Normalerweise trägt er Anzug und Krawatte, aber wenn es ernst wird, holt er die Sennenkutte heraus: Jacques Pitteloud, Schweizer Botschafter in Washington D.C., hat am Dienstag ein Video veröffentlicht, in dem er die Vorzüge der Schweiz gegenüber Schweden bewirbt. Der dreieinhalbminütige Film ist eine Antwort auf den Viral-Hit des schwedischen Tourismusverbands Visit Sweden, in dem die Unterschiede zwischen Schweden und der Schweiz hervorgehoben wurden, um die beiden Länder klarer zu unterscheiden. Und der Film ist Werbung für die Plattform «Swiss Impact USA», welche die Schweizer Botschaft in den USA erst im Sommer gelauncht hat.
«Es war tatsächlich Zeit, die Verwechslung zwischen unseren Ländern zu beenden», sagt Pitteloud – er kenne das Problem aus den USA nur allzu gut. Gut gelaunt führt der Schweizer Diplomat durch die Schweizer Traditionen und Erfindungen, die auch in Amerika en vogue sind: «Everyone loves their raclette and their fondue with Swiss cheese here.» – «Jeder hier liebt sein Raclette und sein Fondue mit Schweizer Käse.» Die Hackbällchen bei Ikea seien dagegen «keine ernsthafte Konkurrenz». Überhaupt: Wie sollten die schwedischen Möbel ohne adäquates Werkzeug wie das gute alte Schweizer Taschenmesser zusammengebaut werden?
Und auch eins der aktuell hippsten Schweizer Produkte vergisst Pitteloud natürlich nicht: die On-Sneaker. Entspannt fläzt er mit den Turnschuhen auf dem Tisch neben einem Fjällräven-Backpack. «Natürlich findet man überall in den USA H&M-Filialen oder diese grossartigen schwedischen Rucksäcke, aber egal, wo ich mich in diesem Land umschaue – von D.C. bis nach Kalifornien, von Maine bis nach Alaska – joggen die Leute in On-Laufschuhen, und die sind aus der Schweiz.» Und deren Markenbotschafter sei schliesslich auch niemand Geringeres als der grosse Roger Federer.
Produktwerbung ist aber natürlich nicht Pittelouds Grund für das Video. Sondern die grossen Unterschiede bei den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen der beiden Länder in den USA.
«Witz beiseite», sagt Pitteloud – mittlerweile wieder im Anzug – und blendet eine Statistik ein, welche die Investitionen der beiden europäischen Länder in den Vereinigten Staaten zeigt. Schweden steht dabei auf Platz 14. «Und ratet mal ... Wir sind Nummer 7!»
Beide Beispiele zeigten aus Sicht des Botschafters, dass kleine Länder einen grossen Impact haben könnten. «Ja, Schweden, wir anerkennen, dass ihr einen Impact in den Vereinigten Staaten von Amerika habt.» Und es gebe so viel, was beide Länder verbinde: die Leidenschaft für Tech ebenso wie der Einsatz für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit. Schweden sei ein toller Partner. Es gebe nur eine Sache, bei der die Schweiz voraus sei: Die Schweiz habe mit «Impact USA» eine Webseite, die den Schweizer Wirtschaftseinfluss in den USA zeige. Und er lade nicht nur die Schwedinnen und Schweden, sondern auch alle Amerikanerinnen und Amerikaner ein, sich diese anzuschauen.
So sprach Pitteloud also, schaut auf seine Schweizer Uhr – und verabschiedet sich mit einem eleganten Toast auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der häufig verwechselten Länder: «Heja Sverige!»