Still wurde es um Hans J. Bär, nachdem er 1993 den Geschäftsleitungsvorsitz und 1996 das Amt des VR-Präsidenten der Privatbank Julius Bär abgegeben hatte. Doch seit kurzem tanzt der 76-Jährige wieder auf dem Medienparkett: Sein Buch «Seid umschlungen, Millionen» bringt die Gemüter der Bankenkollegen zum Kochen, fordert er doch eine partielle Aufgabe des Bankgeheimnisses.
Beifall hingegen erntete er für seine Seitenhiebe gegen die Salärexzesse eines Marcel Ospel, des VR-Präsidenten der UBS, oder eines Daniel Vasella, des CEO von Novartis. «Heute nennt man etwas unethisch, was einst schlicht als kriminell gegolten hat», schreibt Hans J. Bär in seinem Buch, das in Auszügen als Vorabdruck in der Februar- und der März-BILANZ erschienen war. «Exorbitante Vorstandsbezüge könnten als Anstiftung zum Klassenkampf interpretiert werden.»
Der Doyen der Bankenszene übersieht ein Detail: Auch in Julius Bärs Konzernleitung um Walter Knabenhans hält man sich in Sachen Entlöhnung nicht zurück. Dies liegt vor allem an der hohen Zahl an Verwaltungs- und Konzernleitungsmitgliedern, die sich zum Grossteil aus dem 37-köpfigen Aktionariat der Familie Bär zusammensetzen. Insgesamt wurden so im vergangenen Jahr 14,3 Millionen Franken an 22 Konzernleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder ausbezahlt. Eine stattliche Entlöhnung dafür, dass der Reingewinn 2003 um gut die Hälfte auf 83 Millionen sank. Ein ziemlicher Schrecken aber für die Aktionäre der kotierten Privatbank, zumal neun Prozent des Reingewinns für die Konzernleitungshonorare draufgingen. Im Vergleich: Zementhersteller Holcim wendete 2003 nur 1,9 Prozent des Unternehmensgewinns für die Entschädigung seiner Konzernleitungsmitglieder auf, Riechstoffproduzent Givaudan 2,3 und der Versicherer Zurich Financial Services 2,4 Prozent.
Damit steht Julius Bär in Sachen Gesamtentlöhnung im Vergleich zu den restlichen SMI-Titeln an neunter Stelle, vor Ciba, Swiss Life und Swisscom.
Ob Hans J. Bär als Ehrenpräsident des Julius-Bär-Verwaltungsrats von diesen Auswüchsen wusste, ist offen. Für eine Stellungnahme war er nicht bereit. Seitens der Presseabteilung hiess es lediglich: «No comment.»