Der Basler Pharmakonzern Roche hat bis jetzt in der Pandemie 1,5 Milliarden Covid-19-Tests ausgeliefert. Das sagte Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz heute im Gespräch mit Journalisten in Zürich.
Insgesamt liefert Roche alljährlich 27 Milliarden diagnostische Tests aus. Oder anders gesagt: Jeder Erdenbürger, jede Erdenbürgerin wird im Jahr im Schnitt mehr als dreimal im Jahr mit einem Roche-Test getestet. 70 Prozent aller therapeutischen Behandlungen geht ein diagnostischer Test voraus.
Die Bedeutung der Diagnostik werde bei der Bekämpfung von Krankheiten unterschätzt, sagte Christoph Franz. Das habe die Pandemie gezeigt.
Roche zählt seit der Übernahme des deutschen Diagnostikherstellers Boehringer Mannheim zu den bedeutendsten Diagnostikherstellern der Welt. Die von Thomas Schinecker geleitete Sparte machte im vergangenen Jahr 17,8 Milliarden Franken Umsatz, 29 Prozent mehr als im Vorjahr. Neben dem Covid-19-Testing entwickelte sich auch das Basisgeschäft positiv.
20 Testlösungen für Corona
Das Unternehmen hat zwanzig verschiedene Testlösungen für Corona entwickelt. So gelang es den Mitarbeitenden von Roche etwa zu Beginn der Pandemie, als erstes Unternehmen einen PCR-Test auf den Markt zu bringen. Die PCR (für: Polymerase Chain Reaction) ist der Goldstandard beim Virus-Testing. Der Test kam einen Tag bevor die WHO Corona zur Pandemie erklärte auf den Markt. Der Roche-Schnelltest gilt als besonders zuverlässig.
Besonders wichtig bei der Bekämpfung der Pandemie sind die Tests, die auf den Cobas-Geräten laufen. Es handelt sich dabei um Hochleistungsgeräte mit einem Durchstich von bis zu 5000 Tests pro Tag. «Wir waren die Einzigen, die solche Maschinen anbieten konnten», sagte Franz.
Die Pandemie hat die Nachfrage nach den Cobas-Geräten förmlich explodieren lassen. Der Konzern konnte seine Präsenz mit den Geräten weltweit markant ausbauen, und zwar von 600 bis 800 vor der Pandemie auf 1900, wie Franz sagte. So wurde etwa der britische Gesundheitsdienst NHS im grossen Stil mit Cobas-Geräten ausgestattet.
Die Welt sei sehr unterschiedlich vorbereitet gewesen auf die Pandemie, sagte Franz. Deutschland und die Schweiz waren gut mit Cobas-Geräten ausgerüstet gewesen. Ebenso Südafrika. Das Land testet seine Bevölkerung im grossen Stil auf HIV.
Für die Bereitstellung der Testkapazitäten habe Roche einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investiert, sagte Franz.
In der Diagnostik ist es wie bei den Zahnbürsten
Die Aufrüstung der Gesundheitsdienste mit den Cobas-Geräten ist auch auf lange Sicht ein gutes Geschäft für Roche. Im Diagnostik-Geschäft ist es wie bei den elektrischen Zahnbürsten oder bei den Handrasierern: Das Geschäft macht man nicht mit den Geräten, sondern mit den Bürstchen, den Blades oder eben den Tests.
Eine Herausforderung bleiben die Margen, die im Diagnostikgeschäft tiefer sind als bei den Medikamenten. Sie führen dazu, dass das Geschäft immer etwas im Schatten von Pharma steht.
«Wenn die Diagnostik besser vergütet würde, dann würde auf dem Gebiet auch mehr geforscht», sagte Franz. Und: «Wir würden nicht so viel Geld für die Entwicklung für die neuen diagnostischen Lösungen aufwenden, wenn wir ein reines Diagnostikunternehmen wären.»
Von einer Quersubventionierung der Forschung und Entwicklung in der Diagnostiksparte wollte Franz aber nicht sprechen. «Das würden wir so nie sagen», sagte er auf eine entsprechende Frage. Es sei einfach so, dass aus der Entwicklung der Sparte sehr spannende Projekte kämen, die dann auch entsprechend finanziert würden.
Niemand investiert so viel in Diagnostik wie Roche
Roche investiere so viel Geld in die Forschung und Entwicklung in der Diagnostiksparte wie die drei nächst grösseren Mitbewerber zusammen, sagte Franz.
Dass Roche als Pharmakonzern eine Diagnostiksparte führt, wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Mit der Pandemie hat sich das geändert. Die Sparte ist zudem ein wichtiger Baustein im Konzept der personalisierten Medizin von Konzernchef Severin Schwan. Die Idee: Diagnostik und Pharma so zu verbinden, dass die therapeutischen Behandlungen auf den einzelnen Patienten, die einzelne Patientin zugeschnitten werden können.