Der US-Konzern Johnson & Johnson will das Schweizer Biotechnologieunternehmen Actelion für 30 Milliarden Dollar kaufen. Der Pharma- und Konsumgüterriese aus New Jersey legt für den Hersteller von Lungenmedikamenten aus Allschwil bei Basel 280 Franken je Aktie in bar auf den Tisch, wie beide Firmen am Donnerstag mitteilten. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen unterstützten den Deal einstimmig. Die Offerte entspricht einer Prämie von 23 Prozent im Vergleich zum letzten Börsenkurs. 

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Nach der Bekanntgabe des Kaufangebots setzten die Actelion-Aktien zu einem Höhenflug an: Im frühen Handel zogen die Titel zunächst um mehr als 20 Prozent an. Um 9.50 Uhr notierten die Anteilsscheine bei einem Kurs von 272,80 Franken. Damit gewannen die Aktien gegenüber dem Vorabend zwar rund 20 Prozent an Wert. Sie notieren aber noch knapp unter dem angekündigten Preis von 280 Dollar.

Grossaktionär: Sehr attraktiv 

Gegenüber dem Durchschnittskurs der Actelion-Aktie an der Six vor der Voranmeldung des Kaufangebots entspricht der Angebotspreis laut Medienmitteilung einem Aufschlag von 46 Prozent.  

«Die Struktur des Deals ist sehr attraktiv», sagte Eleanor Taylor Jolidon, Fundmanagerin bei der Genfer Union Bancaire Privee, die Actelion-Aktien hält und zu den 40 grössten Investoren gehört.

Forschung soll ausgegliedert werden

Die Übernahme kommt erst im zweiten Anlauf zustande: Nach einer ersten Verhandlungsrunde ohne Einigung zog sich J&J zurück und vorübergehend trat der französische Pharmakonzern Sanofi als Kaufinteressent für Europas grösste Biotech-Firma auf den Plan. Das Tauziehen hat den Aktienkurs von Actelion seit Ende November hochgetrieben.

Im Zuge der Transaktion soll Actelions Forschung in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert werden, das an die Schweizer Börse Six gebracht wird. Die Actelion-Aktionäre erhalten Aktien der R&D NewCo genannten Firma. J&J wird anfangs mit 16 Prozent an dem Unternehmen beteiligt sein und hat über eine Wandelanleihe die Option, weitere 16 Prozent zu erwerben.

Clozel wird R&D NewCo leiten

Actelion-Chef Jean-Paul Clozel wird R&D NewCo leiten. Der 61-jährige Kardiologe, einer der Actelion-Gründer, war in der Vergangenheit ein entschiedener Verfechter eines eigenständigen Kurses und galt als Schlüsselfigur bei der Übernahme.

Actelion ist auf Medikamente zur Behandlung von lebensbedrohlichem Bluthochdruck im Lungenkreislauf (PAH) spezialisiert und hochprofitabel. Im vergangenen Jahr stand bei 2 Milliarden Franken Umsatz unter dem Strich ein Gewinn von 552 Millionen Franken. Analysten trauen den beiden neuen PAH-Arzneien Opsumit und Uptravi 2020 zusammen mehr als 4,6 Milliarden Franken Jahresumsatz zu.

Fusionswelle in der Pharmabranche

J&J will den Zukauf mit Geld finanzieren, das ausserhalb der USA liegt. Die Transaktion wird nach Angeben des US-Konzerns auf Basis des bereinigten Gewinns je Aktie sofort gewinnsteigernd sein. 

Die Actelion-Übernahme gehört zu den grössten Deals im Pharmasektor seit Anfang 2016. In der Branche rollt eine Fusionswelle, angetrieben vom Auslaufen vieler Patente sowie hohen Kosten für Forschung und Entwicklung. Anfang vergangenen Jahres schluckte der britische Pharmakonzern Shire nach monatelangem Flirten seinen US-Rivalen Baxalta für 32 Milliarden Dollar. Im April verstärkte der US-Pharmakonzern Abbott Laboratories mit dem 25 Milliarden Dollar schweren Kauf von St. Jude Medical sein Medizintechnik-Geschäft.

(sda/reuters/tno/cfr)