Als Chef von Delica hatte Raphael Gugerli ein weites Feld. Die Migros-Industrietochter ist wohl am bekanntesten für ihr Kaffeegeschäft, wozu auch das junge System Coffee B gehört. Aber damit nicht genug: Delica steht auch für Schokolade, Biscuits und Glace. Wie das Onlineportal «Inside Paradeplatz» mitteilt, sei es zu einem unerwarteten Abgang gekommen; Gugerli sei nicht mehr CEO. 

Ein Migros-Sprecher bestätigt den Chefwechsel an der Delica-Spitze. Gugerli sei aber nicht, wie Inside Paradeplatz meldete, aktuell und «über Nacht» abgetreten, sondern habe das Unternehmen bereits per Ende März verlassen.

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Vormaliger Supply-Chain-Chef als neuer Delica CEO

Dies aufgrund unterschiedlicher Ansichten zur zukünftigen Ausrichtung der Migros-Industrietochter. Nach Gugerlis Abgang sei bei der Delica ein neuer CEO eingesetzt worden, heisst es bei der Migros: «Thomas Gubler, der bisherige Supply-Chain-Chef, ist seit April neuer Chef bei Delica.» 

Delica beschäftigt an fünf Standorten in der Schweiz und in zahlreichen ausländischen Niederlassungen rund 2200 Mitarbeitende. Zum Begriff wurde das Unternehmen in jüngster Zeit auch durch seine Pionierrolle im Kaffeekapselgeschäft. Mit Coffee B lancierte Delica im Herbst 2022 ein Kapsel-System, das nicht aus Kapseln, sondern aus abbaubaren Kaffee-Kugeln besteht. 

Schleppender Geschäftsgang bei Coffee B Grund des Chefwechsels?

Wie erfolgreich Coffee B wirklich performt, zeigte die Migros bisher nicht in konkreten Zahlen. Dass das Unternehmen die zugehörigen Kaffeemaschinen zeitweise verschenkte, werteten Beobachter als Zeichen dafür, dass Coffee B kein Publikumsrenner sei. Bei der Migros selber hiess es, dass solche Aktionen in diesem Geschäft gang und gäbe seien. Zweifel hielten sich trotzdem. 

Inside Paradeplatz spekuliert, dass der Delica-Chefwechsel damit zu tun habe, dass Coffee B zum «Grossflop» zu werden drohe. Leute, die am Kapselgeschäft nah dran sind, glauben nicht, dass die Migros nach weniger als zwei Jahren bei Coffee B schon den Stecker ziehen wird. Vielmehr könnte der Wechsel an der Delica-Spitze damit zu tun haben, dass die Migros-Industrie von einem neuen Manager geführt wird. Matthias Wunderlin, vormals Marketing-Chef des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB), steht seit Dezember 2023 an der Spitze aller Migros-Industrie-Töchter. 

Was bedeutet: Auch bei den Betrieben, die traditionell für die Eigenmarken des orangen Riesen zuständig sind, ist neue Bewegung drin. Die Migros-Industrie ist gerade daran, sich neu zu sortieren. So will sich das Unternehmen etwa von seiner Kosmetikfirma Mibelle trennen. Gut möglich, dass der neue Migros-Industrie-Chef, der erst wenige Monate im Amt ist, also auch für Delica neue Ideen hat. Ideen, zu denen der Delica-Chef nicht mehr passte.