Eine Nudelmaschine: 9 Franken. Eine Fonduegarnitur: 5 Franken. Ein Standmixer: 17 Franken. Was Jelmoli neuerdings auslobt, sind nicht billig zu verhökernde Ladenhüter. Sondern beliebte Markenartikel. Sie kommen deshalb so günstig daher, weil sich der Preis nicht auf den Kauf bezieht. Sondern auf die Miete pro Tag.
Jelmoli spannt dafür mit der Schweizer Sharing-Economy-Plattform Sharely zusammen. Begonnen wird zunächst einmal im kleinen Rahmen, sagt Sharely-Chefin Lucie Rein: «Wir starten mit 13 Produkten, das Sortiment kann natürlich vergrössert werden. Es handelt sich um eine zeitlich unbefristete Kooperation, mit Testphase. Jelmoli zeigt mit der Nachhaltigkeitsstrategie exemplarisch, wohin sich der Detailhandel in Zukunft bewegt. Sharely ist die Brücke in dieser Entwicklung.» Preise und Sortiment würden dabei bei Jelmoli bestimmt, sagt Rein.
«Ausbauen, wenn es funktioniert«
Das Sharing-Geschäft, bei Jelmoli bereits mit dem Modevermietungs-Anbieter Ragfair für Abendkleider, Designerkleidung, Schmuck oder Taschen erprobt, wird dem Warenhaus wohl nie die ganz grossen Umsatzzahlen bescheren. Für Jelmoli-Chefin Nina Müller ist es eher ein Profilierungs-Thema: «Bei den Themen Rent, Repair und Re-sell wollen wir von Anfang an dabei sein und diese ausbauen, wenn es funktioniert», sagt Müller.
Nebeneffekt des Mietings mit der Schweizer Sharing-Plattform für Jelmoli: Es generiert Offline-Kundschaft. Im aktuellen Modell mit Sharely erfolgt die Bestellung der gewünschten Produkte online, abgewickelt wird die Übergabe dann im Laden.
Sharing funktioniert nicht überall
Einige klassische Detailhandelsunternehmen erproben mittlerweile das Miet-Modell. Nicht immer mit Erfolg. Die Warenhausgruppe Globus etwa lancierte schon 2019 ein Vermiet-Modell für Mode-Labels namens «Trial Store». Heute ist es nicht mehr verfügbar, sagt eine Globus-Sprecherin: «Das Projekt Trial Store wurde seit der Übernahme von Globus durch Signa/Central Group und dem damit verbundenen Strategiewechsel nicht weiterverfolgt.»
Nina Müller von Jelmoli hält fest am Modevermietungs-Dienst Ragfair. Erkenntnis daraus: Es sei sehr «Event-getrieben», floriert also vor allem dann, wenn tatsächlich Partys, Bälle und Hochzeiten gefeiert werden. Auch Sharely musste schon Lehrgeld bezahlen in der Zusammenarbeit mit Detailhändlern. Während das Schweizer Startup weiterhin mit einigen Filialen der Migros-Baumarktkette Do It + Garden im Geschäft ist, stieg das Partnerunternehmen Interdiscount nach der Pilotphase wieder aus. Die Learnings für Sharely-Chefin Lucy Rein daraus: «Die Mietangebote müssen im Vergleich zum Kaufpreis attraktiv sein und die Pilotphase muss lange genug dauern.»
Mieten, sagt Startup-Frau Rein, «ist grundsätzlich keine Impuls-Situation, es braucht eine gewisse Zeit, bis das Angebot bekannt ist.» Erfolgskritisch sei vor allem auch ein Modell, das allen schnell einleuchtet: «Die Miete muss günstig, einfach und cool sein.»
Sharelys SBB-Projekt läuft noch bis Ende Mai
Und natürlich muss auch die Technologie mitspielen. Wie sehr dies gelingen kann, erprobt Sharely aktuell mit den SBB. Seit Ende Januar können in Schliessfächern am Bahnhof Zürich-Stadelhofen Sharely-Artikel abgeholt werden. Der Test läuft noch bis Ende Mai. Rein ist hier guter Dinge, zumal der Test nicht nur an Zahlen gebunden ist: «Hier geht es um einen Technologie-Test und weniger um eine Akzeptanz-Sache. Nachfrage und Technologie laufen gut.»