Nach der Fahrt mit der Vespa von seinem Wohnsitz in der Stadt Zürich in die Bankzentrale an der Bahnhofstrasse sah er jeweils ziemlich verwuschelt aus. Nun, als Chef der Bank, hat er auf ein standesgemässes Verkehrsmittel umgesattelt: eine silbergraue Mercedes-Limousine. Er müsse viel telefonieren, das gehe im Auto eben einfacher als auf der Vespa, begründete er im kleinen Kreis.
Doch es gibt noch einen anderen Grund: Er hat den Wohnort gewechselt – seit Kurzem residiert er im Steuerparadies Wollerau hoch über dem Zürichsee. Passend zu seinem nunmehr deutlich erhöhten Lohn – das CEO-Salär bei der Bank liegt bei rund sechs Millionen Franken. Passend dazu gab es in den letzten Monaten ein paar Imagekorrekturen: Das strubbelige Haar ist kürzer geschnitten, der Bart im Pflegeschnitt etwas gestutzt. Auch wenn er noch nicht ganz die Grandeur seiner Genfer Banquier-Kollegen verströmt und ihm der leicht abgehobene Habitus der Grossbanker um die Ecke abgeht, so ist doch klar: Hier hat sich einer in Rekordzeit zum Bankchef gewandelt.
Auf dem Radar hatte ihn niemand. Philipp who?, war die Reaktion in der Branche, als die Bank Anfang Juli die Personalie verkündete. Das Erstaunen wurde nicht kleiner, als man einen genaueren Blick auf den Neuen warf: Hier hatte Julius Bär einen Mann zum CEO erhoben, der keine Erfahrung im klassischen Private Banking hatte, dem Kerngeschäft der 130 Jahre alten Bank. Er hatte nie eine Marktregion geführt, nie ein gewichtiges Kundensegment geleitet. Er war zwar schon seit 15 Jahren bei der Bank, seit 2016 auch in der Geschäftsleitung, aber sein Segment Externe Vermögensverwalter & Global Custody gilt nicht eben als zentraler Bereich. Er hatte nicht Ökonomie oder Bankwesen, sondern Biotechnologie studiert, seine Stärke ist das prozessorientierte Denken. So hatte er für die Bank das Anlageprozedere neu aufgestellt. Ist das nicht etwas wenig für eine so anspruchsvolle Aufgabe? Würde er intern den Respekt und den nötigen Support bekommen?