Mit verbalem Vorgeplänkel mag sich Jean Pierre Cuoni grundsätzlich nicht aufhalten. Botschaften will er verbreiten, und zwar jene, die ihm wichtig sind. «Jedes Kind auf der Welt hat ein Recht zu spielen», kommt der gepflegt auftretende Geschäftsmann im vornehmen Sitzungszimmer an der Zürcher Bahnhofstrasse schnell zur Sache. Was in unseren Breitengraden gottgegeben scheint, sei längst nicht überall selbstverständlich. «Auf 500 Millionen Kinder dieser Welt trifft dieser Grundsatz leider nicht zu», fährt Cuoni fort.

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Wir befinden uns im Gebäude der EFG Bank, einen Katzensprung vom Paradeplatz mit seinen Weltkonzernen UBS und CS entfernt. Die Privatbank wurde vor zwölf Jahren vom heute 70-jährigen Cuoni und seinem langjährigen Partner, dem heutigen CEO Lawrence Howell, gegründet.

Im Jahr 2005 brachten sie die Holdinggesellschaft EFG International an die Börse. Mittlerweile weist sie eine Börsenkapitalisierung von rund 8,5 Mrd Fr. aus. Cuoni ist Verwaltungsratspräsident des im globalen Privatkundengeschäft ganz vorne mitmischenden Finanzinstituts.

Seine Karriere ist bemerkenswert. Cuoni etablierte in den 70er Jahren für die US-Citibank das Private Banking in der Schweiz, später tat er dasselbe für die Coutts & Co. International noch einmal. Nach 35 Jahren Bankgeschäft auf hohem Niveau und zu einem Zeitpunkt, an dem andere abtreten, gründete er zusammen mit seinem Partner die EFG.

Diese erzielt seit zehn Jahren ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 61% pro Jahr. Für Cuoni war immer klar, dass er im Rentenalter nicht einfach abtreten und die Geschäfte ruhen lassen kann. «Wissen, das niemand braucht, ist wertlos.» Lawrence Howell habe er immerhin die Legitimation erteilt, ihm zum richtigen Zeitpunkt den definitiven Abgang nahe zu legen, lacht Cuoni.

Das Erfolgskonzept des EFG-Duos Jean Pierre Cuoni/Lawrence Howell basiert auf unternehmerisch denkenden und agierenden Anlageberatern rund um den Globus, welchen ein maximaler Spielraum bei der Kundenbetreuung ohne bürokratische Einschränkungen gewährt wird.

Cuoni scharte Mitte der 90er Jahre zunächst 50 von ihnen um sich, die er während seiner Karriere persönlich kennen und schätzen gelernt hatte. Inzwischen wirbeln für die EFG International 428 Anlageberater. Jeder von ihnen agiert wie eine eigenständige Zelle mit eigenen Kunden, im Dienste von EFG.

1500 Arbeitsplätze geschaffen

Im Umgang mit Menschen und Zahlen hat der Routinier ein gutes Gespür bewiesen und mit EFG bis heute rund 1500 Arbeitsplätze geschaffen. Fakten und Zahlen zu seinem beruflichen Wirken möchte der Zentralschweizer hier und jetzt indes nicht ins Zentrum rücken. Über Not leidende Kinder will er sprechen und über seinen Beitrag und Ehrgeiz, deren Schicksale zu lindern. Das ist Cuonis aktuelle Mission, dieser ordnet er vieles unter und investiert dafür einiges an Zeit.

Regelmässige Auszeiten für die humanitäre Sache kann er sich nach einer solchen Karriere leisten. Der Finanzprofi will von seinem Reichtum denen etwas geben, die darauf angewiesen sind. Die EFG Bank finanziert deshalb in Schweizer Medien grossflächige Inserate-Kampagnen für Right To Play (RTP), eine humanitäre Organisation mit Sitz im kanadischen Toronto, die sich für die Steigerung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Regionen dieser Welt mittels Spiel und Sport einsetzt.

Gegründet wurde RTP (damals unter dem Namen «Olympic Aid») nach den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer vom norwegischen Eisschnelllauf-Olympiasieger Johann Olav Koss. Cuoni erinnert sich an die erste Begegnung mit dem engagierten Nordländer. «Er hat meine Frau und mich sofort von seiner Sache überzeugen können, und wir wussten schnell, dass wir da mithelfen wollen.»

Cuoni räumt ein, dass ihn neben dem wohltätigen Zweck auch die Möglichkeit einer etwas anderen Vermarktung seiner Bank mittels einer humanitären Kampagne von Beginn weg begeistert hat. «Wenn man heutzutage Werbekampagnen von Banken betrachtet, könnte man die Namen beliebig austauschen, weil vieles sehr ähnlich aufgebaut ist.» Cuoni und EFG wollen anders sein und mit ihrem Engagement Zeichen setzen.

RTP hat vor vier Jahren auch eine Niederlassung in Zürich gegründet, in der Cuoni ehrenamtlich als Vizepräsident wirkt. Ziel ist es, wie in den übrigen sechs nationalen Büros auch in der Schweiz Sponsoren für die Finanzierung der eigens konzipierten Spiel- und Sportprogramme in derzeit 22 Ländern Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens zu gewinnen.

Neben den Inserate-Kampagnen investieren Cuonis Bank und Kundenberater mit Privatgeld auch direkt in Projekte von RTP, etwa in Uganda und Sri Lanka, und erreichen dadurch über 20000 Kinder.

Cuoni sagt, er wolle mit EFG nicht einfach nur Geldgeber und Gönner sein, sondern sich auch aktiv für die Sache einsetzen. Persönlich ist er zwar bislang noch nicht bei der Umsetzung von RTP-Projekten in Afrika oder Asien dabei gewesen, «dafür engagiert sich die Frau des CEO, Karin Howell, vor Ort umso stärker».

Die vom Hochleistungssportler Koss gegründete Organisation kann auf die Unterstützung und das physische Engagement von unzähligen Athleten und weiteren Prominenten, auch aus der Schweiz, zählen. Martina Hingis ist dabei, die aktuellen und die Ex-Skifahrer Marc Berthod, Bruno Kernen, Vreni Schneider, Bernhard Russi, Paul Accola oder der Fechter Marcel Fischer.

Jean Pierre Cuoni würde nur zu gern Roger Federer bei RTP einspannen. Dieser engagiert sich indes bereits nachhaltig für das Kinderhilfswerk Unicef und will sich vorerst darauf konzentrieren.

Wachstum auch in der Schweiz

Erreicht hat RTP einiges. «Die Organisation hat bereits über 500000 Kinder rund um den Erdball erreicht», sagt Cuoni. Seine Zielvorstellungen sind um einiges optimistischer: 5 Millionen Kinder sollen es bis 2012 sein. RTP ist auf gutem Weg, diese Ziele zu erreichen, und wächst zurzeit rasch, auch in der Schweiz.

Der Boom löst in Cuoni eine grosse Genugtuung aus und ist gleichzeitig Antriebsfeder für noch mehr Taten. Dass die Bemühungen nicht irgendwo verpuffen, belegt die hohe Quote von 86,5% der im letzten Jahr von RTP weltweit gesammelten rund 24 Mio Fr., die gemäss Cuoni direkt für die Kinder eingesetzt werden. Der Rest wurde für die Administration und die Mittelbeschaffung aufgewendet.

Aus dem einstigen Familienbetrieb RTP sei inzwischen ein Gross-unternehmen geworden, freut sich Cuoni. Ganz ähnlich, natürlich in ganz anderen Dimensionen, ist die Entwicklung seiner EFG Bank verlaufen. Sieht sich der Patron als Pionier? «So würde ich es nicht nennen», bleibt er bescheiden. Fakt sei, dass ihn der Aufbau von etwas Neuem schon immer fasziniert habe. Und wo kein ehrliches Engagement vorhanden sei, könne eben auch nichts Nachhaltiges entstehen.

Nachhaltig soll vor allem sein Engagement für RTP sein, deshalb sucht Cuoni zurzeit eifrig nach zwei Schweizer Corporate Sponsoren, die je 500000 Fr. investie-ren. Ein Klacks für grosse Konzerne, von denen an der Zürcher Bahnhofstrasse genügend angesiedelt sind. Cuoni wird ihnen künftig den einen oder anderen Besuch abstatten. Zu Fuss, versteht sich – denn die besten Gedanken und Geschäftsideen sind ihm seit eh und je in Bewegung eingefallen.

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ZUR PERSON

Steckbrief

Name: Jean Pierre Cuoni

Funktion: VR-Präsident und Mitbegründer EFG Bank

Alter: 70

Wohnort: Wollerau SZ

Familie: Verheiratet, eine Tochter

Karriere:

- 1960–1988 Citibank in NY, Paris, Genf, Lausanne und Zürich

- 1985–1993 VR-Ausschuss der Schweiz. Bankiervereinigung

- 1988–1990 CEO der Handelsbank NatWest

- 1990–1994 CEO der Coutts & Co. International

- Seit 1997 VR-Präsident der EFG Bank und seit 2005 der EFG International

Führungsprinzipien

1. Get, keep and motivate people.

2. If you don't know where you are going, you never get there.

3. Work harder.

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Firma

EFG Bank

EFG heisst European Financial Group. Die Parent Bank heisst «EFG Bank European Financial Group». Gegründet 1995 durch Jean Pierre Cuoni, Lawrence Howell und die Genfer Bankierfamilie Latsis als Bank für Anlageberater. 2005 Börsengang. Die EFG Bank hat ein Eigenkapital von 2,3 Mrd Fr. und eine Börsenkapitalisierung von ca. 8,5 Mrd Fr. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 80 Mrd Fr.