rest gehört dem Privat-Equity-Unternehmen CVC. Kern, der jede Uhr in jedem Detail persönlich absegnet, will mit Breitling weg vom reinen Flieger-Image.
Die Marke soll jünger werden. Und breiter. Breitling habe viel mehr zu bieten als nur Fliegerei, sagte Kern im letzten Herbst zur «Handelszeitung». «Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Uhrenmanufaktur eine so reiche Geschichte vorzuweisen hat, die noch nicht erzählt wurde. (...). Wir waren im Segelsport ebenso engagiert wie beim Giro d’Italia. All diese Geschichten werden wir in den kommenden Monaten und Jahren erzählen und dabei die Fliegerei nicht aussen vor lassen.»
Breitling als neuer Hauptsponsor?
Wird Kern mit Breitling also bald die Tortour übernehmen? Werden die Athleten in Grenchen starten, dem Hauptsitz von Breitling? Tortour-Sprecherin Kathrin Ottiger verneint. Im nächsten Jahr werde der Event ziemlich sicher in der Region Zürich starten. Mit einem neuen Hauptsponsor sei man bereits im Gespräch, Namen könne sie aber keine nennen, weil noch nichts spruchreif sei.
Für die Grossregion Zürich ist der Ultracycling-Event jedenfalls ein Gewinn. Die Limmatstadt musste vor wenigen Wochen verkünden, dass ein sportlicher Grossanlass nach Thun wandert. Im Juli findet zum letzten Mal der Ironman im Herzen der Schweizer Versicherungs- und Finanzwelt statt. Es handelt sich dabei um einen Langdistanz-Triathlon: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen.
«Wir haben die Zusammenarbeit mit der Tortour all die Jahre sehr geschätzt», sagt eine IWC-Sprecherin. «Nun arbeiten wir an einem Projekt mit stärkerem Fokus auf die Förderung junger Schweizer Radrennfahrer und einer stärkeren internationalen Ausstrahlung.» Die Ziele der Laureus-Stiftung sollen weiter unterstützt werden. «Radfahren ist ein beliebter Sport unserer Kunden und wir werden uns auch künftig darin engagieren», heisst es aus Schaffhausen. Weitere News sind für diesen Herbst angekündigt.