Ab dem 1. Januar will er es nochmals wissen: Nach zehn Jahren übernimmt Jens Alder wieder ein operatives Amt und wird Nachfolger von Jasmin Staiblin auf dem Alpiq-Chefstuhl. Doch die Sache ist heikel: Denn Alder ist dort schon Präsident. Best Practice ist das nicht. Doppelmandate gibts bei grossen Firmen kaum noch oder höchstens als Übergangslösung. Wie beim Verschlüsselungskonzern Dormakaba, wo CEO Riet Cadonau «höchstens drei Jahre» lang auch das Präsidium übernehmen will. In Bundesbetrieben ist das Doppelmandat unvorstellbar.
Der Stromkonzern Alpiq gehört zwar nicht dem Bund, aber indirekt mehreren Kantonen, Gemeinden oder deren Elektrizitätswerken. Diese halten sich mit Äusserungen zurück. Fragt man allerdings bei den dritt- und viertgrössten Alpiq-Aktionären – den Baselbieter Energiegenossenschaften EBM und EBL – nach, zeigen sich Widersprüche. Insbesondere in Bezug auf die Dauer seines Doppelmandats.
EBL und EBM: Kontinuität «in den kommenden Monaten»
Der «NZZ am Sonntag» sagte Alder, man habe «keinen spezifischen Zeithorizont» abgemacht. Er bleibe sicher während der Konsolidierungsphase in beiden Ämtern: «Diese kann einige Jahre dauern. Darauf stelle ich mich persönlich ein.» Möglicherweise wussten aber die drei EBM- und EBL-Vertreter im 13-köpfigen Alpiq-Strategiegremium nichts davon.
EBL-Chef Tobias Andrist hält fest, dass Alder die beste Voraussetzung biete, um nach dem Verkauf der Dienstleistungssparte «für Kontinuität und Stabilität zu sorgen» – aber mit dem Zusatz «in den kommenden Monaten». Identisch lautet die Antwort der von Conrad Ammann geführten EBM. Konkreter wollten sich beide auf Anfrage nicht äussern.
Genügend Zeit und Kandidaten
Fakt ist: Alder wusste seit dem Verkauf der Alpiq InTec im März, dass CEO Staiblin nicht mehr lange bleiben wird. Das stritt sie damals auch im BILANZ-Porträt nicht ab . Er hätte also genug Zeit gehabt, einen Nachfolger zu finden. Fähige Kandidaten gäbe es für einen solchen Posten mehr als genug, auch interne. Ganz offensichtlich suchte Alder das Doppelmandat.
Dass der VR nicht opponierte, hat mit einem tiefer liegenden Malaise im Energiesektor zu tun: der «permanenten Überforderung» der Aktionäre mit ihren Konzernbeteiligungen, wie es Nationalrat und Energieexperte Eric Nussbaumer formuliert. Gemeint sind die Kantone und Gemeinden.
Hauptsache günstiger Strom
Als die Energiepreise hoch waren und saftige Dividenden in die Kantonskassen spülten, mussten sie nichts tun. Als die Preise dann aber abstürzten und die Firmen in Schieflage gerieten, waren sie überfordert. Wobei Alpiq wegen des hohen Schuldenbergs und des heterogenen Aktionariats – vom französischen Staatskonzern EDF bis zu Schweizer Stadtwerken – ein besonders schwieriger Fall ist. Die Franzosen wollen raus, und die lokalen Werke brauchen von Alpiq einfach günstigen Strom zu Gestehungskosten. So gesehen sind sie wohl ganz zufrieden, wenn ihnen einer sagt, was sie tun sollen. Einer wie Alder.