Nach dem missglückten Relaunch von Cailler droht der nächste Flop von Nestlé. Das jedenfalls wird in der Branche gemunkelt. Nescafé Dolce Gusto, das neue Kaffeekapselsystem, verkaufe sich weniger gut als erhofft, heisst es. «Das stimmt überhaupt nicht im Gegenteil», sagt Nestlé Generaldirektor Lars Olofsson, zuständig für Marketing und Strategic Business Units bei Nestlé. Ohne seine Aussage aber mit Zahlen zu belegen: «Aus Konkurrenzgründen», wie Olofsson betont.

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Seit vergangenem Oktober wird Nescafé Dolce Gusto in der Schweiz, Deutschland und England im Detailhandel verkauft. «Wir übertreffen unsere Pläne und Budgets», versichert er, «sonst würden wir nicht noch stärker in unsere Produktionsanlage in England investieren und in andere Märkte wie Spanien und Osteuropa einsteigen.» Demnächst soll auch Trinkschokolade ins Sortiment genommen werden. Und bereits denke man bei Nestlé auch über Teekapseln nach, die man in Zukunft anbieten möchte, erklärt Olofsson. Allerdings räumt der Nestlé-Generaldirektor ein, dass Nescafé Dolce Gusto in der Schweiz wegen der starken Kapselkonkurrenz leicht unter Plan sei. Immerhin zeige aber auch Migros Interesse am System.

Migros dementiert jedoch, dass diesbezüglich Gespräche mit Nestlé laufen. Schliesslich führt Migros mit Delizio bereits ein eigenes Kaffeekapselsystem, das seit kurzem auch bei Fust und somit an insgesamt 720 Verkaufspunkten in der Schweiz erhältlich ist. Rund 80 Mio Delizio-Kapseln sollen vergangenes Jahr verkauft worden sein, was einem Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr von 50% entspricht.

Trotzdem ist Nestlé von ihrem zweiten Kapselsystem Dolce Gusto überzeugt und hofft auf ähnlichen Erfolg wie mit Nespresso, das 1986 lanciert wurde, mittlerweile weltweit erhältlich ist und vergangenes Jahr einen Umsatz von 1,163 Mrd Fr. erzielt hat. Bis 2010 erwartet Nestlé mit Nespresso gar einen Umsatz von 2 Mrd Fr.

Kräftemessen mit Kraft Foods

Im Gegensatz zum erfolgreichen Nespresso, das als «Super-Premium-Marke» gilt und nicht im Detailhandel erhältlich ist, soll Dolce Gusto ein breites Massenpublikum ansprechen. Die neuen Kapseln sind preiswerter, werden auch als leicht gesüsste Milchpulverkapseln angeboten und in der Schweiz unter anderem in grösseren Coop-Läden wie auch bei Manor und Carrefour verkauft. Partner des Einportionensystems ist der Haushaltmaschinenhersteller Krups. In der Schweiz muss sich Dolce Gusto nicht nur gegenüber Migros Delizio, sondern unter anderen auch gegenüber Tassimo des amerikanisches Nahrungsmittelmultis Kraft Foods behaupten. Tassimo ist wie Dolce Gusto im Detailhandel erhältlich.

Beim zweitgrössten Schweizer Detailhändler hat aber Tassimo die Nase vorn, das bereits 2005 im Markt eingeführt wurde: «Dolce Gusto ist erst seit kurzem auf dem Markt, der von einer starken Konkurrenz geprägt ist, und erreicht deshalb nicht dieselben Umsätze wie Tassimo, zumal Tassimo auch in mehr Verkaufsstellen erhältlich ist», sagt Coop-Mediensprecher Takashi Sugimoto.

Im hart umkämpften Mittelfeld der Kaffeekapseln tut sich offensichtlich selbst ein abgebrühter Nahrungsmittelriese wie Nestlé schwer.

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Nestlé: Das letzte Jahr mit CEO

Peter Brabeck

Rekord

Peter Brabeck gibt sich auch in seinem Abschiedsjahr als CEO vorsichtig im April 2008 wird sein Nachfolger ernannt und erwartet für 2007 ein organisches Wachstum zwischen 5 und 6% sowie eine Verbesserung der Ebit-Marge. Für 2006 präsentiert er ein Rekordergebnis mit einem Umsatz von 98,5 Mrd Fr., einem Ebit von 13,3 Mrd Fr. und einem Reingewinn von 9,2 Mrd Fr.

Risiken

«Wenn ein Unternehmen keine Risiken eingeht, ist es zum Sterben verurteilt», sagte Nestlé-Chef Brabeck vergangene Woche und verteidigte damit den missglückten Relaunch der Marke Cailler unter Nelly Wenger. Ein weiteres Risiko geht er nun mit Nestlé Dolce Gusto ein.

Cailler

Der Auftritt der neu bearbeiteten Schokoladenmarke wird Ende März vorgestellt. Eine Einigung mit dem Discounter Denner, der wegen Preiserhöhungen Cailler nicht mehr führt, kam immer noch nicht zustande. Die Verhandlungen gehen weiter.