Die Entflechtung von IC Cham und Kardex schliesst ein heisses Kapitel der «New Economy» ab. Die einstige Commcept und heutige Tuxedo Invest hatte sich im Börsenboom auf einige wenige, dafür substanzielle Beteiligungen konzentriert, darunter auch IC Cham, die ihrerseits eine Mehrheit an der Kardex hält. Nach dem massiven Kurstaucher erwies sich dies für die Anleger als Klumpenrisiko. Bei der wenig beliebten Beteiligungsgesellschaft lag der Aktienkurs deutlich unter dem anteiligen inneren Wert. Weil Tuxedo-Verwaltungsratspräsident Urs Schenker und Portfoliomanager Peter Lehner zum Handeln gezwungen waren, wird zwischen dem Papierspezialisten IC Cham und dem Logistikanbieter Kardex nun eine aktionärsfreundliche Trennung möglich.

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Neu mit Einheitsaktie

Stimmen die Aktionäre von Tuxedo und Kardex der Fusion an ihren Generalversammlungen im Mai zu, wird der Tuxedo-Titel nach einer Tauschaktion vom Börsenblatt verschwinden, dafür aber eine gesplittete Kardex-Aktie (Verhältnis 1:5) ab dem 3. Juni eine markant breitere Anlegerschaft finden. Die Partizipationsscheine (PS), ein überholtes und wenig begehrtes Finanzie-rungsinstrument, werden gleichzeitg in Aktien umgewandelt. Zudem findet eine Kapitalerhöhung statt, die 61,4 Mio Fr. in die Kassen von Kardex bringt. Richard Flury, CEO und VR-Delegierter, will damit u.a. die Wachstumschancen in den aufstrebenden Märkten Osteuropas und Asiens nutzen.

Mit der neuen Einheitsaktie putzt sich Kardex als klar fokussierter Anbieter von Lager- und Fördertechniksystemen heraus. Der Free-Float steigt auf 72%, während die von Philipp Buhofer kontrollierte Buru-Holding mit dem Kauf von Kardex-Aktien aus den Tuxedo-Beständen künftig mit einem 16%-Paket zur Hauptaktionärin wird. Die bisherdominante IC Cham hält nach dem Aktientausch kapital- und stimmenmässig noch 12%. Im Verwaltungsrat werden die personellen Gewichte mit dem Rücktritt der beiden IC-Cham-Leute Heinrich Spoerry und Ernst Meiss, bei einer Zuwahl von Buhofer und Komax-Chef Leo Steiner entsprechend korrigiert.

Die in vier Geschäftssparten gegliederte Kardex hat einige harte Jahre hinter sich. Der wirtschaftliche Abschwung liess die Investitionsfreude vieler Unternehmer erlahmen. Im letzten Geschäftsjahr brillierte einzig die Sparte Industrielle Automatisierungs- und Fördertechnik (AFT), die ihren Umsatz dank der Realisierung von grossen Fabrikprojekten in der Automobilindustrie um knapp 50% auf 212 Mio Fr. steigern konnte. Obwohl der Autoabsatz in Europa stockt, zeichnen sich für diese Branche weltweit günstige Perspektiven ab. Mit einem ausgeklügelten Projektmanagement vermag Kardex den Autobauern vorab in die Expansionsmärkte von Südostasien zu folgen. Nebst zwei Produktionszentren in Deutschland verfügt AFT über einen industriellen Brückenkopf in Südkorea. Dazu kommt eine eigene Gesellschaft in Schanghai, die europäische Grosskunden wie etwa VW betreut.

Bereits fällt mehr als ein Drittel des Divisionsumsatzes in Asien an. Ist AFT als Projektmanager involviert, lassen sich auch die Margen verbessern, und nach der Installation schliessen sich finanziell interessante Serviceverträge an. Hauptabnehmer sind nebst der Autoindustrie die grossen Haushaltgerätehersteller, Zigarettenproduzenten und Spitäler.

Auf Direktvertrieb setzen

Im Geschäftsbereich Kardex Remstar Megamat (KRM) fällt Europa mit über 80% Verkaufsanteil weiterhin die dominierende Rolle zu. Bei den dynamischen Lager- und Bereitsstellungssystemen verschieben sich die Fertigungsstandorte zunehmend nach Osteuropa und dem Fernen Osten. Kardex setzt vermehrt auf den Direktvertrieb, anstatt den Umweg über lokale Distributoren zu gehen. Davon verspricht man sich einen besseren Kundenkontakt. Schon jetzt können mit 75% aller Industriekunden Wartungsverträge abgeschlossen werden. Im konjunkturell kühlen Klima sind die Verkäufe um 3% auf 256 Mio Fr. zurückgeglitten.

In der Division Stow, die statische Regallagersysteme produziert und vertreibt, sind die Nachfrageschwankungen besonders ausgeprägt. Nach einem schlechten Start konnte im letzten Jahr der Umsatz um rund 8% auf knapp 130 Mio Fr. gesteigert werden. Demgegenüber rutschte die Sparte Speziallager-Technik (STE) mit dem Verkauf der Retis Software auf noch rund 17 Mio Fr. zurück.

Konzernchef Flury gibt sich für das laufende Jahr vorsichtig optimistisch. Sorgen bereitet der hohe Stahlpreis, der auf die Marge drückt. In Osteuropa und Asien zeichnen sich gute Expansionschancen ab. Branchenbeobachter erwarten einen klar höheren Umsatz, der sich positiv auf den Betriebs- und Reingewinn auswirken sollte. Den eher verhaltenen Resultaten aus dem ersten Quartal kommt beim Logistikanbieter ohnehin nur eine geringere Bedeutung zu.

Kardex: Angaben in Mio Fr.

2002 2003 2004E1 2005E

Umsatz 550 613 640 670

Betriebsgewinn (Ebit) 18.4 19.7 28.0 38.0

Umsatzrendite (in %) 3.4 3.2 4.4 5.7

Reingewinn 4.1 8.1 15.0 24.0

Gewinn pro Aktie (in Fr.) 0.75 2.03 2.68 4.29

KGV 244 90 14 9

Dividende (in Fr.) O.60 O.80 1.00

E = geschätzt;

KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis 1 AKTIEn-SPLIT/KAPITALERHöHUNG

Quelle: VONTOBEL

Tipp: Der Kardex-Titel wandelt sich zur aktionärsfreundlichen Aktie. Nach der Entflechtung von der IC Cham entfällt der Konglomeratscharakter. Konjunkturell bleibt der Titel anfällig, es eröffnen sich am Anfang eines Aufwärtszyklus aber ebenso gute Wachstumschancen in Osteuropa und Asien. Als Kostenführer hat Kardex komparative Vorteile gegenüber der Konkurrenz.