Für einen arbeitslosen Banker kommt John Mack dieser Tage reichlich oft in die Schlagzeilen der amerikanischen Wirtschaftspresse. Anfang des Jahres vermeldeten die Gazetten, der bei der Credit Suisse im vergangenen Jahr in die Wüste geschickte Co-Konzernchef könne schon bald in einem Spitzenjob bei einem grossen US-Finanzinstitut landen. Konkret soll der Immobilienfinanzierer angefragt haben. Doch «Mack the Knife» habe abgelehnt, das Hypothekengeschäft sei für einen Mann seines Kalibers doch «ein bisschen arg eng».
Ein schon verlockenderes Angebot trudelte Wochen später ein: Goldman-Sachs-Chef Hank Paulson wollte Mack als Vice Chairman für Strategieplanung anheuern. Doch auch dem blaublütigen Investment-Haus gab Mack einen Korb, für ihn komme nur ein Topjob in Frage.
Anfang April erneut Headlines: Diesmal mutmassten die Medien, im neuerlich entbrannten Machtkampf um die Position des CEO bei der Investment-Bank Morgan Stanley – eine Gruppe Abtrünniger plant dort ziemlich unverhohlen, Phil Purcell aus dem Amt zu putschen – spiele John Mack als möglicher Joker eine Schlüsselrolle.
Sämtliche Spekulationen waren jedoch Ende April Makulatur, als Berichte über einen harten Übernahmekampf um die weltgrösste Aktienbörse NYSE in New York hochkochten. Der Streit begann, als NYSE-Chef John Thain den Zusammenschluss mit der elektronischen Wertpapierbörse Archipelago ankündigte. Sofort wurde in Branchenkreisen heftig über eine zu grosse Rolle der Investment-Bank Goldman Sachs bei dem Deal diskutiert. Wenige Tage später konterte der Milliardär Kenneth Langone – ein ehemaliges NYSE-Verwaltungsratsmitglied und Mitbegründer der Baumarktkette Home Depot – seinerseits mit einem Plan zur Übernahme der Börse. In den Räumen des Hedge-Fund von Stanley Druckenmiller hatte Langone mit den Vertretern von zwölf renommierten Wall-Street-Häusern ein Konsortium geschmiedet, um die rund 3,3 Milliarden Dollar teure Akquisition zu stemmen. Mit von der Partie: John Mack, der prompt zum Sprecher der Gruppe ernannt wurde.
Will er am Ende selbst neuer Herr der NYSE werden? Mack wies derlei vehement von sich. Doch so recht glauben tut das niemand. Und am Zürcher Paradeplatz mag man sich derweil fragen, ob es richtig war, den 61-Jährigen vor die Tür gesetzt zu haben. Denn Ausnahmetalente, die so blendend vernetzt sind wie John Mack (siehe oben), gibt es im weltweiten Bankengeschäft eben doch nur wenige. DR