Das Biotechnologieunternehmen Actelion nimmt einen zweiten Anlauf für einen Milliarden-Deal mit dem US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson. Die Firmen hätten exklusive Verhandlungen über eine mögliche strategische Transaktion aufgenommen, erklärten beide Seiten am Mittwoch. Die Nachricht ist ein schwerer Rückschlag für den französischen Pharmakonzern Sanofi, der Insidern zufolge zuletzt um die Allschwiler Actelion buhlte. Das Pariser Unternehmen wollte sich nicht äussern.
Sanofi trat auf den Plan, nachdem Johnson & Johnson vor einer Woche aus den Verhandlungen mit Europas größter Biotech-Firma ausgestiegen war. Die Amerikaner hatten Insidern zufolge rund 27 Milliarden Dollar für den Hersteller von Lungenmedikamenten angeboten. Gründe für den vorläufigen Rückzug vom Verhandlungstisch nannte Johnson & Johnson nicht. Neben dem Preis könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass Actelion-Chef Jean-Paul Clozel ein Fuss in der Tür des von ihm gegründeten Unternehmens behalten wollte und sich der Konzern aus New Jersey gegen dieses Ansinnen sperrte.
Sanofi wollte Medienberichten zufolge bis zu 30 Milliarden Dollar auf den Tisch legen. Für die Pariser steht viel auf dem Spiel, nachdem sie bereits im Wettbieten um den US-Krebsspezialisten Medivation den Kürzeren gezogen hatten.
Actelion ist hoch profitabel
Wieso sich Actelion nun wieder Johnson & Johnson zuwandte, war zunächst unklar. Clozel und die Chefetage stehen inzwischen unter enormen Druck eine Vereinbarung zu unterschreiben. Andernfalls droht einen Aufstand von Investoren. Denn diese wollen sich die starken Kursgewinne der vergangenen Wochen nicht entgehen lassen. Bereits eine Offerte von 27 Milliarden Dollar würde einem Aufschlag von rund 60 Prozent im Vergleich zum Firmenwert vor dem Aufkommen der Übernahmespekulationen entsprechen. Johnson & Johnson hat mit einer Börsenbewertung von 315 Milliarden Dollar tiefe Taschen.
Die 1997 gegründete Actelion mit Sitz in Allschwil nahe Basel gilt seit längerem als Übernahmekandidat. Die Schweizer sind spezialisiert auf Medikamente zur Behandlung von lebensbedrohlichem Bluthochdruck im Lungenkreislauf (PAH). Im vergangenen Jahr stand bei 2 Milliarden Franken Umsatz unter dem Strich ein Gewinn von 552 Millionen Franken. Das weckt Begehrlichkeiten, doch bislang konnte Actelion sämtliche Übernahmeversuche abwehren.
(reuters/ccr)