Diese Geschichte handelt von zwei Männern, die sich nicht leiden können. Von Männern mit grossen Egos und grossen Ambitionen. 
Es ist die Geschichte von René Benko, 
dem österreichischen Immobilien-Investor und Besitzer der deutschen Warenhauskette Karstadt – und von Richard Baker, dem Präsidenten der kanadischen Hudson’s Bay Company, die in Deutschland den Karstadt-Rivalen Kaufhof besitzt.

Die Geschichte spielt in Wien, in Toronto. Vor allem aber in Zürich. Hier ist die Zentrale von Signa Retail, dem Dach über Benkos milliardenschweren Detailhandelsaktivitäten. Im neunten Stock eines Bürohauses unweit des Paradeplatzes sitzt Dieter Berninghaus auf einem brandneuen Ledersofa. Er war früher Handelschef der Migros. Heute ist Berninghaus Benkos Strategie-Mastermind und Chef der Signa Holding. Er trägt Pulli, Chinos und Sneakers von Puma – und wirkt tiefenentspannt, obwohl er gerade fast rund um die Uhr arbeitet.

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Spiel auf Zeit

Denn Signa will Kaufhof kaufen – für 3 Milliarden Euro. Das detaillierte und durchfinanzierte Angebot liegt bei Richard Baker auf dem Tisch. Doch der ziert sich. Er lässt verbreiten, die Offerte sei unverbindlich und unvollständig. «Reine Nebelpetarden», sagt Berninghaus. Signa hat den Deal mit Profis vorbereitet. Mit 
im Boot sitzen die Wirtschaftskanzlei Skadden und die M&A-Berater von Evercore. Sie haben – unter anderem – Amazons Übernahme von Whole Foods orchestriert.

Fakt ist: Baker will nicht an Benko verkaufen. Der Amerikaner aus besten New Yorker Kreisen hält Benko für einen Emporkömmling. Er kann Benko nicht leiden, obwohl sich die beiden noch nie getroffen haben. Die Zeit aber spielt gegen Baker.

Probleme zuhauf

Er hat mit Kaufhof 2015 ein profitables Handelshaus gekauft – und es seither nach allen Regeln der Kunst heruntergewirtschaftet. Kaufhof schreibt rot, hat Zoff mit Lieferanten und Personal, verschleisst Kaderleute in Serie. Das Warenhaus wurde von der kanadischen Mutter regelrecht ausgesaugt. Die Immobilien: ausgelagert. Die Mieten: erhöht. Die Gewerkschaften: auf 180. Die Aussichten: dunkelrot.

Hinzu kommt, dass Baker unter Druck von aktivistischen Investoren steht. Sie wollen ihn zwingen, sich aus dem verlustträchtigen Europageschäft zu verabschieden und mit dem Erlös Schulden zu tilgen. Die Offerte aus Zürich spielt ihnen also in die Hände, was sie auch bereits ausnutzen. 3 Milliarden Euro sind schliesslich viel Geld für ein Handelsgeschäft, das im Konkurrenzkampf mit schnell wachsenden Online-Anbietern und unzähligen stationären Händlern ohnehin vor einer harten Zukunft steht.

Kartellamt? Kein Problem!

Kurz: Baker steht mit dem Rücken zur Wand. Selbst das deutsche Kartellamt wird ihm nicht helfen. Zwar wird der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof zu einem faktischen Warenhaus-Monopol in Deutschland führen. Aber die Wettbewerbshüter beurteilen die Marktmacht eines Akteurs nicht nach Verkaufsformaten, sondern nach Produktgruppen, wie Berninghaus erklärt. «Und da gibt es allenfalls in der Kategorie Reisegepäck ein Thema.»

Signa wolle mit der Übernahme «keinen Immobilien-Deal» machen, betont der Handelsprofi weiter. «Wir wollen einen Retail-Deal.» Im Klartext: Er glaubt an die Zukunft des Warenhauses in Deutschland. «Als wir Karstadt übernommen haben, schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Heute arbeitet jeder einzelne Standort profitabel.» Was Karstadt-Chef Stephan Fanderl hinbekommen habe, sei «eine Turnaround-Meisterleistung. So etwas habe ich noch nie gesehen.» Berninghaus ist zuversichtlich, dass Signa bei Kaufhof Ähnliches wiederholen könnte.

Geografische Expansion

Zudem würde ein Deal ein anderes strategisches Thema bei Signa erleichtern. Die Gruppe könnte mit den Luxus-Kaufhäusern der Kadewe-Group, an denen sie beteiligt ist und die vom Schweizer André Maeder geführt werden, endlich nach Düsseldorf und Frankfurt expandieren. In beiden Städten betreibt Kaufhof an erstklassigen Lagen Warenhäuser, während Kadewe auf Berlin, Hamburg und München beschränkt ist.

Benkos Zürcher Mastermind geht die Arbeit vorerst nicht aus.