Claude René Béglé ist seit zehn Jahren im Postgeschäft. 1997 verliess er die Konsumgüterbranche (Nestlé, Philip Morris) und heuerte beim holländischen Postbetrieb TNT an. Dann wechselte er zu Geopost, dem Pakteversand der französischen La Poste. Als Chef des internationalen Paketversandgeschäfts kaufte der promovierte Ökonom im Sauseschritt 40 Firmen zusammen. Vorgabe war es, den Marktführer Deutsche Post (DP) in Bedrängnis zu bringen.
Geopost rutschte zwischenzeitlich wegen hoher Abschreibungen und Akquisitionskosten in die Verlustzone ab, doch stieg sie zum drittstärksten Paketdienst in Europa auf, hinter den Deutschen und den Holländern.
Zur Konkurrenz. Dann gab es offenbar Spannungen mit dem Vorgesetzten Paul-Marie Chavanne, dem Geopost-Generaldirektor und Konzernleitungsmitglied bei La Poste. Im September 2005 äusserte Béglé öffentlich Abwanderungsgelüste. Kurz darauf meldete das Fachblatt «Verkehrsrundschau»: «Béglé ab sofort von allen seinen Ämtern bei der französischen Post entbunden.» Nun war klar: Er wechselt zum Erzkonkurrenten DP, wo man ihm den roten Teppich ausrollte.
Ende 2005 wurde er Topmanager im DP-Bereich DHL Express Deutschland. Mit vier Milliarden Euro Umsatz war er nun für den grössten DHL-Länderbereich zuständig und sollte mithelfen, die angeschlagene Tochterfirma wieder in Schwung zu bringen.
Seine Mitarbeiter nahmen ausserdem zur Kenntnis, welch abenteuerliche Ferien ihr Chef unternahm. In der DHL-Personalzeitung «Express D» schrieb er im August 2006 von einem Wildhüter-Kurs in Kenya. Vor seinen Augen stritten sich zwei Löwen um einen Büffelkadaver. Der Hobby-Wildhüter philosophierte: «So ist das wahre Leben.» Die Depeche an die Paketboten endete so: «Viele Grüsse aus der Savanna. Ich freue mich, nächste Woche wieder in Bonn zu sein!»
Vorfreude stellte sich allerdings nicht bei allen ein. «Er scharrte vom ersten Tag weg mit den Hufen», meint ein DP-Kader. Béglé war auf der zweiten Hierarchiestufe angesiedelt, doch er wollte nach oben, in die Konzernleitung, die Klaus Zuminkel präsidierte.
Dünne Luft. Im Herbst 2006 verdichteten sich die Gerüchte, wonach die Luft dünn werden könnte. Zumwinkel zog eine Umstrukturierung im Expressbereich durch, eines der Opfer sollte gemäss Fachpresse Béglé sein. Neu wurden die Bereiche Brief und Paket zusammengelegt, Chef der fusionierten Abteilung wurde Uwe Brinks, ein alter DP-Hase. Béglé war am alten Arbeitsplatz überzählig. Er behielt zwar den Titel des Managing Director, wurde aber mit einer neuen Aufgabe betraut. Nun war er in der Stabstelle Public Policy and Sustainability aktiv, wo er die Initative «Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung» betreute. Sein Hauptdossier war gemäss Deutscher Post die Organisation einer «Urbanisierungskonferenz» im chinesischen Chongqing im Sommer 2008. Vor Ort war auch Aussenminister Steinmeier.
Béglés Karriere, die fulminant begann, in die oberen Chefetagen der europäischen Postkonzerne führte, endete in Bonn als Organisator einer internationalen Wirtschaftskonferenz – vorläufig. Nach der China-Tagung meldete sich die Zürcher Headhunterin Doris Aebi (Aebi + Kuehni) und brachte ihn als Präsidenten der Schweizer Post ins Spiel.