Der frühere Migros-Manager Dieter Berninghaus und der österreichische Immobilien-Investor René Benko planen offenbar ihren nächsten grossen Coup. Wie die Nachrichtenagentur «Reuters» unter Berufung auf drei Insider berichtet, verhandeln Berninghaus und Benko mit dem kriselnden kanadischen Warenhaus-Unternehmen Hudson's Bay Company (HBC) über einen Zusammenschluss ihrer Warenhäuser in Deutschland.
Konkret geht es darum, dass Benkos Signa Retail – Besitzerin der Warenhauskette Karstadt – bei HBCs Deutschland-Tochter Kaufhof einsteigt. Zunächst soll Signa 50 Prozent der Kaufhof-Immobiliengesellschaft und 51 Prozent des operativen Geschäfts übernehmen – mit der Option einer Vollübernahme. Die Unternehmen äussern sich derzeit nicht dazu.
Der Traum von der Warenhaus AG
Benko träumt bereits seit Jahren von einer «Deutschen Warenhaus AG», also der Zusammenführung der beiden grossen Warenhaus-Ketten in Deutschland. Nun scheint er so nah an der Erfüllung seines Traums zu sein wie nie zuvor. Der österreichische Selfmade-Mann hatte schon mehrfach vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen. Zuletzt bot er rund 3 Milliarden Euro für Kaufhof. Doch deren Mutter HBC hatte die Offerten bislang immer abgeschmettert.
Die aktuellen Gespräche seien in einem frühen Stadium, so die Insider. Will heissen: Ob ein Deal zustande kommt, steht noch in den Sternen. Aber: HBS respektive Kaufhof steht mit dem Rücken zur Wand. Das Geschäft lahmt – in Deutschland, aber auch im Heimmarkt Nordamerika. Um flüssig zu bleiben, hat HBC in den letzten Monaten diverse Immobilien verkauft.
HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Karstadt ging 2014 an Benkos Signa. Doch während Kaufhof seither an Umsatz verliert und mit ständigen Management- und Strategie-Wechseln Kunden und Belegschaft verunsichert, ist Karstadt ein eindrücklicher Turnaround gelungen. Das Unternehmen schreibt wieder schwarze Zahlen. Saniert wurde es von Stephan Fanderl, Dieter Berninghaus' operativer Chef bei Signa Retail. Die beiden kennen sich aus ihrer Zeit bei der Migros-Tochter Denner. Heute noch ist Fanderl Verwaltungsrat beim Schweizer Discounter.
Auch Ernst Tanner profitiert
Signa besteht aus zwei Unternehmensteilen. Zum einen aus einem Immobilien-Entwickler, Signa Real Estate. Direkt und indirekt hält die Firma in ganz Europa Immobilien im Wert von rund 12 Milliarden Euro. Zum anderen aus einem Detailhandelsunternehmen, Signa Retail. Es setzt aktuell knapp 4 Milliarden Euro. Gelenkt wird Signa Retail von Zürich aus. Benkos Retail-Mastermind Berninghaus hat sein Büro unweit des Paradeplatzes. An Signas oberster Holding ist neben Benko – er hält die Mehrheit – auch Ernst Tanner, Präsident von Lindt & Sprüngli, beteiligt. Und Torsten Toeller, Gründer von Fressnapf.
Zu Signa Retail gehören neben Karstadt auch die Luxus-Warenhäuser der Kadewe-Gruppe – sie werden vom Schweizer André Maeder geführt –, die Sportartikelkette Karstadt Sports sowie eine ganze Reihe von E-Commerce-Anbietern.
Einstieg in den Möbelhandel
Letzte Woche hat sich Signa Retail auch den zweitgrössten Möbelhändler Österreichs gesichert. Das Unternehmen Kika/Leiner hat das Duo Benko/Berninghaus vom ums Überleben kämpfenden Möbelriesen Steinhoff übernommen – für einen symbolischen Euro. Zum Deal gehören auch diverse Immobilien. Sie dürften für rund 500 Millionen Euro an Benko gehen; der tatsächliche Preis ist noch Gegenstand von Verhandlungen.
Mit den Immobilien von Kika/Leiner hat Signa Retail einiges vor. Unter anderen sei geplant, wie zu hören ist, in einer Leiner-Filiale in der Wiener Innenstadt den ersten Kadewe ausserhalb von Deutschland aufzubauen.
(mit Material von Reuters)