Die Credit Suisse plant, das Fünf-Sterne-Haus «Savoy» am Zürcher Paradeplatz zu verkaufen. Die Bank bestätigte am Donnerstag entsprechende Medienberichte. Es ist eine der letzten Prestige-Immobilien in den Büchern der Bank. Und es ist ein Zeichen der Not.

«Die Bank hat sich entschieden, ein Verkaufsverfahren für das Hotel Savoy einzuleiten», sagt eine Sprecherin. Die Entscheidung sei bei der Überprüfung des Immobilienportfolios im Rahmen der globalen Immobilienstrategie gefallen, heisst es offiziell.

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Tatsache ist aber, dass das Haus über Jahre als unverkäuflich galt. Ex-Präsident Urs Rohner trat Gerüchten, wonach die CS einen Verkauf plane, stets resolut entgegen. Ex-CEO Tidjane Thiam brüstete sich mit dem Nobelhotel. In Bankenkreisen gilt das «Savoy» als erweitertes Büro des CS-Kaders.

Kapitalerhöhung vermeiden

Der Verkauf reiht sich ein in eine lange Geschichte von Immobilien-Deals. Die Credit Suisse hat in den zehn Jahren von 2011 bis 2021 Prestige-Immobilien in geschätztem Gesamtwert von rund 2,6 Milliarden Franken verkauft, darunter Prunkgebäude wie das Grieder-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse oder den Leuenhof in Zürich. Das zeigt eine Aufstellung der «Bilanz».

Mit dem Geld aus den Immobilienverkäufen hat die CS immer wieder die Gewinnrechnung gebessert. Im Januar etwa, als die Bank mit einer Gewinnwarnung für Schockwellen sorgte, weil die Rückstellungen hochgeschraubt wurden, merkte die CS positiv an, dass die erhöhten Rückstellungen teilweise kompensiert worden seien durch «Immobilienverkäufe von 225 Millionen Franken».

Fire Sale

Der Verkauf von 20 kleineren und mittleren Filialen spülte diesen Betrag in die Kassen. Im Februar verkaufte die CS dann den regionalen Hauptsitz in Basel an die Swiss Life. Gemäss Experten sind nur noch 30 bis 35 Filialen im Eigentum der Bank. Von den Zürcher Prunkgebäuden sind nur noch der Hauptsitz am Paradeplatz 8 und das Hotel Savoy in den Büchern der CS. Beide galten als unverkäuflich. Das Savoy ist es ganz offenbar nicht mehr. 

Ausserhalb von Zürich bleibt der Credit Suisse nur ein einziges wirklich wertvolles Gebäude: der Regionalsitz an der Place de Bel-Air in Genf. Ein anderer CS-Sitz in Genf, an der Rue de Lausanne, wurde 2019 verkauft. Das Haus im noblen Bahnhofsquartier ging an den britischen Asset Manager Schroders. Die CS-eigenen Immobilien dürften mittlerweile nur noch 2 oder 2,5 Milliarden Franken wert sein.

Die Bank hat innert eines Jahrzehnts mindestens die Hälfte des Tafelsilbers verkauft, um die Erfolgsrechnung aufzubessern, aber auch um den Regulator zu bedienen. Denn die Banken müssen ihre eigenen Betriebsimmobilien mit Eigenkapital unterlegen. So blockieren die eigenen Gebäude indirekt den Kapitaleinsatz für andere Geschäfte.

Familie Kipp-Bechtolsheimer als Interessentin

Auch Konkurrenten wie die UBS haben in den letzten Jahren grosse eigene Liegenschaften veräussert. Der Verkauf des «Savoy» ist aber ein anderes Kaliber. Er geht mitten ins Herz der Grossbank. Ohne Not würde sich die CS nicht davon trennen.

Als Käufer gehandelt wird Götz Bechtolsheimer, der Enkel des 2017 verstorbenen Unternehmers Karl-Heinz Kipp. Die Familie Kipp-Bechtolsheimer wird auf über 3 Milliarden Franken geschätzt. Der Clan kontrolliert unter anderem die Hotelkette Tschuggen mit Ablegern in Arosa GR, St. Moritz GR und Ascona TI.

Die Familie Kipp-Bechtolsheimer hegt schon seit Jahren Ambitionen rund um die Zürcher Bahnhofstrasse, das teuerste Pflaster der Schweiz. Die Immobilie an der Zürcher Poststrasse 5, direkt neben dem «Savoy», gehört seit 2016 zum Imperium

Savoy Baur en Ville

Savoy Baur en Ville: Die Deckenleuchter im Festsaal sind mit Swarovski-Kristallen behangen.

Quelle: Hotelleriesuisse

Die Geschichte des Hotel Savoy Baur au Ville beginnt 1838. Es ist das älteste Grand Hotel der Stadt. Der Musiker Franz Liszt nächtigte ebenso darin wie General Dufour oder der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. 

Wegen Umbau geschlossen

Das Haus ist seit mindestens vier Jahrzehnten im Besitz der Credit Suisse. Es wurde immer wieder für Konferenzen, Kundenempfänge und Kadertreffen genutzt. Wegen Umbauarbeiten ist es seit Anfang 2022 bis Mitte 2024 geschlossen. Danach soll die Hongkonger Mandarin Oriental das operative Business übernehmen.

Der letzte Grossumbau stammt aus den 70er-Jahren. Damals wurde das Haus komplett abgerissen und mit alter Fassade neu hochgezogen. Die Zahl der Zimmer verkleinerte sich von 170 auf 104. Nach dem laufenden Umbau sollen es noch 80 Zimmer sein. 

Das Savoy geht zurück auf den legendären Bäcker und Hotelier Johannes Baur. Sechs Jahre nach der Eröffnung des Savoy sperrte das Baur au Lac direkt am Ufer des Zürichsees die Türen auf. Es war gedacht als Sommer-Dépendance des Baur en Ville, dessen Ruf sich schnell in die ganze Welt verbreitete.

Im Hotel nächtigten Wirtschaftskapitäne, Könige und Staatspräsidenten. Die Deckenleuchter im Festsaal sind mit Swarovski-Kristallen behangen. Den Boden bedeckt ein königsblauer Wollteppich mit Goldmuster und unifarbenem Randfries. 
 

Uetlihof-Deal geplatzt

In Sachen Immobilien und Credit Suisse gibt es auch Entwicklungen, welche die Bank als Mieterin betreffen. So soll der Deal zum Verkauf des Uetlihofs, wo die CS eingemietet ist, geplatzt sein, weil die Käufer befürchten sollen, dass die CS vorzeitig ausziehe. Das berichtet «Finews» mit Bezug auf die britische Onlineplattform «bisnow.com».