Jürg Zeltner, Chef des UBS Vermögensverwaltungsgeschäfts, schöpft wieder Zuversicht und versucht, die Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen. «Wir tragen eine neue UBS an den Markt», sagte Zeltner jüngst selbstbewusst. Der 43-jährige Schweizer hat im Februar 2009 die Leitung des Kerngeschäfts der Grossbank übernommen. Zeltner, der als junger Bankangestellter beim früheren Bankverein seine Sporen abverdiente und heute bei der UBS bereits auf 26 Dienstjahre kommt, muss es noch dieses Jahr gelingen, die Abflüsse an Kundengeldern zu stoppen.
Anonymer Brief der Mitarbeiter
«Die Stimmung ist viel besser geworden», sagt Zeltner kürzlich in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Ein anonymer Brief, der an verschiedene Zeitungen versandt wurde, spricht allerdings eine andere Sprache. «Wir UBS-Mitarbeiter sind empört und enttäuscht!», heisst es darin. Als Beispiel wird Jürg Zeltner aufgeführt, der seinen Bruder Urs Zeltner begünstigt haben soll. Jürg Zeltners Bruder arbeitet ebenfalls in der Sparte Wealth Management. Er ist Deutschland-Chef am Standort Zürich und hat die Funktion Client and Specialist Advising inne. Dies, obwohl jüngst eine neue Richtlinie betreffend Familienmitglieder erlassen worden sei, so das Schreiben weiter.Bei der UBS heisst es, die Bank verfüge über eine interne Regelung betreffend möglicher Interessenkonflikte, die entstehen können, wenn familiäre oder sonstige persönliche Beziehungen zwischen UBS-Mitarbeitern beziehungsweise zu Kunden oder Zulieferern bestehen. Die Regelung verhindere Interessenkonflikte oder den Anschein eines Konflikts, einer Voreingenommenheit oder eines Autoritätsmissbrauchs.
Die Regelung habe aber nicht zum Ziel, Familienmitgliedern die Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns zu untersagen, betont die UBS. In Fällen, in denen eine Beziehung aufgrund der Funktionen zu Interessenkonflikten führen kann, würden angemessene Massnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Beziehung keinen Einfluss auf Entscheidungen in geschäftlichen oder führungsrelevanten Aspekten hat. «Die UBS hat den Fall von Jürg und Urs Zeltner sorgfältig geprüft und die nötigen Massnahmen getroffen», sagt UBS-Sprecher Andreas Kern. Präzisieren will er die genauen Massnahmen aber nicht.
Früherer Deutschland-Chef
Kurz bevor CEO Oswald Grübel ans Ruder kam, übernahm Jürg Zeltner seinen heutigen Posten. 2007 wurde Zeltner Chef des UBS Wealth Management von Nord-, Ost- und Zentraleuropa und nahm Einsitz im ehemaligen Group Managing Board. Zuvor leitete er von 2002 bis 2005 das Deutschland-Geschäft der Grossbank. Er war also in jener Zeit CEO der UBS Deutschland, als die UBS-Banker gemäss Strafanzeige des deutschen UBS-Kunden Peter S. Tarnkonstrukte zur Steuerflucht errichtet haben sollen (siehe «Handelszeitung» vom 14. April 2010).