Marlyse Schmid und Bernard Muller, Swatch-Designer der ersten Stunde, verkaufen am 10. November bei Sotheby's ihre Sammlung von Swatch-Uhren und Entwürfen. Die Versteigerung kommt zur richtigen Zeit, denn das Interesse an diesen Uhren ist wieder erwacht.


«Wir sind das lebende Gedächtnis dieses Produkts und jetzt haben wir die Gelegenheit diese Zeitzeugen weiterzugeben», sagte Bernhard Muller auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Versteigerung umfasst dabei nicht weniger als 1000 Uhren, wovon rund 380 Prototypen sind. Dazu kommen Entwurfszeichnungen und Modellstudien unter den Hammer, wie Sothebeys im Oktober mitteilte.

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Für den Abfall bestimmt

Diese Zeugen der Entstehung der Swatch hätten jedoch eigentlich gar nie vom Estrich des Neuenburger Designerpaars in eine Auktionsstube wechseln sollen. Marlyse Schmid und Bernard Muller beabsichtigen vielmehr, die umfangreiche Sammlung irgendwann zu entsorgen. Zur Freude vieler Amateur-Uhrmacher haben sie diesen Plan jedoch nie ausgeführt.


Zum guten Glück, sagt auch Pedro Reiser von Sotheby's in Genf. Denn Sammlungen, die wie im vorliegenden Fall die Entstehungsgeschichte einer Marke nachzeichne, seien «extrem selten«. «Die Sammlung gewährt einen Einblick in die ersten Jahre von Swatch – eine Periode, in der die Schweizer Uhrmacherkunst eine unerwartete Renaissance erlebt und Erfindergeist zeigt», sagt Reiser.

Vintage ist auch bei Uhren im Kommen

Als Swatch-Designer zwischen 1981 und 1986 waren Marlyse Schmid und Bernard Muller Teil dieses kreativen Schubs in der Schweizer Uhrenindustrie, die bei Swatch vom Ingenieur Jacques Müller (dem Bruder von Bernard) und Elmar Mock eingeleitet wurde.


In jüngster Zeit hat das Interesse an dieser Pionierphase wieder zugenommen. Das bestätigt auch Reiser. «Wir stellen allgemein eine grosse Nachfrage nach Vintage-Uhren und ein Wachstum dieses Marktes fest», sagt er. Neben den traditionellen Luxusmarkenuhren wie Rolex, Patek Philippe oder Cartier haben es laut Reiser auch einige anderen Uhrenhersteller geschafft, sich auf diesem Markt zu etablieren. Swatch zählt dabei zu den besonders attraktiven Marken, die auch stark emotional besetzt sei.

Gesamtheit der Kollektion bleibt erhalten

Für den Uhrenexperten bei Sotheby's macht das Design der Swatch ein beträchtlicher Teil dieser Attraktivität aus. Insbesondere weil auch so bekannten Künstlern wie Kiki Picasso oder Keith Haring bei der Gestaltung mitgewirkt hätten.

Um den zeitgeschichtlichen Aspekt der Sammlung zu bewahren, werden die rund 4000 zur Versteigerung stehenden Objekte nicht einzeln verkauft. «Ich wollte verhindern, dass nur die besonders begehrten Stücke ersteigert werden. Ein Käufer soll die ganze Design-Entwicklung kaufen», sagte Muller.

Zweite umfangreiche Swatch-Versteigerung dieses Jahr

Sotheby's hatte im April in Hongkong mit der Sammlung Dunkel die bisher wertvollste und umfangreichste Swatch-Serie versteigert. «Herr Dunkel hatte wohl die wichtigste aber nicht für die Entwicklung der Uhr bedeutendste Sammlung», sagte Muller dazu. Vor der Versteigerung in Genf wird die Sammlung in Hongkong, New York und London gezeigt. Ihr Wert wird auf mehr als eine Million Franken geschätzt.

(sda/me/jfr)