Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, befürchtet eine deutliche Abkühlung der weltweiten Konjunktur. Die Französin warnt vor einem Rückfall in die Rezession.

Über den Sommer habe der IWF eine neue Vertrauenskrise festgestellt, die die wirtschaftliche Lage weltweit belaste, sagte Lagarde dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».

Deshalb müssten Massnahmen ergriffen werden, um eine drohende Abwärtsspirale abzuwenden. Lagarde forderte die Staaten auf, ihren Sparkurs anzupassen und wachstumsfördernde Massnahmen ins Auge zu fassen. Sie riet namentlich der deutschen Regierung, für den Fall eines neuerlichen Wachstumseinbruchs ein Konjunkturprogramm aufzulegen.

Lagarde verlieh zugleich ihrer Forderung Nachdruck, die europäischen Banken müssten ihr Eigenkapital aufstocken. Es sei notwendig, dass die Banken rekapitalisiert werden, «so dass sie stark genug sind, den Risiken der Staatsschuldenkrise und des schwachen Wachstums zu widerstehen», sagte sie.

Gefährlicher Herbst

Am Samstag hatte bereits der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, auf die trüben Aussichten für die Weltwirtschaft hingewi esen. Es werde «diesen Herbst eine neue gefährliche Phase» geben, warnte Zoellick in Peking zur Eröffnung einer Konferenz zur Zukunft Chinas.

Die Finanzkrise in Europa sei «eine Krise der nationalstaatlichen Schulden geworden, mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Währungsunion, die Banken und die Wettbewerbsfähigkeit bestimmter Länder».

Abkehr von bisherigen Rezepten

China rief Zoellick auf, bei seinem Wirtschaftswachstum weniger auf Investitionen aus dem Ausland und Exporte und mehr auf den Konsum der eigenen Bevölkerung zu setzen. Die Weltbank habe China im Juli in die Gruppe der Volkswirtschaften mit überdurchschnittlichem Einkommen eingestuft.
In den kommenden 15 bis 20 Jahren könne das Land in die Kategorie der Länder mit hohen Einkommen aufsteigen. Dazu sei aber ein Strategiewechsel nötig.

«Die Länder mit mittlerem Einkommen können nicht mehr von Wachstumsmodellen abhängen, die funktioniert haben, als sie arm waren», warnte Zoellick. Ohne eine veränderte Herangehensweise riskierten sie, «im Wettbewerb mit den Niedriglohnländern ebenso zu verlieren wie gegen die Länder mit hohen Einkommen in Bezug auf Innovation und technologischem Wandel».

(rcv/sda)

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