Als Novartis-Präsident Vasella seinen Rücktritt bekanntgab, gab es noch eine zweite Überraschung: Jörg Reinhardt. Drei Jahre zuvor von Vasella übergangen, der Joe Jimenez zum CEO machte, verliess Reinhardt Novartis nach fast 30 Jahren zerknirscht. Nun wird er im Sommer triumphal als Oberkontrolleur nach Basel zurückkehren – und dort einiges ändern.

Mit Vasella war sich Reinhardt darin einig, dass mehrere Geschäftsfelder das Risiko gut streuen. Kritisch sieht der angehende VR-Chef aber, dass die vielen Sparten stark getrennt agieren, heisst es aus seinem Umfeld. Vasella pochte genau auf diese Eigenständigkeit. Reinhardt hält dagegen einen engeren Verbund für nötig. Er liebäugelt etwa damit, einen Produktionschef einzusetzen, der über den Sparten steht. Nur das ermögliche wichtige Lerneffekte zwischen den Einheiten des Konzerns. Derzeit kämpft Novartis mit Qualitätsproblemen in den USA, die das Thema aktueller denn je machen. Mehr zentrale Funktionen im Konzern, welche die verschiedenen Sparten verbinden, schweben auch CEO Jimenez vor.

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Ob ihr eigener Bund aber schlagkräftig genug wird, muss sich weisen. Jimenez jedenfalls lehnt sich weit aus dem Fenster. Er betont, keine Sparte werde verkauft, noch bevor sein neuer Präsident angetreten ist. Dabei sieht Reinhardt einige Geschäftsfelder durchaus kritisch.

Kritik an Minisparten. Reinhardt halte manche Konzernsparte für viel zu klein, erfuhr ein Vertrauter. So sei er gegenüber der Tiermedizin und den frei verkäuflichen Medikamenten skeptisch. Seine Meinung: Jedes Problem schlage dort gleich aufs Ergebnis durch. Die Frage komme auf, ob es sich lohne, in diesen Geschäftsfeldern zu bleiben. Es sei ja schon schwierig, für solche Kleinsparten gute Leute zu finden.

Alternativ kann Novartis nur weiter in diesen Segmenten zukaufen, wenn Jimenez es will. Reinhardt selbst äussert sich nicht. Er habe grosses Interesse, bei Novartis seinen eigenen Abdruck zu hinterlassen, sagt jedoch einer, der ihn gut kennt. Schon lange gilt Reinhardt als Manager, der Schwachstellen schnell entdeckt und auflöst. Im Gegensatz zu Vasella steht Reinhardt ungern im Rampenlicht. Der gelernte Pharmazeut agiert nicht als Selbstdarsteller, er bindet seine Truppe eng ein, kann aber auch tough sein. Bei Bayer, wohin er nach Novartis ging und wo er viele Erfolge feierte, hat er sich zuletzt auch aus diesem Grund unwohl gefühlt: Als Leiter der Gesundheitssparte konnte er nicht so durchgreifen, wie er wollte. Ihm fehlte der Handlungsspielraum. Den wird er bei Novartis bald haben.