Justin Sun sorgt für weltweite Aufregung: Am vergangenen Mittwochabend ersteigerte er bei Sotheby’s in New York die Banane von Maurizio Cattelan, und zwar für 6,2 Millionen Dollar. Ein stolzer Preis, denn die exotische Frucht, die im Kunstwerk «Comedian» zum Auftritt kommt, hatte auf dem Fruchtmarkt in New York gerade mal 35 Cents gekostet, das Klebeband, mit dem die Banane an die Wand geheftet wird, dürfte nur wenig teurer sein.

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Als Käufer von «Comedian» trat Justin Sun auf, ein Kryptounternehmer aus China, der ein überaus schillerndes Leben führt, das ihn immer wieder in die Schweiz führte. Im März 2023, als die Credit Suisse einen Retter brauchte, bot er für die Bank 1,5 Milliarden Dollar in Kryptowährungen an. Damit wollte er, wie er auf Twitter ankündigte, die Bank «in die Web3.0-Welt» integrieren. Doch seine Social Media-Gemeinde zeigte wenig Verständnis für den Kauf einer Bank, deren Kunden das Weite suchten und höhnte: «Frag über Social Media gleich noch Warren Buffet, ob er dir Liquidität zur Verfügung stellt.»

Immerhin hatte es ihm die Schweiz angetan, eines der kryptofreundlichsten Länder der Welt, wie er sagte. Das zog es ihn definitiv hin. In Genf schaffte es der Anfangdreissiger sogar zum Botschafter am Sitz der Welthandelsorganisation WTO, wo er offiziell nicht etwa seine Heimat China vertrat, sondern die winzige Karibikinsel Grenada, wo Korruption nichts Aussergewöhnliches ist. Als WTO-Gesandter Grenadas verbrüderte er sich nach dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine nicht mit dem Opfer, wie dies die offizielle Haltung Grenadas war, sondern mit dem russischen WTO-Botschafter, womit er ganz auf Linie der Regierung in Beijing war.

«Bring diese Banane zum Mars»

Die Staatsbürgerschaft des Inselstaates und den Diplomatenpass hatte er wohl mit Zahlungen ergattert. Wie andere auch, denn im diplomatischen Corps der Karibikinsel sassen bis vor kurzem 25 chinesische Staatsbürger, die als Botschafter oder Handelsbevollmächtigte des Kleinstaates unterwegs waren und in den Gremien ihre Stimmen abgaben, meist im Interesse Chinas. Als es letztes Jahr zu einem Machtwechsel auf der Karibikinsel kam, machte der neue Premierminister Dickon Mitchell Schluss mit den Hobby-Diplomaten in Chinas Interessen. Der Diplomatenpass musste Sun zwar abgeben, aber auf die lieb gewonnene Bezeichnung «His Excellency» mag er bis heute nicht verzichten.

Nach seinem Abtritt von der grossen WTO-Bühne in Genf kümmert sich der Unternehmer wieder vermehrt um seine Kryptogeschäfte und bewirtschaftet seine Tron-Blockchain und Tron-Kryptowährung. Und er pflegt seine Präsenz in den sozialen Medien. Zuletzt kündigte er an, er werde die 6-Millionen-Banane als Zeichen für seine Kunstaffinität verspeisen. Nun fordert er: «Bring diese Banane zum Mars», was als Aufruf an Elon Musk gedacht ist, Suns grandioses Krummwerk mit einer Starship-Rakete ins Sonnensystem auf Reise zu schicken. Und vielleicht kommt die Einverleibung der Banane gar nie zustande, denn Justin Sun will Sotherby's in Tron-Token zahlen, der Auktionär aber bevorzugt Bitcoin oder Ethereum als Zahlmittel.