Fussball ist ein Geschäft – ein besonders einträgliches, wenn es um die Marketing- und TV-Rechte für das alle vier Jahre stattfindende Finaltunier der Weltmeisterschaft geht. Nach mehreren Verschiebungen schnürt der Fussballweltverband, die Fifa, pünktlich auf das Jahresende sein Paket für die Turniere 2010 und 2014 und beschert den Rechtehändlern damit viel Arbeit und Nervosität während der festlichen Tage.

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Am 20. Dezember eröffnet Fifa-Präsident Joseph S. Blatter das Bieterrennen, das voraussichtlich zwei Monate dauern wird. An dessen Ende soll erstens klar sein, wer die Rechte weiterreichen darf, und zweitens, wie viel Geld der Fifa und indirekt den zahlreichen Nationalverbänden in den kommenden acht Jahren zufliessen wird.

Der Schweizer Fussball-Botschafter Blatter erwartet dabei offenbar eine neuerliche Rekordsumme. Die Spiele 2002 (Südkorea/Japan) und 2006 (Deutschland) garantierten total 3,6 Milliarden Franken an Rechteerträgen (0,8 Milliarden Marketing, 2,8 Milliarden TV). Für 2010 (Südafrika) und 2014 (voraussichtlich Brasilien) sollen es laut Fifa-Zentrale auf dem Zürcher Sonnenberg spürbar grössere Zahlen sein. Offiziell wird Fifa-Marketingchef Jérôme Valcke am 27. November an einem Fussball-Businesskongress in Dubai erstmals über das Bietverfahren berichten.

Fragt sich, ob die von Fifa-Generalsekretär Urs Linsi entworfene Kalkulation des Ertragszuwachses optimistisch oder realistisch ist. Angesichts der sinkenden oder zumindest überhitzten TV- und Sportrechte-Preise in einigen der grossen nationalen europäischen Fussballmärkte dürfte manch einer seine Zweifel hegen. Doch bei der Fifa ist man der Meinung, dass das Produkt Weltmeisterschaft nicht mit einer jährlich stattfindenden nationalen Spitzenliga zu vergleichen sei. Die Nachfrage nach dem Weltturnier sei stabil hoch geblieben.

Für einen erneuten Preisanstieg dürfte ein weiterer Umstand sorgen, der sich schon vor Valckes Dubai-Auftritt abzeichnet. Die Fifa wird bei der Vergabe erstmals technologische Unterscheidungen vornehmen: So ist es vorstellbar, dass das Recht, Fussballbilder via TV zeitecht zu übertragen, nicht an denselben Händler gehen wird wie das Recht, die bewegenden Momente per Internet zu transportieren. Ebenfalls kategorisieren lassen sich so zeitverschobene TV-Ausstrahlung (Zweit- und Drittverwertung) oder Daten- und Bildtransfer an mobile Endgeräte (Handys).

Eine Stückelung des Gesamtpakets mit Vergabe an verschiedene Partner hat Vor- und Nachteile: Einerseits verhindert die Fifa so, in dieselbe Bredouille zu geraten, wie das beim ISL-Konkurs und der Kirch-Implosion 2001 der Fall war. Nur einen oder zwei Partner zu haben, hat sich für die Fifa vor drei Jahren als ein gefährliches Klumpenrisiko erwiesen. Ausserdem scheint inzwischen die Rechte-Vorfinanzierung in der Höhe von mehr als vier Milliarden Franken für einen oder zwei Trader zu hoch. Andererseits dürften Synergie- und damit Sparpotenziale bei einer Trennung nach Technologien vor allem auf Händlerseite verloren gehen. Besonders ärgerlich wäre dies für die Trader, würde doch ihr zu erwartender Margenverlust wegen einer einseitigen Gewinnsteigerung auf Seiten der Fifa zu Stande kommen.

Noch ärgerlicher für die Händler ist, dass die Fifa derzeit über eine weitere Neuerung berät: Blatter, Linsi und Co. spielen mit dem Gedanken, in bedeutenden Fussballmärkten (England, Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland) die TV-Bilder selber zu produzieren. So wären die Rechtehändler erstmals ausgeschaltet, die Margen gehörten der Fifa, und den Händlern blieben nur die Brosamen. Der Entscheid ist noch nicht gefallen. BA