IWF-Chefin Christine Lagarde fürchtet neben einem Handels- auch einen Währungskrieg. Sollte es dazu kommen, könnte dies das Wachstum der Weltwirtschaft dämpfen, warnte die Französin am Donnerstag bei der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank auf der indonesischen Insel Bali. Sie rief alle Staaten auf, auf eine Deeskalation hinzuarbeiten.
US-Präsident Donald Trump goss dagegen im Zollstreit mit China neues Öl ins Feuer. «Ich kann noch viel mehr machen», sagte er dem Sender Fox News. Die Chinesen hätten zu lange zu gut gelebt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz setzt seinerseits auf eine baldige Beilegung des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten.
Trump hatte den Handelsstreit mit China vom Zaun gebrochen. Seit nunmehr Monaten überziehen sich beide Staaten mit Zöllen und Gegenzöllen. Der US-Präsident wirft China unfaire Handelspraktiken und Diebstahl geistigen Eigentums vor.
Der Volksrepublik wird zudem zur Last gelegt, ihre Währung gegenüber dem Dollar abzuwerten, was tendenziell das ohnehin schon hohe US-Handelsdefizit noch vergrössert. Vertreter des US-Finanzministeriums arbeiten gerade an ihrem Halbjahresbericht über Währungsmanipulationen. Dem «Wall Street Journal» zufolge sollen sich Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping Ende November am Rande des G20-Gipfels treffen.
IWF unterstützt Pekings Kurs
«Wir hoffen, wir bewegen uns weder in die Richtung eines Handelskriegs noch in die eines Währungskriegs», sagte Lagarde. Sie führte die Schwäche des Yuan gegenüber dem Dollar auf die Zinsanhebungen der US-Notenbank (Fed) zurück. Der IWF unterstütze den Kurs der Regierung in Peking, die Wechselkurse flexibler zu gestalten.
Die chinesische Notenbank hatte den Yuan zuletzt die psychologisch wichtige Marke von 6,9 zum Dollar durchbrechen lassen, die Währung wertete daraufhin weiter ab. Die Regierung in Peking bekräftigte, ihre Währung nicht als Waffe im Handelsstreit mit den USA einsetzen zu wollen.
«Niemand pickt sich Kalifornien heraus»
Die Spannungen zwischen den USA und China werden Scholz zufolge Thema in Bali sein. «Die Hoffnung ist, auch diesen Konflikt in einer absehbaren Zeit beendet zu sehen», sagte er. Auch Deutschland sei bestrebt, mit China Erleichterungen für deutsche Investitionen zu verabreden und einen besseren Urheberschutz auszuhandeln.
Trump hat wiederholt auch die deutschen Handelsüberschüsse kritisiert. Scholz wies dies im «Handelsblatt» zurück. Der Vorwurf, der deutsche Leistungsbilanzüberschuss führe zu Ungleichgewichten, lasse wichtige Aspekte ausser Acht. Man müsse die EU als Ganzes betrachten und nicht die einzelnen Staaten. «Bei den USA pickt sich auch niemand Kalifornien heraus und vergleicht die Handelsbilanz mit der von Frankreich oder Deutschland.»
An den Finanzmärkten herrscht derzeit Nervosität. Dazu trug auch der jüngste IWF-Bericht zur Finanzstabilität bei, der die Furcht vor Kursturbulenzen nährte. Am Dienstag senkte der Fonds seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft und machte dafür die Handelskonflikte mitverantwortlich. Am Donnerstag fielen die europäischen Aktienmärkte auf den niedrigsten Stand seit gut eineinhalb Jahren. Die Wall Street notierte ebenfalls schwächer.
(Reuters/bsh)