Im umkämpften Lebensmittelhandel dominieren zwei Trends: Erstens drängen immer mehr Convenience-Anbieter auf den Markt. Zweitens eifern viele Händler dem US-Giganten Amazon nach und tüfteln ebenfalls an kassenlosen Läden. Shops also, die ohne oder mit kaum Personal auskommen und bis zu 24 Stunden geöffnet sind.
Migros ist gleich beiden Trends auf der Spur. Als Innovationstreiber bringt sich Anton Gäumann ins Spiel. Der Chef der mächtigen Migros Aare sinnierte im März in einem Interview mit der «Berner Zeitung» über einen Laden, in dem künftig keine Kasse mehr steht: «Eine Art ‹Voi to go›», sagte er in Anspielung auf das Vorbild Amazon Go.
«Voi go» und «Voi to go» stehen zur Auswahl
Nun macht Gäumann ernst: Der Migros-Genossenschafts-Bund hat jüngst im Namen der Migros Aare die beiden Marken «Voi go» und «Voi to go» schützen lassen, wie Recherchen der BILANZ zeigen. «Mit der ersteren verfolgt die Migros Aare Pläne für einen kassenlosen Laden, die zweite soll eher in Richtung Convenience-Angebot auf Voi-Basis gehen», bestätigt Sprecherin Andrea Bauer. Beide Formate befinden sich nun in der Konzeptphase.
Pikant: Migros spielt mit dem Namen nicht nur auf Amazon an, besonders an «Voi to go» dürfte sich Rivalin Coop nicht gerade erfreuen. Der Basler Detailhändler expandiert derzeit an hoch frequentierten Standorten mit dem Convenience-Format «Coop to go» und betreibt schon 18 Filialen – 2016 waren es erst sieben. Kommentieren will Coop die Namensgebung der Konkurrentin aber nicht.
Klassische Tante-Emma-Läden
Mit Voi setzt auch Migros auf Expansion. Schweizweit gibt es bereits 54 Filialen. «Das Konzept ist erfolgreich, weshalb wir kontinuierlich neue Filialen eröffnen», sagt Bauer. Der Trend gehe wieder stärker in Richtung Nahversorger. Voi-Filialen sind klassische Tante-Emma-Läden, die im Franchisemodell betrieben werden. Migros stellt den Betreibern eine komplett einsatzbereite Filiale mit Sortiment zur Verfügung; auch Cumulus-Punkte werden akzeptiert.
Lanciert wurde Voi 2007 von der Migros Aare. Noch heute verantwortet sie Konzept und Bau, danach ist indes die jeweilige Genossenschaft zuständig. Anfangs etabliert als Nahversorger in Agglomerationen und ländlichen Gebieten, drängt Migros mit Voi nun in die Innenstädte. Geplant ist ein Laden in der Berner Altstadt. In der Stadt Zürich gibt es bereits sieben Filialen. Im Gegensatz zum Mutterkonzern verkaufen Voi-Läden auch Bier, Wein und Zigaretten. Hinsichtlich eines kassenlosen 24-Stunden-Betriebs dürfte das besonders attraktiv sein.
Ebenfalls an einer kassenlosen und 24 Stunden lang geöffneten Filiale tüftelt Migros-Tochter Migrolino, wie kürzlich bekannt wurde. Sie zielt vor allem auf Pendler ab.