Die Oberaufseher der Dax -Konzerne haben 2014 deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Die Gesamtvergütung der Aufsichtsratschefs stieg um knapp 7 Prozent auf durchschnittlich 390'000 Euro, wie aus einer Analyse der Unternehmensberatung hkp hervorgeht. Spitzenreiter war demnach VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch, der mit knapp 1,48 Millionen Euro oder einem Plus von 24 Prozent so viel verdiente wie kein anderer Dax-Aufsichtsratschef jemals zuvor.
Die Spreizung ist allerdings enorm: Mit deutlichem Abstand folgen auf Piëch die Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner (Deutsche Bank ) mit 818 500 Euro und Gerhard Cromme (Siemens ) mit 616'500 Euro. Am unteren Ende der Vergütungsskala finden sich die Oberaufseher Igor Landau von Adidas mit 160'000 Euro, Fritz-Jürgen Heckmann von HeidelbergCement mit 151'000 Euro und Wolfgang Mayrhuber von Infineon, der sich mit 141'500 Euro begnügen muss.
Spitzenverdiener Brabeck und Weber
Piëchs Vergütung kann sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen: Neben Achleitner (Platz 19) ist er (Platz 5) der einzige Chefkontrolleur eines deutschen Börsenriesen, der es in die Top 20 aus Europa und den USA schafft. Auch wenn die Arbeitsbelastung nicht vergleichbar ist: Als Spitzen-Verdiener kann sich Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck-Letmathe nach den Angaben über 5,9 Millionen Euro freuen, Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber bei der Grossbank UBS über knapp 5,0 Millionen Euro.
Insgesamt liegt die Durchschnittsvergütung eines Dax-Aufsichtsratsvorsitzenden aber deutlich unterhalb des durchschnittlichen Vergütungsniveaus der Euro-Stoxx-Unternehmen von 621'000 Euro (ohne Schweizer Vollamt-Verwaltungsräte).
Kritik an Vergütung
Der Vergütungsanstieg in Deutschland resultierte vor allem aus höheren Fest- und Ausschussvergütungen, während die kurzfristigen variablen Vergütungsanteile sanken. hkp-Partner Joachim Kayser kritisierte, dass damit die Aufsichtsratsvergütung im Dax künftig die wirtschaftlichen Ergebnisse der Unternehmen immer weniger widerspiegele.
hkp-Studienautorin Regine Siepmann warnte: «Sinken künftig die Unternehmensgewinne, werden die Aufsichtsratsvergütungen nicht mehr zurückgehen.» Das sei nicht angemessen. Die Experten fordern daher, Aktien als eine langfristige Komponente einzusetzen, um die Erfolgsorientierung der Aufseher zu gewährleisten.
Nicht mehr gerechtfertigt
Gleichzeitig kritisierte Kayser, dass die Vorstandsvorsitzenden der Dax-Unternehmen noch immer 14 mal mehr überwiesen bekommen als die Chefkontrolleure: «Dieser Abstand ist vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Verantwortung und des höheren Aufwands für Aufsichtsräte nicht gerechtfertigt und im Sinne eines Agierens auf Augenhöhe mit dem Vorstand sogar kontraproduktiv.» Im Schnitt verdienten Dax-Bosse den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 5,9 Millionen Euro - ein Zehntel mehr als 2013.
(awp/ccr)