Um uns unserem heutigen Thema zu nähern, kommen wir nicht darum herum, mit einem der alten, klassischen Golfwitze zu starten.

Der Golflehrer ist am Verzweifeln, denn die blonde Anfängerin lernt es einfach nicht. Er gibt ihr einen letzten Rat: «Sie müssen den Golfschläger so sanft halten, als wäre es das beste Stück ihres Freundes.» Plötzlich fliegen die Bälle wie niemals zuvor. «Grossartig», jubelt der Trainer, «und jetzt nehmen Sie den Schläger aus dem Mund, und wir probieren es einmal mit den Händen.»

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Auf den Witz kommen wir noch zurück, doch zuerst wenden wir uns der Statistik zu. In der Schweiz besteht die Golfpopulation aus 68 Prozent Männern und 32 Prozent Frauen. Golf ist also kein reiner Männersport mehr wie Fliegenfischen oder Fasanenjagd. Und schon kommen wir zum Problem.

Keine Angst, wir werden hier nicht dafür plädieren, dass man vor den Clubhouses wieder die alten Schilder montiert, auf denen bis weit ins 20. Jahrhundert stand: «No dogs and no women admitted.» Wir plädieren nicht gegen Frauen auf dem Golfplatz. Wir wollen nur aufzeigen, weshalb Golf nur dann richtig Spass macht, wenn es als konsequente Männersportart betrieben wird.

Reden wir zuerst über die gesellschaftlichen Trends der letzten zwei Jahrzehnte. Sie brachten einen beispiellosen Vormarsch an Political Correctness und an neuen Tabus im nicht privaten Bereich. Sexistische Witze sind verboten, will man kein Verfahren am Hals haben. Saufen ist tabu, will man die Karriere nicht gefährden. Die Kleidervorschriften im Business sind wieder streng. Rauchen ist im Büro und zunehmend im öffentlichen Raum und in Restaurants verboten.

Es ist nicht mehr möglich, dass man in der Öffentlichkeit in einer kanariengelben Hose, mit einer dicken Zigarre und einem vollen Whiskyglas in der Hand sexistische Witze reisst.

Nun kann man sich fragen, wer denn überhaupt in einer kanariengelben Hose, mit einer dicken Zigarre und einem Whiskyglas in der Hand sexistische Witze reissen will. Die Frage kann man moralisch oder pragmatisch beantworten. Moralisch betrachtet, wollen dies nur miese, ewig gestrige Machotypen. Pragmatisch betrachtet, wollen das alle Männer von Zeit zu Zeit.

Darum sind Golfplätze zu den wichtigsten Refugien des politisch Unkorrekten geworden. Sie sind der einzige öffentliche Ort der Gegenwart, wo noch alles erlaubt ist. Besonders fällt mir dies auf, wenn ich gelegentlich in den USA spiele. In den durchregulierten Staaten gilt ja inzwischen bereits schlechter Atem als schwere Körperverletzung. Nirgendwo sonst sieht man darum so viele Männer, die mit rauchenden Double Coronas im Mund über die Fairways torkeln. Der Golfplatz ist der letzte Naturschutzpark der Zeitgeistverweigerung.

Tut mir Leid, manchmal haben wir Männer einfach keine Lust auf Zeitgeist, aber umso mehr auf schlechten Geschmack. Also ziehen wir am Dienstag oder Freitag in kanariengelben und knallroten Hosen zu viert über den Golfplatz, jeder eine dicke Cohiba im Gesicht und einen Flachmann mit Lagavulin im Bag, wir wetten um viel zu hohe Summen pro Loch, und wir erzählen uns Witze und Anekdoten von unterhalb der Gürtellinie.

Nur damit Sie als Leser beruhigt sind: Der Witz, den ich oben zitiert habe, gehört zur harmloseren Spezies, wir haben auch weniger jugendfreie Exemplare im Repertoire.

Wir mögen miese, ewig gestrige Machotypen sein und unter schlechtem Geschmack leiden, aber wir leiden nicht unter einem Mangel an Anstand. Wir würden uns niemals so aufführen, wenn Frauen in der Runde wären. Logische Folgerung: Wir möchten am Dienstag oder Freitag keine Damen in der Runde. Am Sonntagnachmittag ziehen wir dann die dunkelblaue Hose an, kaufen uns ein Mineralwasser, spielen mit unseren Frauen und unterhalten uns über die gemeinsame Zukunft und die Theaterpremiere. Wir sind richtig sympathisch.

Damit zum Schluss auch die Schwestern des politisch Korrekten endgültig mit dieser Kolumne versöhnt werden, enden wir mit dem passenden Lieblingsgolfwitz meiner Ehefrau, auch er ein Klassiker des Genres.

Der Ehegatte fragt seine Frau: «Wenn ich einmal tot bin, wirst du dir einen neuen Mann nehmen?» «Gut möglich», sagt sie. «Und wirst du ihn dann in unserem Haus wohnen lassen?», fragt er. «Gut möglich», sagt sie. «Und wirst du ihn in meinem Jaguar fahren lassen?», fragt er. «Gut möglich», sagt sie. «Und wirst du ihn mit meinen Golfschlägern spielen lassen?», fragt er.

«Geht nicht», sagt sie, «er ist Linkshänder.»

Kurt W. Zimmermann, Inhaber der Consist Consulting AG, Zürich